27.01.2020 09:40:45
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MÄRKTE EUROPA/Risiko-Assets werden verkauft - Sicherheit ist Trumpf
Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte sind am Montag deutlich tiefer in den Handel gestartet. Damit dauert die Berg- und Talfahrt an den Börsen an. Die Richtung gibt die Nachrichtenlage rund um die Ausbreitung des neuen Coronavirus vor. "Es wird darauf ankommen, wie die Märkte die weitere Verbreitungswahrscheinlichkeit einschätzen werden", heißt es in den Mußler-Briefen. Zwar hält die chinesische Regierung das neue Virus für weniger gefährlich als Sars. Sie hat aber bereits vorsorglich das chinesische Neujahrsfest um drei Tage bis zum kommenden Sonntag verlängert. Und in Japan könnte das Wachstum nach ersten Berechnungen um 0,2 Prozentpunkte niedriger ausfallen, vor allem weil der Tourismus stark von chinesischen Reisenden abhängig ist.
Die unmittelbaren ökonomischen Folgen - Produktionsausfälle aufgrund von Krankheits- oder Todesfällen - liegen nach Einschätzung der Commerzbank sehr wahrscheinlich in Dimensionen unter dem Niveau, das im Bruttoinlandsprodukt Chinas sichtbar werde. Selbst Sars - die letzte medial gehypte Epidemie - habe 2002/03 weltweit weniger Todesopfer verursacht als die Grippewelle 2012 allein in Deutschland, die keine sichtbaren ökonomischen Folgen hatte. Ökonomisch relevant wird eine Epidemie, wenn sowohl die individuelle als auch die politische Risikowahrnehmung sich von der statistischen Bedrohung unterscheiden.
Die Anleger gehen erst einmal in Risk-Off-Modus, der DAX notiert am Morgen 1,3 Prozent tiefer bei 13.395 Punkten, der Euro-Stoxx-50 handelt 1,2 Prozent tiefer. Die sicheren Häfen sind abermals gesucht, Gold legt um weitere 0,3 Prozent zu, auch Anleihen notieren leicht im Plus.
Impulse dürften am Vormittag vom ifo-Geschäftsklima-Index ausgehen. Erwartet wird ein weiterer Anstieg auf 97,0 von 96,3. Dabei sollen die Geschäftserwartungen noch stärker gestiegen sein als die Lagebeurteilung.
Rohstoff-, Reise- und Luxus-Aktien schwach erwartet
Mit Blick auf die Situation in China dürften Anleger zum Start in die Woche vor allem die Rohstoff-, Öl-, Reise- und Luxus-Aktien meiden. "Für eine Tendenzwende gibt es hier noch keinen Anlass", sagt ein Händler. Dazu müssten entsprechende Entspannungsanzeichen zur Bekämpfung der Krankheit her. Die Rohstoff-Preise stehen mit den Sorgen unter Druck, die Krankheit könnte das Wachstum belasten. Die Reisetätigkeit leidet unter der Quasi-Quarantäne für 50 Millionen Chinesen, die auch die Einkäufe von Luxusgütern verringern dürfte.
Der Sektor-Index der europäischen Minenwerte stellt mit einem Minus von 3,2 Prozent den größten Verlierer, die Aktien der Flug- und Reiseunternehmen geben im Schnitt um 2,1 Prozent nach. Dagegen hält sich der Sektor der defensiven Versorger mit einem Abschlag von 0,3 Prozent vergleichsweise gut.
Als positiv für die Aktie von Aareal Bank wird ein Bericht des Handelsblatts gewertet, nach dem die Investment-Gesellschaft Petrus Advisors den Anteil von gut 2 Prozent aufstocken könnte. Die Zeitung beruft sich auf Finanzkreise. Petrus-Advisors-Partner Till Hufnagel habe Interesse an einem stärkeren Engagement in Deutschland bestätigt, aber keinen Namen genannt: "Wir haben schon ein Unternehmen im Auge", zitierte ihn die Zeitung. Die Aktie notiert gegen den Trend leicht im Plus.
Italienische Renditen fallen nach Regionalwahlergebnis
Die Renditen italienischer Staatsanleihen kommen etwas zurück, nachdem bei der Regionalwahl in Emilia-Romagna am Wochenende die schon bislang regierenden Sozialdemokraten gewonnen haben. Die Rendite zehnjähriger italienischer Anleihen (BTP) sinkt um 1 Basispunkt auf 1,081 Prozent. Der Renditeabstand zu Bundesanleihen verringert sich um 15 Basispunkte auf knapp unter 145 Basispunkte.
Das Ergebnis der Wahl in der Region Emilia-Romagna dürfte den Druck auf die italienische Koalitionsregierung lindern und dieser in den kommenden Monaten den Rücken stärken, sagen Chefvolkswirtin Loredana Maria Federico und Anleihestrategin Chiara Cremonesi von Unicredit. Sie halten es für möglich, dass der Spread zehnjähriger BTP zu Bundesanleihen auf 135 bis 140 Basispunkte schrumpft.
Die Analysten der Citigroup vermuten, dass sich das italienische Länderrisiko als Folge des Wahlergebnisses stabilisiert. Das Wahlergebnis habe überrascht, fügen sie hinzu.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.735,52 -1,15 -43,64 -0,26
Stoxx-50 3.424,52 -1,19 -41,38 0,63
DAX 13.394,92 -1,34 -181,76 1,10
MDAX 28.393,58 -1,42 -408,66 0,29
TecDAX 3.176,50 -1,53 -49,47 5,36
SDAX 12.378,94 -1,56 -196,28 -1,06
FTSE 7.479,39 -1,41 -106,59 0,58
CAC 5.941,19 -1,38 -83,06 -0,62
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite -0,34 0,00 -0,58
US-Zehnjahresrendite 1,65 -0,04 -1,03
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Uhr Fr, 17.35 Uhr % YTD
EUR/USD 1,1032 +0,0% 1,1031 1,1021 -1,6%
EUR/JPY 120,36 +0,2% 120,15 120,56 -1,3%
EUR/CHF 1,0714 +0,1% 1,0707 1,0709 -1,3%
EUR/GBP 0,8436 +0,0% 0,8435 0,8435 -0,3%
USD/JPY 109,09 +0,2% 108,92 109,41 +0,3%
GBP/USD 1,3076 -0,0% 1,3077 1,3066 -1,3%
USD/CNH 6,9755 +0,3% 6,9535 6,9359 +0,1%
Bitcoin
BTC/USD 8.624,26 0,84 8.552,26 8.471,26 +19,6%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 52,96 54,19 -2,3% -1,23 -12,9%
Brent/ICE 59,63 60,69 -1,7% -1,06 -9,7%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.577,26 1.571,80 +0,3% +5,46 +4,0%
Silber (Spot) 18,17 18,10 +0,4% +0,07 +1,8%
Platin (Spot) 990,15 1.006,65 -1,6% -16,50 +2,6%
Kupfer-Future 2,64 2,68 -1,6% -0,04 -5,5%
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com
DJG/thl/cln
(END) Dow Jones Newswires
January 27, 2020 03:41 ET (08:41 GMT)
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