29.07.2015 16:32:49
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MÄRKTE EUROPA/Leichtes Plus - Heftige Reaktion auf Quartalszahlen
Von Michael Denzin
FRANKFURT (Dow Jones)--Leicht im Plus zeigen sich Europas Börsen am Mittwochnachmittag. Die Berichtssaison sorgt für teils deutliche Kursbewegungen wie bei Bayer, Linde und VW. Aber auch das Übernahmekarussell dreht sich, nach LafargeHolcim wollen sich nun HeidelbergCement und Italcementi vereinen. Der wichtigste Termin des Tages, die Zinsentscheidung der US-Notenbank, steht allerdings erst nach Handelsschluss in Europa an und sorgt für Zurückhaltung. Der Dax steigt um 0,2 Prozent auf 11.199 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,3 Prozent auf 3.564 Zähler nach oben.
An der Börse dreht sich alles um eine Frage: Wird die Fed im September oder erst im Dezember das erste Mal nach acht Jahren die Zinsen anheben? Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA deuten an, dass die Konjunktur an Fahrt verliert und sich das Umfeld für eine Zinserhöhung damit eintrübt. Auch am Immobilienmarkt läuft es nicht rund und mit China schwächelt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Ein Blick auf die Zinskontrakte am US-Terminmarkt zeigt, dass dort mit einer ersten Anhebung der Zinsen per September mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent gerechnet wird, per Dezember mit 70 Prozent.
Im Fokus steht daneben eine weitere Übernahme im Zementsektor. HeidelbergCement im DAX will nun die Italcementi übernehmen. Nach dem Zusammenschluss von Lafarge und Holcim war bereits mit weiteren Zusammenschlüssen in der Branche gerechnet worden. Analysten äußern sich jedoch zurückhaltend: Die Credit Suisse ist "überrascht", J.P.Morgan nennt den Kauf nur mäßig attraktiv. Jefferies hält die beiden allerdings für eine gute Ergänzung.
An der Börse wird befürchtet, dass die Heidelberger eine Kapitalerhöhung vornehmen, um den Kauf zu stemmen. Die Aktie verliert 6,6 Prozent. Der Jahresumsatz von HeidelbergCement würde sich durch die Übernahme zudem "nur" um gut 4 Milliarden Euro auf geschätzte 16,5 Milliarden Euro erhöhen. Der Kaufpreis dafür wird an der Börse als "nicht billig" eingestuft. Die Aktien von Italcementi haussieren daher um 49 Prozent.
Im Blick steht auch die Auto-Branche mit Zahlen von VW und Peugeot-Citroen: Trotz guter Zahlen verlieren VW über 3 Prozent. "Die Kursbewegung erinnert an die Daimler-Aktie, die am Donnerstag nach sehr guten Quartalsergebnissen am Ende auch nachgegeben hat", sagt ein Händler. Dass die Wolfsburger den Absatz in China in diesem Jahr voraussichtlich nicht mehr steigern könnten und Preisdruck sähen, komme am Markt schlecht an. Übergeordneter Verkaufsgrund sei weiter die Sorge, dass die Tage des Rekordwachstums in der Branche gezählt sind. Equinet bemängelt zudem die Entwicklung des Vorsteuerergebnisses.
Um 5,2 Prozent nach oben geht es hingegen nach Halbjahreszahlen für Peugeot. Für ein Unternehmen, das vor zwei Jahren noch Geld verloren und sich in einer finanziellen Notlage befunden habe, seien die Geschäftszahlen außerordentlich, kommentieren die Analysten von Bernstein. Die 5 Prozent Gewinnmarge im Automobilgeschäft sei besser, als man es sich "in seinen wildesten Träumen" habe vorstellen können.
Im Pharmasektor sieht es gut aus: Bayer springen um 4,4 Prozent. Operativ sind die Geschäfte im zweiten Quartal überraschend gut gelaufen und haben die Erwartungen übertroffen. Die Analysten von Bryan Garnier nennen die Zahlen "sehr positiv". Auch GlaxoSmithKline hat beim Gewinn je Aktie die Erwartungen übertroffen; die Aktien steigen 2,9 Prozent.
Linde hat dagegen enttäuscht; die Aktien verlieren 2 Prozent. In der Sparte Engineering wurden sogar die Unternehmensziele gesenkt. "Nach dem schwachen ersten Quartal in diesem Segment hat sich die Nachfrage im zweiten Quartal nicht erholt." Vor allem der Absatz in der Petrochemie dürfte angesichts des schwachen Ölpreises negativ gewirkt haben, heißt es im Handel.
In Europa überwiegen dagegen die positiven Überraschungen. So treiben sehr gute Zahlen von KPN und Telefonica Deutschland die Branche mit 1,3 Prozent Plus an die Gewinnerspitze. KPN legen um 3,1 Prozent zu, Telefonica Deutschland um 1,4 Prozent.
Im Luxussektor läuft es weiter überraschend gut: Wie am Vortag bereits Kering überzeugte nun auch LVMH. Die Aktien des französischen Konzerns legen 2,2 Prozent zu. Sowohl Umsatz als auch Gewinn stiegen stärker als erwartet.
Bei den Banken steigen Barclays nach Zweitquartalszahlen um 2 Prozent zu. Investec hebt vor allem die Entwicklung im Investmentbanking positiv hervor. Die dortigen Einnahmen liegen mit 2,15 Milliarden Pfund Sterling deutlich über den Schätzungen der Analysten von 1,96 Milliarden.
Bei den Ölwerten legen TOTAL um 1 Prozent zu. Der Konzern lieferte nach Statoil und BP am Vortag die dritte positive Überraschung in der Branche. Der bereinigte Nettogewinn sei angesichts des Ölpreisverfalls erstaunlich, sagt ein Pariser Händler. Sollten in den USA die Zahlen von Chevron und Exxon im Wochenverlauf ebenfalls weniger schlecht als befürchtet ausfallen, könnte eine globale Rally der gebeutelten Ölwerte die Grundlage für marktbreite Erholung bilden.
Bei den Nebenwerten legen Osram um 0,4 Prozent zu. "Die Ergebnisse sind fast durchweg etwas besser als erwartet. Positiv ist auch die Ankündigung, dass die Abspaltung des klassischen Leuchtmittelgeschäfts Anfang kommenden Jahres durch sein soll", sagt ein Händler. Talanx verlieren 1,5 Prozent. Der Versicherer richtet sein Lebensversicherungsgeschäft neu aus, zusätzliche Kosten belasten das Ergebnis. In der Folge hat das Unternehmen den Ausblick gesenkt.
INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.563,80 +0,27% Stoxx-50 3.401,82 +0,99% DAX 11.198,77 +0,22% FTSE 6.599,92 +0,68% CAC 4.999,48 +0,45% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 153,6 -15
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7.52 Uhr Di, 17.25 Uhr EUR/USD 1,1035 -0,15% 1,1051 1,1051 EUR/JPY 136,47 0,04% 136,41 136,50 EUR/CHF 1,0624 -0,17% 1,0642 1,0658 USD/JPY 123,68 0,21% 123,42 123,52 GBP/USD 1,5661 0,37% 1,5604 1,5599
=== Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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July 29, 2015 10:02 ET (14:02 GMT)
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