01.12.2014 18:33:32

MÄRKTE EUROPA/Kurssprung von E.ON kann Börsen nicht befeuern

   Von Benjamin Krieger

   Die Aufspaltung des E.ON-Konzerns hat die Aktie des Stromversorgers zu Wochenbeginn an die Spitze der europäischen Blue-Chips geführt. Gegen den insgesamt etwas schwächeren Gesamttrend sprang der Kurs von E.ON um 4,2 Prozent nach oben. Schwache Konjunkturdaten aus China und Deutschland drückten dagegen auf breiter Front auf die Aktienkurse. Der offizielle chinesische Einkaufsmanagerindex ist im November auf den tiefsten Stand seit acht Monaten gefallen. Das deutsche Pendant fiel sogar auf den tiefsten Stand seit 17 Monaten und gleichzeitig unter die Wachstumsschwelle.

   Der Dax verlor daraufhin 0,2 Prozent auf 9.964 Punkte und der Euro-Stoxx-50 gab um 0,6 Prozent auf 3.231 Punkte nach. Die größten Kursverluste meldeten die Börsen aus der Peripherie der Eurozone. In Madrid, Mailand und Portugal gaben die Leitindizes zwischen 0,9 und 1,7 Prozent nach.

   Kein gutes Haar ließ Mark Grant von Southwest Securities am deutschen Einkaufsmanagerindex: "Ich weiß, dass dieses Wort in der höflichen europäischen Gesellschaft verboten ist, aber man nennt das Schrumpfung", sagte Grant zum Einkaufsmanagerindex, der mit 49,5 unter die Expansionsschwelle von 50 gerutscht ist. Trotz aller jüngsten Versuche der EU, die Wirtschaftskraft in der Eurozone durch "Bilanzierungsmethoden" besser aussehen zu lassen, sei die deutsche Wirtschaft in die kontraktive Zone gerutscht. "Europa entwickelt sich von schlecht zu schlechter", lautete Grants Fazit.

   Deutschlands größter Stromversorger E.ON will sich in zwei Gesellschaften aufspalten. Die Geschäftsfelder konventionelle Erzeugung, globaler Energiehandel sowie Exploration und Produktion will E.ON in ein neues Unternehmen auslagern und sich künftig auf die Geschäfte mit Erneuerbaren Energien, Netzen und Endkunden konzentrieren. Wegen der schlecht laufenden Geschäfte mit konventionellen Kraftwerken rechnet E.ON zudem mit weiteren Abschreibungen von 4,5 Milliarden Euro im laufenden Geschäftsjahr.

   Im Handel wurden diese Aufspaltungspläne als logischer und nachvollziehbarer Schritt bezeichnet angesichts der aktuellen Energiepolitik. Die milliardenschweren Abschreibungen dürften als Schlussstrich unter eine alte Ära aufgefasst werden, sagte Heino Ruland von Ruland Research. "Wir werten dies als positiven Schritt, um die Risiken abzubauen und die Operationen neu zu ordnen", sagte Harold Hutchinson von Investec.

   Die Analysten von equinet warnten, dass die "Bad Bank" für die konventionelle Energieerzeugung das Problem aufwirft, wer diese Risiken künftig schultern soll. "Kein einziges Unternehmen wird in Europa so gut aufgestellt sein", hielt E.ON-Chef Johannes Teyssen dem entgegen. Und Bundeswirtschaftsminster Sigmar Gabriel sagte, die Bundesregierung werde genau darauf achten, dass E.ON bei der Aufspaltung Rückstellungen für den Abbau von Atomkraftwerken bildet.

   Im Sog von E.ON gewannen auch die Aktien von RWE 0,8 Prozent hinzu. "Der RWE-Konzern ist ähnlich aufgestellt wie E.ON, von daher wäre auch bei RWE eine Neuaufstellung nicht überraschend", sagte ein Händler. Allerdings dürfte das wegen der vielen kommunalen Anteilseigner schwerer in die Praxis umzusetzen sein.

   Für starke Kursausschläge sorgte der geplante Zusammenschluss der Immobilienkonzerne Gagfah und Deutsche Annington. Mit der Fusion würde eine der größten Wohnimmobiliengesellschaften Europas entstehen. Die Deutsche Annington bietet insgesamt 18 Euro je Gagfah-Aktie. Deren Kurs schoss denn auch um 12,7 Prozent auf 17,48 Euro nach oben. Deutsche Annington verloren dagegen 2,7 Prozent. Der Kaufpreis von fast 4 Milliarden Euro wurde im Handel als recht hoch eingeschätzt.

   Der Pilotenstreik bei der Lufthansa konnte der Aktie nicht viel anhaben, sie schloss nahezu unverändert. "Die Luftfahrtbranche ist der Hauptgewinner des fallenden Ölpreises", sagte ein Händler.

   Die Rohstoffpreise stabilisierten sich nach dem Ausverkauf der vergangenen Woche etwas. So fiel beispielsweise der Preis für leichtes US-Heizöl zunächst noch um weitere fast 4 Prozent, um sich dann jedoch um knapp 7 Prozent zu erholen. "Der erste große Verkaufsdruck in der Anlageklasse Rohstoffe scheint vorbei zu sein", sagte ein Händler. Auch Gold erholte sich um rund 2 Prozent auf knapp 1.200 US-Dollar und Kupfer um 1,4 Prozent.

   Der starke Kursverlust der Vodafone-Aktien drückte den europäischen Telekomsektor um 0,8 Prozent. Medienberichte über einen möglicherweise kostenträchtigen Kauf von Liberty Global durch Vodafone belasteten Vodafone-Aktien. Die sind im europäischen Telekomsektor mit einem Index-Anteil von 22 Prozent mit großem Abstand das Schwerstgewicht.

   Der schwache Einkaufsmanagerindex aus China ließ Anleger einmal mehr Papiere der großen in London gelisteten Bergwerkskonzerne verkaufen. Der Sektor der Rohstoffproduzenten gab um 0,9 Prozent nach. China ist nach wie vor größter Rohstoffimporteur der Welt.

   Der Euro wertete zum Dollar auf. Vom Tief bei 1,2419 im asiatischen Handel stieg die Gemeinschaftswährung im Verlauf des Tages bis auf 1,2507 Dollar. Seit einem Monat schon stabilisiert sich die Gemeinschaftswährung zum Dollar an der Marke von 1,25 Dollar. Zuvor hatte der Euro in den Monaten Juli bis Oktober heftig abgewertet. Bundesanleihen gaben am Montag nach, hier nahmen Anleger nach den jüngsten Rekordständen Kursgewinne mit.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.232,91 -18,02 -0,6% +4,0% Stoxx-50 3.056,80 -18,70 -0,6% +4,7% Stoxx-600 345,64 -1,61 -0,5% +5,3% XETRA-DAX 9.963,51 -17,34 -0,2% +4,3% FTSE-100 London 6.656,37 -66,25 -1,0% -1,4% CAC-40 Paris 4.377,33 -12,85 -0,3% +1,9% AEX Amsterdam 423,47 -2,39 -0,6% +5,4% ATHEX-20 Athen 313,39 +0,43 +0,1% -18,6% BEL-20 Bruessel 3.277,21 -10,70 -0,3% +12,1% BUX Budapest 17.086,34 -263,75 -1,5% -8,0% OMXH-25 Helsinki 3.035,73 -5,68 -0,2% +7,1% ISE NAT. 30 Istanbul 106.728,58 -43,22 -0,0% +29,5% OMXC-20 Kopenhagen 757,73 -2,98 -0,4% +23,1% PSI 20 Lissabon 5.176,14 -68,39 -1,3% -22,1% IBEX-35 Madrid 10.672,80 -97,90 -0,9% +7,6% FTSE-MIB Mailand 19.686,45 -328,37 -1,6% +3,8% RTS Moskau 958,33 -15,94 -1,6% -33,5% OBX Oslo 514,53 -1,44 -0,3% +2,2% PX Prag 1.007,24 +0,07 +0,0% +1,8% OMXS-30 Stockholm 1.450,03 -11,31 -0,8% +8,8% WIG-20 Warschau 2.417,11 +0,18 +0,0% +0,7% ATX Wien 2.263,50 -19,60 -0,9% -11,1% SMI Zuerich 9.146,18 -4,28 -0,0% +11,5%

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 10.45 Uhr Fr, 17.28 Uhr EUR/USD 1,2489 0,27% 1,2456 1,2437 EUR/JPY 147,58 0,07% 147,48 147,67 EUR/CHF 1,2030 0,00% 1,2030 1,2013 USD/JPY 118,15 -0,21% 118,40 118,73 GBP/USD 1,5744 0,45% 1,5673 1,5649 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@wsj.com

   DJG/bek/raz

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   December 01, 2014 12:02 ET (17:02 GMT)

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