09.03.2020 18:01:44
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MÄRKTE EUROPA/Kursabsturz - Globale Rezession wird eingepreist
FRANKFURT (Dow Jones)--An Europas Börsen ist es am Montag zu einem massiven Abverkauf gekommen. Die immer beunruhigender klingenden Nachrichten zur Coronavirus-Epidemie und ein von Saudi-Arabien angezettelter Preiskrieg am Ölmarkt sorgten für panikartige Verkäufe am Aktienmarkt. Die italienische Regierung hat 16 Millionen Menschen unter Quarantäne gesetzt. Davon betroffen ist besonders der Norden Italiens und damit das Wirtschaftszentrum des Landes.
Das Barrel Brent-Öl kostete 35,90 Dollar, das sind gut 20 Prozent weniger als am Freitag. Im Tief war es schon für knapp über 31 Dollar zu haben. Am Freitag waren die Ölpreise bereits um rund 10 Prozent eingebrochen, weil sich die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) nicht mit ihren Verbündeten, allen voran Russland, auf eine Förderkürzung hatte einigen können. Saudi-Arabien will deswegen nun die Produktion trotz der Bedrohung der Nachfrage durch das Coronavirus stark erhöhen. Damit steht ein Preiskrieg am Ölmarkt ins Haus.
Kreisen zufolge soll Saudi-Arabien planen, die tägliche Ölförderung um 10 bis 11 Millionen Barrel auszuweiten. Am Donnerstag hatten sich zwar die Opec-Minister auf einen Produktionsrückgang um 1,0 Millionen Barrel verständigt, dies jedoch von der Zustimmung von Russland abhängig gemacht, im Verein mit den anderen Nicht-Opec-Alliierten seinerseits die Produktion um 500.000 Barrel pro Tag zu reduzieren.
Pleitewelle bei Energieunternehmen befürchtet
Der DAX brach um 7,9 Prozent auf 10.625 Punkte ein, für den Euro-Stoxx-50 ging es um 8,5 Prozent auf 2.959 nach unten. Die Börse Mailand sank um 11,2 Prozent. Auch an Wall Street gab es kein Halten, zeitweise wurde der Handel wegen der massiven Verwerfungen ausgesetzt. Beobachter befürchten nun eine Pleitewelle von Unternehmen aus dem Energiesektor mit entsprechenden Ansteckungsgefahren in den gesamten Kreditmarkt. Hier bestehe mit Blick auf die Zentralbanken dringender Handlungsbedarf.
An den Finanzmärkten wird zunehmend die Illusion einer Konjunkturerholung aufgegeben. Ein Indiz dafür, dass die globalen Börsen nun eine ebenso globale Rezession einpreisen, hat der Sentix-Konjunkturindex am Vormittag gegeben. Nie seien die Sentix-Konjunkturdaten innerhalb eines Monats in allen Weltregionen so deutlich eingebrochen, teilten die Analysten mit. Die Region Asien ex Japan falle ebenso in eine Rezession wie Europa oder Japan. Auch in den USA sei ein Abschwung zu erwarten.
Gesucht waren sichere Häfen, allen voran Anleihen. Die deutsche Zehnjahresrendite ist auf ein Rekordtief von minus 0,90 Prozent gefallen. Eine Ausnahme machten die Renditen in Italien, die deutlicher anzogen.
Am Devisenmarkt legten der Franken und insbesondere der Yen zu. Der Dollar kostet nur noch 102,13 Yen nach 105,40 am Freitag. Das ist der höchste Yen-Kurs seit Herbst 2016. Auf der anderen Seite brach der Rubel ein.
Der Ölsektor bricht um mehr als 15 Prozent ein
Bei den Branchen sackte der Index der Öl- und Gasaktien um 16,8 Prozent ab, der Index der Rohstoffaktien war mit einem Minus von 10,3 Prozent der drittschwächste. Der Bankenindex verlor 10,7 Prozent. Die Bankaktien wurden belastet von den teils auf Rekordtiefs gesunkenen Renditen am Anleihemarkt. Auch könnten Insolvenzen am Energiemarkt Löcher in die Bankbilanzen reißen.
Am besten schlugen sich wie üblich in Krisenzeiten sogenannte defensive, also weniger zyklische Sektoren wie Nahrungsmittel, Pharma und Einzelhandel. Aber selbst hier ging es um jeweils mehr als 4 Prozent abwärts.
Nachrichten von Unternehmen gingen in dieser Gemengelage weitestgehend unter. Gegen den Markt stemmten sich Vopak mit einem Plus von 3,2 Prozent. Vopak ist ein niederländischer Lagerbetreiber, der von den Verwerfungen am Ölmarkt profitiert. Je größer die Preisdifferenzen zwischen kurz- und langlaufenden Ölkontrakten, desto attraktiver ist für Vopak-Kunden die Einlagerung von physischem Öl.
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. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung
. stand absolut in % seit
. Jahresbeginn
Europa Euro-Stoxx-50 2.959,07 -273,00 -8,4% -21,0%
. Stoxx-50 2.788,65 -226,55 -7,5% -18,1%
. Stoxx-600 339,50 -27,30 -7,4% -18,4%
Frankfurt XETRA-DAX 10.625,02 -916,85 -7,9% -19,8%
London FTSE-100 London 5.965,77 -496,78 -7,7% -14,3%
Paris CAC-40 Paris 4.707,91 -431,19 -8,4% -21,3%
Amsterdam AEX Amsterdam 490,66 -40,63 -7,6% -18,8%
Athen ATHEX-20 Athen 1.531,91 -206,38 -11,9% -33,3%
Brüssel BEL-20 Bruessel 3.174,81 -260,28 -7,6% -19,7%
Budapest BUX Budapest 38.075,83 -3109,46 -7,5% -17,4%
Helsinki OMXH-25 Helsinki 3.595,94 -283,08 -7,3% -14,8%
Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 124.138,67 -6758,20 -5,2% -10,6%
Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 1.085,60 -56,01 -4,9% -4,4%
Lissabon PSI 20 Lissabon 4.671,50 -404,62 -8,7% -18,2%
Madrid IBEX-35 Madrid 7.708,70 -666,90 -8,0% -19,3%
Mailand FTSE-MIB Mailand 18.475,91 -2323,98 -11,2% -11,5%
Moskau RTS Moskau Wegen Feiertag geschlossen -18,8%
Oslo OBX Oslo 660,85 -61,88 -8,6% -21,6%
Prag PX Prag 913,47 -49,42 -5,1% -18,1%
Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.542,44 -86,56 -5,3% -13,0%
Warschau WIG-20 Warschau 1.625,99 -138,82 -7,9% -24,4%
Wien ATX Wien 2.379,93 -235,63 -9,0% -17,3%
Zürich SMI Zuerich 9.196,60 -540,22 -5,5% -13,4%
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:49 Fr, 17:10 % YTD
EUR/USD 1,1472 +0,81% 1,1462 1,1325 +2,3%
EUR/JPY 117,09 -0,82% 116,99 119,20 -4,0%
EUR/CHF 1,0616 +0,42% 1,0572 1,0600 -2,2%
EUR/GBP 0,8729 +0,39% 0,8685 0,8689 +3,1%
USD/JPY 102,05 -1,69% 102,01 105,27 -6,2%
GBP/USD 1,3137 +0,39% 1,3199 1,3035 -0,9%
USD/CNH (Offshore) 6,9449 +0,23% 6,9449 6,9333 -0,3%
Bitcoin
BTC/USD 7.775,01 -4,87% 7.911,72 9.042,05 +7,8%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 33,27 41,28 -19,4% -8,01 -44,9%
Brent/ICE 36,25 45,27 -19,9% -9,02 -44,0%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.671,88 1.696,06 -1,4% -24,18 +10,2%
Silber (Spot) 16,97 17,55 -3,3% -0,57 -4,9%
Platin (Spot) 864,00 894,85 -3,4% -30,85 -10,5%
Kupfer-Future 2,51 2,56 -2,1% -0,05 -10,5%
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/raz
(END) Dow Jones Newswires
March 09, 2020 13:02 ET (17:02 GMT)
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