22.07.2020 10:12:40

MÄRKTE EUROPA/Kleine Gewinnmitnahmen - Pandemiesorgen nehmen wieder zu

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte tendieren zur Wochenmitte etwas leichter. Marktteilnehmer sprechen von Gewinnmitnahmen in Folge der jüngst freundlichen Tendenz. Der DAX gibt um 0,5 Prozent auf 13.112 Punkte nach, der Euro-Stoxx-50 handelt 0,8 Prozent tiefer.

Freude macht weiter das Gold, die Feinunze kostet aktuell 1.852 Dollar, rund 9 Dollar mehr als am Vortag. So teuer war es zuletzt vor knapp neun Jahren. Unter anderem profitiert es derzeit vom schwächelnden Dollar, durch den das Edelmetall für Käufer aus dem Nichtdollarraum billiger wird. Außerdem erhält es Zulauf als sicherer Hafen, denn die Coronapandemie rückt wieder stärker in den Vordergrund.

Angesichts weiter stark steigender Infiziertenzahlen in den USA hat nun selbst US-Präsident Donald Trump vorsichtigere Töne angeschlagen und spricht davon, dass sich die Lage zunächst verschlechtern werde, bevor sie sich bessern werde. Trump hat erstmals die Bevölkerung zum Tragen von Masken aufgefordert. Damit vollführt er eine Kehrtwende, was die Schwere der Krise in den USA nur unterstreicht. Seit mehr als einer Woche liegt die Zahl der täglich verzeichneten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den USA bei mehr als 60.000.

ABB überzeugt und kauft Aktien zurück

Auf Unternehmensseite macht in erster Linie die Berichtssaison die Kurse. Auch wenn ABB schwer unter der Covid-Krise gelitten hat, so sind die Quartalszahlen doch über den Erwartungen ausgefallen. Der Auftragseingang brach um 18 Prozent ein, hier hatte beispielsweise die UBS mit einem Rückgang in einer Größenordnung von 20 Prozent gerechnet. Das operative Ergebnis blieb mit 651 Millionen ebenso klar über der Marktschätzung von 446 Millionen Dollar. Für die Aktie geht es um 2,8 Prozent nach oben.

Software AG legen um 7,8 Prozent zu, nachdem das Unternehmen dank des Wachstums im Digitalgeschäft besser durch das zweite Quartal gekommen ist als erwartet. Auch die Investitionen, besonders in den Vertrieb, zahlen sich nun aus, die Darmstädter konnten den Auftragseingang deutlich erhöhen. Sowohl den Ausblick für das Gesamtjahr als auch den Mittelfristausblick hat das Unternehmen bekräftigt.

Evotec legen um 5,7 Prozent zu. Für gesteigertes Interesse sorgt, dass eine US-Tochter vom US-Verteidigungsministerium einen Auftrag im Wert von bis zu 18,2 Millionen US-Dollar zur Entwicklung und Herstellung monoklonaler Antikörper zur Behandlung und Prävention von Covid-19 erhalten hat.

Hamborner Reit verteuern sich um knapp 3 Prozent. Das Immobilienunternehmen hat eine Prognose für das laufende Jahr abgegeben, nachdem es sich dazu bislang nicht imstande gesehen hatte. Die Miet- und Pachterlöse zwischen 87 und 88 Millionen Euro liegen nach 85,2 Millionen im Vorjahr. Die Gewinnkennziffer Funds from Operations soll sich nahezu auf dem Niveau des vergangenen Geschäftsjahres zwischen 52 und 54 Millionen Euro bewegen. Letztere Prognose liegt deutlich über der Berenberg-Schätzung von 49,4 Millionen Euro.

Valeo verstimmt mit vorsichtigem Ausblick

Für die Aktie des französischen Automobilzulieferers Valeo geht es um 8,5 Prozent nach unten. Nach Aussage aus dem Handel gibt es gleich mehrere Punkte, die verstimmen. So erwarte der Automoblilzulieferer einen EBITDA-Marge von 10 Prozent für das zweite Halbjahr, hier lägen die Analysten mit ihren Erwartungen deutlich höher. Aber auch der Auftragsbestand überzeuge nicht.

Mit Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Rally verlieren Astrazeneca 0,8 Prozent. Aussagen von CEO Pascal Soriot, wonach der Pharmakonzern bis Ende des Jahres einen Coronavirus-Impfstoff auf den Markt zu bringen versucht, stützen nicht. Im Handel heißt es, dass der Zeitplan mit großen Unsicherheiten verbunden sei. Laut Soriot soll eine Einheit für 2,50 Euro verkauft werden. "Unser Ziel ist es, den Impfstoff allen Menschen zugänglich zu machen", sagte Soriot.

Euro auf Eineinhalbjahreshoch

Der Euro verteidigt die kräftigen Kursgewinne vom Vortag nach der Einigung auf dem EU-Gipfel über das Corona-Hilfspaket und den siebenjährigen EU-Finanzrahmen. Mit 1,1547 Dollar erreichte er am Morgen das höchste Niveau seit Januar 2019, aktuell liegt er bei 1,1527. Zugleich liegt der Dollar auf breiter Front sogar im Plus. Der Euro scheine sich als Hort der Stabilität mausern zu können, kommentiert Devisenanalystin Antje Praefcke von der Commerzbank.

Auf dem EU-Gipfel sei eine Einigung erzielt worden, womit ein großer Risikofaktor für den europäischen Zusammenhalt, die europäische Wirtschaft und den Euro überwunden worden sei. Irgendwie sehe gerade alles etwas besser aus für den Euro als für den Dollar, so die Analystin: "Eins zu Null für ihn im Kampf gegen den Virus und die Rezession".

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.377,18 -0,83 -28,17 -9,83

Stoxx-50 3.070,26 -0,95 -29,57 -9,78

DAX 13.114,55 -0,43 -57,28 -1,01

MDAX 27.168,22 -0,25 -66,76 -4,04

TecDAX 3.150,21 0,43 13,62 4,49

SDAX 12.461,46 0,05 6,63 -0,40

FTSE 6.232,82 -0,59 -36,91 -16,87

CAC 5.054,15 -0,98 -50,13 -15,46

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,47 -0,01 -0,71

US-Zehnjahresrendite 0,59 -0,01 -2,09

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:27 Di, 17:25 % YTD

EUR/USD 1,1529 -0,03% 1,1520 1,1492 +2,8%

EUR/JPY 123,28 +0,10% 123,08 122,80 +1,1%

EUR/CHF 1,0756 -0,02% 1,0745 1,0747 -0,9%

EUR/GBP 0,9099 +0,37% 0,9062 0,9020 +7,5%

USD/JPY 106,93 +0,12% 106,85 106,85 -1,7%

GBP/USD 1,2671 -0,40% 1,2713 1,2741 -4,4%

USD/CNH (Offshore) 7,0024 +0,46% 6,9740 6,9806 +0,5%

Bitcoin

BTC/USD 9.308,51 -0,78% 9.351,26 9.361,01 +29,1%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 0,00 41,96 0% 0,00 -28,0%

Brent/ICE 44,04 44,32 -0,6% -0,28 -29,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.851,55 1.843,03 +0,5% +8,53 +22,0%

Silber (Spot) 21,74 21,38 +1,7% +0,37 +21,8%

Platin (Spot) 877,43 887,50 -1,1% -10,08 -9,1%

Kupfer-Future 2,93 2,95 -0,5% -0,02 +4,0%

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/gos

(END) Dow Jones Newswires

July 22, 2020 04:12 ET (08:12 GMT)

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