30.12.2022 18:12:40

MÄRKTE EUROPA/Inflation beschert Börsen historisch schlechtes Jahr

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen haben am Freitag mit Kurseinbußen geschlossen. Spekulationen über eine mögliche neue Infektionswelle nach den Lockerungen der Coronaregeln in China, Wachstumssorgen und die aggressive Zinspolitik der Notenbanken drückten auch am letzten Handelstag des Jahres auf die Stimmung. Der Euro-Stoxx-50 verlor 1,5 Prozent auf 3.792 Punkte und ging damit praktisch auf dem Tagestief aus dem Tag. Die Umsätze waren, wie bereits in den vergangenen Tagen, in der nachrichtenarmen Zeit zwischen Weihnachten und Silvester, dünn.

Der weitere massive Rückgang des europäischen Gaspreises, dessen Anstieg im Jahresverlauf immer wieder eine Belastung für die Aktien darstellte, bot keine Unterstützung. Am niederländischen virtuellen Handelsplatz TTF sackte der Preis je Megawattstunde um weitere 15 Prozent ab und liegt nun auf dem Niveau unmittelbar vor Beginn des Krieges in der Ukraine.

Der DAX beendete das Jahr mit einem Tagesminus von 1,1 Prozent auf 13.924 Punkte - der Handel in Deutschland fand zum Ultimo nur verkürzt statt und schloss bereits um 14.00 Uhr. Auch in London wurde früher Schluss gemacht, bereits um 13.30 Uhr, in Wien um 14.15 Uhr. Auffällige Einzelbewegungen gab es zum Ultimo mangels neuer Nachrichten nicht.

Das Börsenjahr 2022 einfach abzuhaken, empfahl Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von Robomarkets. Es könne eigentlich nur besser werden, meinte er. Die ersten sechs Monate des kommenden Jahres dürften aber schwierig bleiben, bevor eine erneute Wende in der Geldpolitik zum Einstieg veranlassen könnte.

Aktien und Anleihen mit negativer Entwicklung

2022 war ein historisch schlechtes Jahr - nicht nur für Aktien, sondern auch für Anleihen. Laut HQ Trust sind Jahre mit einer derart negativen Entwicklung von Aktien und Anleihen äußerst selten. Seit 1926 gab es dies demnach nur sieben Mal.

Hauptbelastungsfaktor für die Finanzmärkte war das Schreckgespenst Inflation. Anders als von den Zentralbanken zu Beginn des Jahres noch erwartet, erwies sie sich als alles andere als vorübergehend. Nicht nur zeigte sich die durch die Lieferkettenprobleme nach der Covid-Pandemie bedingte Inflation hartnäckiger als gedacht, hinzu kam die durch den russischen Überfall auf die Ukraine im Februar ausgelöste Energiekrise als zusätzlicher Preistreiber. Zweistellige Inflationsraten waren die Folge.

Im März zog die US-Notenbank dann die Reißleine und startete einen aggressiven Leitzinserhöhungszyklus, der die Zinsen von damals fast Null auf zuletzt 4,50 Prozent nach oben katapultierte. Die EZB folgte mit Verspätung im Sommer. Zunehmend machten darauf Stagflationsängste die Runde, also die Sorge vor hohen Inflationsraten und gleichzeitiger Wirtschaftsschwäche - Gift für die Börsen.

Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen stieg von -0,12 Prozent zu Jahresbeginn auf zuletzt knapp über 2,56 Prozent, parallel knickte der Euro-Stoxx-50 auf Jahressicht um knapp 12 Prozent ein. Der DAX gab um gut 12 Prozent nach. Der Stoxx-50 beendete das Jahr wegen des hohen Anteils an Rohstoffaktien mit einem Rückgang um gut 4 Prozent.

Wenig überraschend litten zinssensible Sektoren besonders unter der Entwicklung - allen voran Immobilien- und Technologiewerte. Hier wirkten sich die steigenden Marktzinsen aufgrund ihrer Unterminierung der Immobilien-Geschäftsmodelle bzw wegen entsprechend höher anzusetzender Diskontierungsfaktoren negativ aus. Europäische Immobilienwerte büßten im auf Jahressicht gut 40 Prozent ein, der Subindex der europäischen Technikaktien fast 30 Prozent.

Der Krisengewinner schlechthin waren Rüstungsaktien

Auf der anderen Seite kam das höhere Zinsniveau den Zinsmargen von Unternehmen aus dem Bank- und Finanzsektor zugute und verbesserte auch die Anlagemöglichkeiten der Versicherer. Der Stoxx-Subindex Banken hielt sich daher mit einem Minus von 3 Prozent besser. Dass die Jahresbilanz nicht noch besser ausfiel, dürfte laut den Experten von Merck Finck auf Sorgen zurückzuführen sein, dass die höheren Zinserträge durch höhere Kreditausfälle als Folge eines schwierigeren makroökonomischen Umfelds aufgezehrt werden könnten.

Klare Gewinnerbranche war 2022 dank der Energiekrise der Öl- und Gassektor, der extrem von den teils regelrecht explodierenden Rohstoffpreisen profitierte. Der Subindex verbesserte sich um gut 25 Prozent. Daneben profitierten Rohstoffeaktien (+5) von den Preisschüben.

Krisengewinner waren auch Rüstungsaktien, nachdem spätestens mit dem Krieg in der Ukraine die Friedensdividende nach dem Ende des Kalten Krieges vollständig aufgezehrt ist. Die geopolitische Kehrtwende dürfte über Jahre steigende Rüstungsausgaben zur Folge haben. Rheinmetall legten im vergangenen Jahr 128 Prozent zu, BAE Systems 62 Prozent oder Thales 63 Prozent.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 3.793,62 -56,45 -1,5% -11,7%

Stoxx-50 3.651,83 -49,00 -1,3% -4,4%

Stoxx-600 424,89 -5,46 -1,3% -12,9%

XETRA-DAX 13.923,59 -148,13 -1,1% -12,4%

FTSE-100 London 7.451,74 -60,98 -0,8% +1,7%

CAC-40 Paris 6.473,76 -99,71 -1,5% -9,5%

AEX Amsterdam 689,01 -12,00 -1,7% -13,7%

ATHEX-20 Athen 2.251,51 +22,94 +1,0% +5,1%

BEL-20 Bruessel 3.701,17 -44,51 -1,2% -14,1%

BUX Budapest 43.793,76 -239,51 -0,5% -13,7%

OMXH-25 Helsinki 4.825,44 -61,79 -1,3% -12,3%

ISE NAT. 30 Istanbul 5.944,83 +29,68 +0,5% +193,6%

OMXC-20 Kopenhagen 1.835,28 -10,42 -0,6% -1,5%

PSI 20 Lissabon 5.797,76 -71,65 -1,2% +2,8%

IBEX-35 Madrid 8.229,10 -89,20 -1,1% -5,6%

FTSE-MIB Mailand 23.706,96 -349,59 -1,5% -12,0%

RTS Moskau 970,60 +33,80 +3,6% -39,2%

OBX Oslo 1.090,00 -8,82 -0,8% +2,0%

PX Prag 1.201,73 -4,27 -0,4% -15,7%

OMXS-30 Stockholm 2.043,40 -31,91 -1,5% -15,6%

WIG-20 Warschau 1.792,01 -10,19 -0,6% -21,0%

ATX Wien 3.126,39 -10,23 -0,3% -18,8%

SMI Zuerich 10.729,40 -127,95 -1,2% -16,7%

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:22 Do, 17:30 % YTD

EUR/USD 1,0702 +0,4% 1,0642 1,0661 -5,9%

EUR/JPY 141,05 -0,5% 141,12 142,12 +7,8%

EUR/CHF 0,9879 +0,4% 0,9834 1,0824 -4,8%

EUR/GBP 0,8865 +0,2% 0,8838 0,8841 +5,5%

USD/JPY 131,83 -0,9% 132,51 133,33 +14,5%

GBP/USD 1,2071 +0,1% 1,2038 1,2059 -10,8%

USD/CNH (Offshore) 6,9187 -0,8% 6,9642 6,9799 +8,9%

Bitcoin

BTC/USD 16.520,99 -0,5% 16.545,14 16.629,12 -64,3%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 79,08 78,40 +0,9% +0,68 +15,0%

Brent/ICE 84,18 83,46 +0,9% +0,72 +16,8%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 72,47 85,67 -15,4% -13,21 +31,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.817,86 1.810,50 +0,4% +7,36 -0,6%

Silber (Spot) 23,76 23,98 -0,9% -0,22 +1,9%

Platin (Spot) 1.063,00 1.056,85 +0,6% +6,15 +9,5%

Kupfer-Future 3,81 3,82 -0,5% -0,02 -13,3%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/gos

(END) Dow Jones Newswires

December 30, 2022 12:13 ET (17:13 GMT)

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