19.02.2015 16:26:34

MÄRKTE EUROPA/DAX steigt trotz "Grexit" auf neues Rekordhoch

   Von Benjamin Krieger

   Zunehmend gelassen reagieren die Finanzmärkte auf die Gefahr eines Austritts Griechenlands aus dem Euro. Zwar mussten die Aktienmärkte am Mittag Kursverluste hinnehmen, als aus Berlin das "Nein" des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble zum griechischen Antrag auf weitere Finanzhilfen kam. Mit 89 Punkten oder nicht einmal einem Prozent fielen die Verluste des Dax aber vergleichsweise harmlos aus. Und am Nachmittag liegt der DAX nur noch mit 22 Punkten im Minus bei 10.940. Der Euro-Stoxx-50 handelt 2 Punkte höher bei 3.467 Punkten.

   Unmittelbar vor der Ablehnung des griechischen Ansinnens durch Schäuble war der DAX auf ein neues Rekordhoch von 11.022 Punkten gestiegen. Auch dem Euro kann das Hin und Her zwischen Griechenland und der EU nicht mehr viel anhaben. Zwar gibt die Gemeinschaftswährung am Nachmittag zum US-Dollar leicht nach auf 1,1385. Damit bewegt sich der Euro jedoch wie schon in den vergangenen Tagen in einer engen Handelsspanne zwischen 1,1270 und 1,1450 Dollar.

   Christian Schulz von der Berenberg Bank misst dem "Grexit", dem Austritt Griechenlands aus dem Euro, eine Wahrscheinlichkeit von immerhin 35 Prozent bei. Kapitalkontrollen seien in diesem Fall unausweichlich. Diese und eine große wirtschaftliche Unsicherheit dürften eine starke Schrumpfung der Wirtschaftsleistung zur Folge haben. Das Finanzsystem wäre von Zahlungsausfällen auf breiter Front betroffen.

   Weit weniger drastisch wären dagegen die Auswirkungen für die Eurozone. "Das Anleihenkaufprogramm der EZB sollte das Risiko einer Ansteckung begrenzen", sagt der Volkswirt. Europas Banken seien "voll mit Liquidität", der Abfluss von Einlagen im großen Stil sei daher unwahrscheinlich. Der absehbare Vertrauensverlust könne die Erholung der Konjunktur in der Eurozone zwar bremsen, aber wohl nur für kurze Zeit.

   Auch am Euro-Rentenmarkt sorgt ein drohender "Grexit" nicht mehr für Käufe sicherer Bundesanleihen. Diese stagnieren schon seit Anfang Februar auf hohem Niveau, können also den starken Anstieg der vergangenen Monate nicht mehr fortführen. Und selbst in Athen herrscht alles andere als Panik: Der Leitindex der Athener Börse steigt um 1 Prozent und sogar griechische Anleihen werden gekauft.

   An den Aktienmärkten würden die Kursgewinne noch größer ausfallen, wenn die Kurse der Öl- und Rohstoffproduzenten nicht so stark nachgäben. Hier belastet der weiter fallende Ölpreis. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent fällt um 3,5 Prozent auf 58,43 US-Dollar. Nachdem das American Petroleum Institute am Vorabend wesentlich höhere Ölbestände als erwartet gemeldet hatte, kamen die Preise ins Rutschen. Der Ölsektor büßt 2,8 Prozent ein und Aktien von Rohstoffproduzenten verbilligen sich im Schnitt um 1,4 Prozent. Mit Sorge wird nun auf die anstehenden wöchentlichen Lagerbestandsdaten des US-Energieministeriums gewartet.

   Im DAX sind adidas-Aktien mit einem Aufschlag von 3,7 Prozent größter Gewinner. Der Life-Style-Konzern hat mit der Suche nach einem Nachfolger für den CEO Herbert Hainer begonnen. Händler begrüßen das, denn Hainer wurde in der Vergangenheit immer wieder falsches Management vorgeworfen.

   Rückenwind erhalten Europas Börsen auch von Quartalsergebnissen der Unternehmen. So werden die Aktien von Nestle, Swiss Re, Schneider Electric, der Deutschen Börse und Rheinmetall gekauft, die Kurse steigen zwischen 0,8 Prozent bei Swiss Re bis zu 7,9 Prozent bei Rheinmetall. Gut kommen bei den Investoren auch die Aktienrückkäufe von Swiss Re und Schneider Electric an.

   Enttäuscht reagieren Anleger dagegen darauf, dass Air France-KLM kein Ziel für den operativen Gewinn in diesem Jahr ausgegeben hat. Der Kurs fällt um 6 Prozent. Schwache Ergebnisse des britischen Versorgers Centrica drücken nicht nur deren Kurs um 8,5 Prozent nach unten, sondern lassen auch E.ON um 1,6 Prozent nachgeben und RWE um 2 Prozent.

   ThyssenKrupp geben um 1,5 Prozent nach auf 22,82 Euro, nachdem die Bank UBS ihre Verkaufsempfehlung bekräftigt und das Kursziel auf 15 Euro gesenkt hat. Die Stada-Aktie verbilligt sich nach einer Gewinnwarnung des Generikaherstellers um 1,9 Prozent.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.467,35 +0,04% Stoxx-50 3.297,92 -0,26% DAX 10.939,65 -0,19% FTSE 6.876,12 -0,32% CAC 4.809,43 +0,22% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 158,48% -16

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.05 Uhr Mi, 17.16 Uhr EUR/USD 1,1378 -0,35% 1,1418 1,1363 EUR/JPY 135,42 -0,10% 135,55 135,38 EUR/CHF 1,0764 0,14% 1,0748 1,0717 USD/JPY 119,01 0,25% 118,72 119,14 GBP/USD 1,5427 -0,21% 1,5460 1,5440 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjoens.com

   DJG/bek/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   February 19, 2015 09:56 ET (14:56 GMT)

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Centrica plc 1,51 -0,72% Centrica plc
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Nestle S.A. (spons. ADRs) 79,80 1,53% Nestle S.A. (spons. ADRs)
Rheinmetall AG 614,20 1,66% Rheinmetall AG
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Schneider Electric S.A. 240,65 -1,86% Schneider Electric S.A.
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