04.01.2016 11:00:47

MÄRKTE EUROPA/DAX mit schwächstem Start seit 1988 - China belastet

   FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einem kräftigen Kurseinbruch sind Europas Börsen am Montag in das Handelsjahr 2016 gestartet. Der Dax bricht um 3,3 Prozent auf 10.392 Punkte ein und legt damit den schwächsten Börsenstart seit 1988 hin. Der Verkaufsdruck ist groß, alle Branchen notieren im Minus. Die Gewinne der kleinen Kursrally vom Vorjahresende sind damit wieder verloren. Belastend wirken der Kurseinbruch in China nach schwachen Konjunkturdaten und die zunehmenden Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Der Euro-Stoxx-50 fällt um 2,4 Prozent auf 3.188 Punkte.

   In China ist das Börsen-Index um fast 7 Prozent eingebrochen. Der Handel wurde deswegen - den erst vor kurzem eingeführten neuen Regeln entsprechend - für den Handelstag vorzeitig beendet. Der chinesische Caixin-Einkaufsmanagerindex ist im Dezember zum zehnten mal in Folge gesunken und liegt unter der Expansionschwelle von 50. Zudem fiel er schlechter aus als von Experten vorhergesagt. "Damit zerschlägt sich nicht nur die Hoffnung auf eine Erholung, sondern die Sorge vor einer Beschleunigung der Abschwächung kommt auf", sagt ein Händler. Das Thema könnte die Märkte noch lange beschäftigen. Außerdem verunsichert eine neuerliche Senkung des Yuan-Referenzkurses zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit 2011.

   Rohstoffnahe Aktien und Autowerte sind die Hauptverlierer an den Börsen. Der Sektor-Index Basic-Resources fällt um 3,4 Prozent, der Auto-Index um 3,3 Prozent.

   In den USA hatte bereits am Donnerstag der Chicago-Einkaufsmanagerindex stark enttäuscht. Mit Bangen blicken Marktteilnehmer daher nun auf den ISM-Index für die US-Industrie. Er wird am Nachmittag veröffentlicht. Kaum stützend auf das Sentiment wirken die gemischt ausgefallenen Einkaufsmanager-Daten aus Europa. Insgesamt fiel der Index für die Eurozone mit 53,2 einen Tick besser aus als erwartet.

   Der Euro zieht nach einem verhaltenen Start deutlicher an. Mit 1,0928 Dollar erholt er sich fast einen ganzen Cent gegenüber den Kursen aus dem frühen asiatischen Geschäft. Stützend wirkt Händlern zufolge unter anderem, dass Goldman Sachs mit seiner Kursprognose zurückgerudert ist. Noch vor wenigen Wochen hatte die US-Großbank einen Absturz des Euro bis auf 80 US-Cent vorausgesagt, nun erwartet Europa-Chefvolkswirt Huw Pill im Jahresverlauf 2016 nur noch die Parität zum Dollar.

   Gesucht ist auch der Yen. Angesichts der Lage im Nahen Osten profitiert er wie auch das Gold vom Ruf als sicherer Hafen. Die Feinunze Gold verteuert sich um rund 10 auf 1.072 Dollar.

   Hin und her gerissen von den neuen Spannungen im Nahen Osten und den schwachen Wirtschaftsdaten aus China zeigen sich die Ölpreise. Hatte zunächst der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den Ölförderstaaten Saudi-Arabien und Iran noch für steigende Preise gesorgt, gewinnt nach und nach die Sorge vor einer schwachen Nachfrage aus China wieder die Oberhand. Nach einem kurzen Sprung auf 38,50 Dollar beim Brent-Öl fällt die Erholung wieder in sich zusammen. Aktuell notiert es wieder bei 37,18 Dollar.

   Analysten sehen in den Spannungen zwischen den Saudis und dem Iran überwiegend keinen Grund für erhöhte Volatilität. Die Spannungen blieben auf dem politischen Level und es gebe keine Aussicht auf einen militärischen Konflikt, sagt Vyanne Lai, Energie-Analyst der National Australia Bank. Der Markt dürfte sich schon bald wieder auf die Angebotsschwemme fokussieren.

   Für den Technologiesektor an den Börsen geht es um 2,5 Prozent nach unten. Hier belasten negative Aussagen von Samsung. Die Südkoreaner rechnen mit einem schwierigen Jahr für ihre Hauptprodukte. Im TecDax geben Dialog Semiconductor um 4,9 Prozent nach. Im DAX zeigen sich die meisten Aktien mit Verlusten von über 3 Prozent. Hauptverlierer sind RWE mit 5,5 Prozent Minus.

   In der Pharma-Branche geht es "nur" um 1,5 Prozent nach unten dank neuer Übernahmefantasie. Der britisch-irische Pharmakonzern Shire hat Kreisen zufolge beim umworbenen US-Konkurrenten Baxalta ein angehobenes Angebot von rund 32 Milliarden Dollar vorgelegt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete, soll der Preis je Baxalta-Aktie zwischen 46,50 bis 48 Dollar liegen. Der letzte Baxalta-Kurs lautete auf 39,03 Dollar. Shire geben um knapp 3 Prozent nach.

   Interviews der Vorstände von adidas und Continental zum Jahreswechsel bewegen die betreffenden Aktien nicht aus der Reihe. "Unsere Orderbücher für das erste Halbjahr 2016 sind voll. Als Konzern planen wir wieder ein deutliches Plus bei Umsatz und Gewinn", sagte Adidas-Chef Herbert Hainer der Süddeutschen Zeitung. Continental-Chef Elmar Degenhart hatte gegenüber der Börsen-Zeitung erklärt, sollte VW wegen des Skandals Diesel-Marktanteile in Europa verlieren, so würde dies auch Umsatzeinbußen bei Continental zur Folge haben. Adidas verlieren 2,3 und Continental mit den besonders schwachen Autoaktien 3,4 Prozent.

   Der Kurs von Fiat Chrysler bricht nur optisch um fast ein Drittel ein. Am Sonntag wurde die Abspaltung der Tochter Ferrari vollzogen, weshalb Fiat-Aktien nun ohne den Wert der Beteiligung gehandelt werden. Bereinigt notieren Fiat 0,4 Prozent höher. Aktionäre von Fiat Chrysler haben für 10 Stammaktien eine neue Stammaktie von Ferrari erhalten. Die Ferrari-Aktie startete mit 43 Euro, stieg im Hoch auf 43,24 Euro und kostet aktuell 42,43 Euro.

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