08.12.2015 10:03:48
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MÄRKTE ASIEN/Ölpreisverfall beunruhigt - "Kursdebakel" im Rohstoffsektor
Von Gregor Stuart Hunter, Rhiannon Hoyle und Steffen Gosenheimer
HONGKONG (Dow Jones)--Der neuerliche Absturz der Ölpreise und Konjunkturdaten aus China und Japan haben am Dienstag an den Finanzmärkten in Ostasien die Richtung vorgegeben. An den Aktienbörsen fielen die Kurse deutlich, weil der Verfall der Ölpreise Ängste vor negativen Auswirkungen auf die stark von der Ölindustrie abhängige US-Konjunktur schürte. Bereits in den USA hatten die Börsen vor allem unter der Schwäche der Ölpreise gelitten.
Gleichzeitig sorgten stärker als erwartet gesunkene Exporte Chinas im November für Konjunktursorgen im Reich der Mitte. Dass das japanische BIP-Wachstum kräftig nach oben revidiert wurde, stützte nicht. Im Gegenteil schwanden damit eher Hoffnungen auf weitere geldpolitische Lockerungen in Japan, die maßgeblich zu den jüngsten Gewinnen am dortigen Aktienmarkt beigetragen hatten.
Der Nikkei-Index verlor 1 Prozent auf 19.500 Punkte, während es in Schanghai um 1,9 und in Hongkong um 1,6 Prozent abwärts ging. Sydney schloss mit einem Abschlag von 0,9 Prozent und in Seoul verlor der Kospi 0,8 Prozent. Er hatte als einer der wenigen Indizes bereits am Vortag nachgegeben, so dass das Minus nun etwas kleiner ausfiel.
Die Ölpreise haben inzwischen ihre niedrigsten Stände seit etwa sieben Jahren erreicht. Brent-Öl kostete zuletzt nur noch knapp 41 Dollar, verglichen mit Tageshochs am Montag von über 43 Dollar. US-Öl der Sorte WTI lag bei nur noch 37,70 Dollar. Deshalb werden immer mehr Ölförderstellen in den USA lahmgelegt, weil sich die Schieferölproduktion mit den fallenden Preisen immer weniger bzw. nicht mehr rechnet. Damit drohen Ölförderer in Bedrängnis zu geraten beispielsweise mit Blick auf die Bedienung ihrer Kredite und damit wiederum auch Banken.
Auslöser der jüngsten Schwäche am Ölmarkt war das Opec-Treffen am Freitag. Dort wurden nicht nur keine Fördersenkungen beschlossen, sondern erstmals seit langem auch das Thema der Förderobergrenzen gar nicht erörtert, wie Marktteilnehmer betonten. Gerade mit Blick auf das wieder auf den Markt drängende Angebot aus dem Iran sorge dies für weiter fallende Ölpreise.
Aber nicht nur das Öl, auch andere Rohstoffe standen unter Druck. So gab der Eisenerzpreis bereits den siebten Handelstag in Folge auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren nach - belastet von einer schwächeren Nachfrage der Stahlhersteller.
Aktien aus dem Energie- und Rohstoffsektor standen daher ganz oben auf den Verkaufslisten. Im Handel war vereinzelt sogar von einem "Kursdebakel" die Rede. In Sydney verloren BHP Billiton 5,3 auf ein Zehnjahrestief und Rio Tinto 4 Prozent. Rio Tinto kündigte derweil angesichts der schwachen Rohstoffpreise an, im kommenden Jahr 1 Milliarde Dollar weniger in seine Bergbauprojekte stecken zu wollen als ursprünglich mit 6 Milliarden geplant.
"Das ist schon ziemlich spektakulär", kommentierte Tim Schroeders vom Fondshaus Pengana Capital die Kapitulation der Anleger mit Blick auf den Absturz der Sektorenindizes Rohstoffe um 3 Prozent und Energie um 6 Prozent. "Wir sind nun an einem Punkt, an dem die Anleger so lange falsch gelegen haben, dass sie sich der Lage nun stellen und verkaufen müssen". Ein zusätzlicher Belastungsfaktor sei die in der kommenden Woche mehrheitlich erwartete Zinserhöhung in den USA, weil sie die Nachfrage nach Rohstoffen weiter drücken könnte.
Bei den australischen Ölwerten kam es zu regelrechten Kursabstürzen. Santos knickten um über 13 Prozent ein und Oil Search um über 16 Prozent. Für Woodside Petroleum ging es um 4 Prozent südwärts. Woodside hatte sein Übernahmegebot für den Konkurrenten Oil Search zurückgezogen und damit für einen weiteren Belastungsfaktor in der Branche neben dem schwachen Ölpreis gesorgt.
Zu den Profiteuren der schwachen Ölpreise gehörten erneut Aktien der Fluggesellschaften. Qantas Airways schossen um 4,9 Prozent nach oben, Air New Zealand um 5,2 Prozent, Japan Airlines gewannen 1,4 Prozent, Singapore Airlines 4,4 und Tiger Air 2,5 Prozent.
In China hat sich derweil der Rückgang bei den Exporten im Vergleich zu den vorangegangen Monaten zwar verlangsamt, gleichwohl fiel er deutlicher aus als erwartet. Die Exporte gingen bereits den fünften Monat in Folge zurück. Die Importe sanken ebenfalls kräftig, wenngleich weniger stark als befürchtet. Das zeugt von einer sowohl global wie auch national schwachen Nachfrage.
In Japan ist die Wirtschaft im dritten Quartal doch nicht in eine Rezession gerutscht, wie die kräftige Revision der Daten zeigte. So stieg das BIP im dritten Quartal auf annualisierter Basis sogar kräftig um 1 Prozent, nachdem es zunächst 0,8 Prozent schwächer ausgewiesen worden war. Einer der Gründe, dass Japan nun per Definition doch nicht in der Rezession steckt, waren die Investitionen der Unternehmen. Sie legten um 2,3 Prozent zu, während die vorläufigen Daten noch einen Rückgang um 5 Prozent gezeigt hatten.
Marktteilnehmer gehen angesichts der Daten davon aus, dass die japanische Notenbank bei ihrem Treffen im Januar an ihrem geldpolitischen Kurs festhalten wird, sollte der Wirtschaftsbericht Tankan in der kommenden Woche nicht massiv enttäuschen. Zuletzt hatten noch Spekulationen auf eine weitere geldpolitische Lockerung den Markt gestützt, auch über die damit einhergehende Schwächung des Yen. Zuletzt kostete der Dollar 123,06 Yen, verglichen mit Ständen über 123,40 am Vortag.
Die erhöhte Risikoscheu der Anleger spiegelte sich daneben bei Rohstoffwährungen wie dem Austral-Dollar wider. Er fiel von Vortageshochs um 0,7340 auf 0,7238 US-Dollar zurück. Gold profitierte dagegen nicht von seinem immer mehr verblassenden Ruf als sicherer Hafen. Die Feinunze kostete zuletzt 1.073 Dollar, etwa 3 Dollar mehr als im späten US-Geschäft aber 12 Dollar weniger als im Vortageshoch. Die über den Märkten schwelende Zinserhöhnung in den USA lässt das zinslose Edelmetall weiter wenig attraktiv erscheinen.
=== INDEX Stand +- in % Handelsende aktuell (MEZ) S&P/ASX 200 (Sydney) 5.108,60 -0,91% 06:00 Nikkei-225 (Tokio) 19.492,60 -1,04% 07:00 Kospi (Seoul) 1.949,04 -0,75% 07:00 Shanghai-Composite (Schanghai) 3.470,07 -1,89% 08:00 Hang-Seng-Index (Hongkong) 21.859,59 -1,55% 09:00 Straits-Times (Singapur) 2.878,39 -0,78% 10:00 KLCI (Malaysia) 1.670,36 -0,10% 10:00 SET50 (Thailand) 844,65 -1,30% 11:00 BSE (Mumbai) 25.420,11 -0,43% 11:00DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Fr, 9.51 Uhr EUR/USD 1,0864 +0,3% 1,0832 1,0886 EUR/JPY 133,74 +0,1% 133,64 133,67 USD/JPY 123,10 -0,2% 123,37 122,78 USD/KRW 1177,52 +0,1% 1176,31 1160,62 USD/CNY 6,4172 +0,1% 6,4082 6,4020 AUD/USD 0,7243 -0,2% 0,7259 0,7321 === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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December 08, 2015 03:32 ET (08:32 GMT)
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Qantas Airways Ltd. | 5,49 | 1,10% | |
Rio Tinto Ltd. | 72,00 | 1,44% | |
Rio Tinto plc | 60,27 | 1,29% | |
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