25.08.2017 16:01:00

Linzer Oberbank handelte als erste in Europa Abkommen mit Iran aus

Als erste europäische Bank hat die börsennotierte Linzer Oberbank ein Rahmenabkommen mit dem Iran ausverhandelt. Dies teilte Generaldirektor Franz Gasselsberger am Freitag im Rahmen der Halbjahresbilanz-Pressekonferenz in Linz mit. Gebundene Finanzkredite mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren und einer Deckung durch die Oesterreichische Kontrollbank sind Inhalt des Abkommens.

Offiziell soll der Vertrag im Herbst in der Bankenzentrale in Linz unterzeichnet werden. Ermöglicht werden dann Iran-Investitionen von österreichischen Projekten etwa im Gesundheitsbereich oder der Infrastruktur, meinte Gasselsberger nicht ohne Stolz. Grund zur Freude bereitete ihm auch die Halbjahresbilanz. So stieg der Gewinn im ersten Halbjahr 2017 wieder an - konkret vor Steuern um 17,7 Prozent auf 123,1 Mio. Euro und nach Steuern um 15,6 Prozent auf 101,6 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr rechnet der Generaldirektor, dass der herausragende Wert des Vorjahres erreicht oder sogar leicht übertroffen werde.

Ein Wermutstropfen sei die nach mehreren OGH-Urteilen notwendige Rückvergütung im Zusammenhang mit Negativzinsen. Bei der Oberbank betrifft dies rund 23.000 Kreditnehmer mit einem Kreditvolumen von 1,3 Mrd. Euro. Der erforderliche Rückvergütungsbetrag von 6,3 Mio. Euro wurde bereits vorgesorgt. Grundsätzlich hält es auch Gasselsberger für möglich, dass in Folge des OGH-Urteils, wonach Banken bei der Berechnung des Kreditentgelts auch einen negativen Zinssatz berücksichtigen müssen, die Aufschläge und damit die Kreditzinsen in die Höhe gehen. Sein Kollege von der Sparkasse Oberösterreich hatte dies bereits in Aussicht gestellt. "Wenn du einen Teil der Marge verlierst, musst du schauen, wie du wieder zu deinem Geld kommst", so der Oberbank-Chef. Ein Erhöhung der Aufschläge von maximal 0,25 oder 0,375 Prozentpunkte, würde nur Neugeschäfte betreffen. "Ob dies jedoch am Markt auch durchsetzbar ist, weiß ich nicht."

Und dann tat der Bankenchef noch etwas derzeit Ungewöhnliches. Er lobte die bisherige rot-schwarze Regierungsarbeit, wie etwa eine deutliche Reduzierung der Bankenabgabe oder die Stärkung der Mitarbeiterbeteiligung durch ein entsprechendes Gesetz. "Mir geht das Regierungsbashing genauso auf die Nerven wie seinerzeit das Bankenbashing", meinte Gasselsberger.

Vor allem durch die Zuwächse bei den Kundenkrediten und den Kundeneinlagen wuchs die Bilanzsumme der Oberbank um 7,1 Prozent und kam damit erstmals über die 20 Mrd-Grenze (exakt: 20,046 Mrd. Euro). Die Primäreinlagen haben um 4,1 Prozent auf 13,2 Mrd. Euro zugenommen, die Wertpapiere auf den Kundendepots um 9,7 Prozent auf 13,9 Mrd. Euro.

Das Kreditvolumen wuchs seit Mitte 2016 um 6,9 Prozent auf 14,3 Mrd. Euro. Damit halte der Trend an, dass das Kreditvolumen des Geldinstituts auch im ersten Halbjahr 2017 stärker gewachsen ist als der österreichische Gesamtmarkt (plus 2,1 Prozent) und der Euroraum (plus 4,6 Prozent). Von der allgemein positiven wirtschaftlichen Entwicklung zeigte sich der Bankenchef doch "überrascht", da die "externen Rahmenbedingungen wie Brexit, Trump und die Wahlen in Frankreich" dies nicht unbedingt hätten erwarten lassen.

Trotz einer umsichtigen Vorsorgepolitik der Oberbank waren zuletzt mehr Vorsorgen aufzulösen als neu zu bilden. Damit ergab sich aus den Risikovorsorgen ein Ertrag von 2 Mio. Euro nach einem Aufwand von 17,2 Mio. im ersten Halbjahr 2016.

Die Oberbank (2.036 Mitarbeiter, 156 Filialen) ist die größte Regionalbank der 3-Banken-Gruppe. An allen drei Banken (Oberbank, BKS, BTV) hält die UniCredit Bank Austria wesentliche Aktienpakete. Die Regionalbanken sind zudem untereinander verflochten.

(Schluss) ker/itz

ISIN AT0000625108 WEB http://www.oberbank.at

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