16.02.2014 17:32:59
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Lausitzer Rundschau: Im Umgang mit dem Rechtsextremismus braucht es klare Grenzen Wehrhafte Toleranz
Cottbus (ots) - Toleranz klingt weich. Nach Gutmensch. Und dieser
Begriff wiederum verheißt im täglichen Sprachgebrauch nicht wirklich
etwas Gutes. Assoziationen wie schwammig und naiv stellen sich ein.
Tatsächlich bedeutet Toleranz etwas ganz anderes: Es ist die Stärke,
etwas zuzulassen, was bislang unbekannt war. Abenteurer brauchen sie
dringender als das Taschenmesser, aber auch der Weise bliebe dumm
ohne sie. Der Gegentyp ist der Verblendete und Verbohrte. Neonazis
zum Beispiel bilden sich ein, genau zu wissen, wo es lang geht. In
Cottbus kamen die NPD-Jünger am Wochenende ganze zwei Straßenzüge
weit, dann mussten sie wieder umkehren, weil das Bündnis "Cottbus
bekennt Farbe" mehr nicht zuließ. Das Weltbild der Neonazis ist
einfach gestrickt und erlaubt keine Entwicklung. Für Toleranz - kein
Platz. Denn Toleranz macht Türen auf für neue Gedanken. Neue Gedanken
befremden und wer Fremdes fürchtet, sperrt Ungewohntes instinktiv
aus. Intoleranz ist das primitive Selbsterhaltungswerkzeug des
Ignoranten, der sich seiner Sache deshalb so sicher ist, weil er
alles, das dieser Sache widerspricht, ausblendet. Das wiederum macht
eine persönliche Entwicklung unmöglich, was die starre Festigkeit
rechtsextremen Gedankenguts erklärt. Doch muss Toleranz nicht
allumfassend sein und auch jene akzeptieren, die sich in starren und
lebensfeindlichen Weltbildern verfangen haben? Nein, denn Toleranz
darf nicht verwechselt werden mit Akzeptanz oder übertriebenem
Verständnis. Sie hat ihre Grenzen, die sie exakt dann erreicht, wenn
sie auf extreme Ausformungen von Intoleranz stößt, wie sie zum
Beispiel die NPD propagiert. Es spricht nichts gegen den Versuch, in
der Diskussion die Denkbarrieren eines Extremisten zu durchstoßen,
ihn dazu zu bringen, sein einfach gestricktes Weltbild zu
hinterfragen. Sinn machen auch Milieustudien - politische Gewalttäter
kommen häufig aus aggressiven Elternhäusern. Das ist interessant,
darf aber nicht zu missverständlichen Signalen führen, die es Tätern
erlauben, sich am Ende noch als Opfer zu sehen. Toleranz, das ist vor
allem die Fähigkeit, Verhaltensweisen zu respektieren, die einem
Selbst nicht eigen sind. Es ist die Befähigung, außerhalb gewohnter
Muster zu denken. Doch Toleranz kann auch an sich selbst zugrunde
gehen, wenn sie in der Akzeptanz totalitärer Denkfiguren mündet. Sie
taugt nur, wenn sie wehrhaft bleibt. Um ihrer selbst willen endet sie
dort, wo sie sich selbst schützen muss.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
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