06.11.2013 22:03:58
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Lausitzer Rundschau: Außer Kontrolle Untersuchungsbericht zur Haasenburg
Cottbus (ots) - Brandenburgs Jugendministerin Martina Münch (SPD)
spricht ein Machtwort. Die drei Standorte der Jugendhilfeeinrichtung
Haasenburg GmbH werden geschlossen. Innerhalb der nächsten zwei
Wochen soll die Betriebserlaubnis entzogen werden. Grundlage dafür
ist der nun vorgelegte Bericht einer Untersuchungskommission. Der
zeichnet ein differenziertes Bild der umstrittenen Heime. Danach war
die Haasenburg kein permanenter Ort von Drangsaliererei und Quälerei.
Es gab dort engagierte Mitarbeiter, aber auch massive Defizite, für
die die Heimleitung verantwortlich war: Machtdemonstration und
Überregulierung statt ausreichend differenzierter Betreuung und
Therapie. Zeitweise waren offenbar weder Personalstärke noch
Qualifikation ausreichend, um die vorhandene Anzahl hoch
problematischer Kinder und Jugendlicher in guter Qualität zu
betreuen. Und das für einen im doppelten Sinne sehr hohen Preis. Die
Unterbringungskosten lagen auf einem Spitzenniveau. Dass die dafür
versprochenen außergewöhnlichen Leistungen in hoher Qualität erbracht
wurden, daran gibt es jedoch nun erhebliche Zweifel. Nicht alles, was
auf dem Papier wohlformuliert versprochen wurde, scheint auch
Realität gewesen zu sein. Der Bericht macht außerdem klar, dass die
privat geführte Einrichtung seit Jahren ein recht abgeschottetes
Eigenleben führte. Körperliche Gewalt, die in Ausnahmesituationen
notwendig sein kann, fand dort offenbar nicht nach strengen Regeln
und unter externer Kontrolle statt. Ob sich Mitarbeiter der
Haasenburg dabei strafbar gemacht haben, wird die Staatsanwaltschaft
klären. Möglich wurde alles das, was in dem Untersuchungsbericht
jetzt beklagt wird, jedoch erst durch das Versagen von
Landesjugendamt und Heimaufsicht. An Hinweisen hatte es in den
vergangenen Jahren trotz der Abschottungsmentalität der Leitung der
Haasenburg nicht gefehlt. Deshalb ist die Entscheidung, die
Haasenburg dichtzumachen, auch ein Stück weit Flucht des
Jugendministeriums nach vorn. Denn für einen Reformversuch der
Einrichtung steht im Moment gar keine qualifizierte Kontrollinstanz
bereit. Ob ein Entzug der Betriebserlaubnis einer juristischen
Prüfung standhält, muss außerdem abgewartet werden. Dass der
Betreiber so einen Schritt klaglos hinnimmt, ist nicht zu erwarten.
Und: Auch mit einem Ende der Haasenburg bleiben die Probleme. Wie
will die Gesellschaft mit Kindern und Jugendlichen umgehen, die sich
freiwillig auf Erziehung nicht mehr einlassen? Wie gelingt es, für
Minderjährige mit psychiatrischem und psychologischem Therapiebedarf
geeignete Entwicklungsräume außerhalb von Kliniken zu schaffen? Wie
kann dort eine wirksame Kontrolle der Betreuung stattfinden? Der
platte Ruf "keine geschlossenen Heime" gibt auf all diese Fragen
keine Antwort.
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