09.08.2014 21:38:57

Kurier am Sonntag: Kommentar von Frauke Fischer zu sogenannten Kampfhunden

Bremen (ots) - Das Anliegen der Demonstranten am Sonnabend auf dem Bremer Marktplatz war ehrenwert. Sie appellierten an Politiker nicht nur in der Hansestadt, sondern quasi weltweit, Hunde nicht länger aufgrund angeblich gefährlicher Rassen zu verbieten, sondern stattdessen auf Hundeführerschein und Halterkunde zu setzen. Dass Pitbull Terrier, Bullterrier, American Staffordshire Terrier und Staffordshire Bullterrier, die Kreuzungen und Mischlinge dieser Rassen - wie sie die Rasseliste in Bremen nennt - nicht von Geburt an gefährlich sein müssen, mag richtig sein. Es könnte doch zunächst einmal für vierbeinige Lebewesen die gleiche Unschuldsvermutung wie für Menschen gelten. Insofern stimmt auch der Slogan der Tierfreunde, die das Image der sogenannten Kampfhunde gern verbessern möchten: "Der Mensch ist das Problem." Diese Erkenntnis umfasst aber zwangsweise auch noch eine andere Wahrheit: Viele dieser Pitbulls und "Staffis", wie sie zärtlich von ihren Besitzern genannt werden, stammen aus Züchtungen, in denen es über lange Zeit genau darum ging, die aggressivsten Exemplare miteinander zu kreuzen - sei es für Hundekämpfe oder nur, um das Ego ihrer Macho-Besitzer zu stärken. Viele dieser Vierbeiner sind auf Gedeih und Verderb von Geburt an Haltern und deren "Erziehungsmethoden" ausgeliefert gewesen. Die Lebens- und Leidensgeschichten dieser Tiere klingen schrecklich. Doch diese Wahrheit hat nichts mit der Notwendigkeit zu tun, in Kommunen und Ländern Regelungen zu finden, wie Gefahren eingedämmt werden können, die möglicherweise von diesen (und anderen) Hunden (und ihren Haltern) ausgehen. Dass Bremen als dicht besiedeltes Gebiet dabei andere Wege geht als ein Flächenland wie Niedersachsen, ist auch erklärlich. Berechtigt sind dabei die Zweifel an der Auswahl der Hunderassen auf der Bremer Liste. Was ist mit Dobermann, Schäferhund oder Rottweiler? Je nach eigenen Erfahrungen mögen Menschen die Liste im Geiste ergänzen. Ganz klar: "Der Mensch ist das Problem." Doch einen Wesenstest für alle Menschen gibt es eben nicht. Insofern sind Regeln für Schutz und Vorsorge in vielen Bereichen des Zusammenlebens nötig, auch wenn sie manchem Menschen und manchem Tier nicht gerecht werden.

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