20.01.2013 18:18:30
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Krisengerüttelte EU reist mit Hoffnung nach Lateinamerika
In den vergangenen drei Jahren haben die Staaten mit einem durchschnittlichen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 4,5 Prozent den EU-Wert um mehr als das Doppelte überschritten. Während die EU, schwer angeschlagen von der Finanz- und Eurokrise, sich auf eine Rezession einstellt, sind die Wachstumsaussichten für Lateinamerika und Karibik ungleich besser.
Diese Rahmenbedingungen ermunterten Chiles Außenminister Alfredo Moreno zur Erklärung, Lateinamerika sei erstmals nicht mehr Teil des Problems, sondern eine Quelle der möglichen Lösungen für die globale Krise. Erstmals treten die gastgebenden Staaten nach deren Zusammenschluss 2011 als "Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten" (CELAC) auf.
Vor allem Spanien setzt große Hoffnung auf die fernen Partner. Zwei Drittel der spanischen Auslandsinvestitionen sind in Lateinamerika und der Karibik angelegt. Sie stellen inmitten der Krise in Spanien für viele Unternehmen einen Rettungsring dar.
Auch in der EU insgesamt wird die lateinamerikanische Entwicklung anerkannt. "Die meisten der lateinamerikanischen Volkswirtschaften haben in den vergangenen 10 bis 15 Jahren eine Menge erreicht, das ist ein Eckpunkt für ein neues Gleichgewicht der Beziehungen", erklärte der Direktor für Nord- und Südamerika im Europäischen Auswärtigen Dienst, Christian Leffler, wenige Tage vor Beginn des Gipfeltreffens.
Probleme bestehen jedoch weiterhin. Die EU erhofft sich vor allem mehr Sicherheit für ausländische Investoren. Vor dem Hintergrund von Verstaatlichungen in einigen Ländern, vor allem von spanischen Unternehmen, wolle man in einer gemeinsamen Erklärung die Notwendigkeit einer "offenen, transparenten, nicht-diskriminierenden und stabilen Umgebung" für ausländische Investoren festhalten. Der beim Madrider EU-Lateinamerika-Gipfel vom Mai 2010 vereinbarte "Aktionsplan" soll um eine Passage über Investitionssicherheit ergänzt werden.
Die Direktinvestitionen der EU in der Region von 613 Milliarden Dollar im Jahr 2011 (umgerechnet 471 Milliarden Euro) sind höher als die der EU in Russland, China und Indien zusammen. Sie entsprechen 47 Prozent der gesamten ausländischen Direktinvestitionen in Lateinamerika und der Karibik. Brüssel argumentiert, dass es qualitativ hochwertige Investitionen nur dann geben könne, wenn Rechtssicherheit für Investoren garantiert sei. Dies scheint jedoch kein Problem für den zunehmenden Einstieg von chinesischen Investitionen in der Region zu bedeuten, vor allem im Bergbau, aber auch in Infrastrukturprojekten.
Ergebnisse werden von dem Treffen eher nicht erwartet. "Über die Konjunktur hinweg gibt es eine langjährige strukturelle Distanzierung zwischen der EU und Lateinamerika, mit einer immer weniger zusammenfließenden Tagesordnung", sagte der argentinische Politologe Juan Tokatlián der Nachrichtenagentur dpa. Das Gipfeltreffen werde so ergebnislos wie die vergangenen ausgehen./eb/DP/he
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