23.12.2015 12:25:45

KONJUNKTUR IM BLICK/Kreditvergabe im Euroraum nimmt langsam zu

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Vergabe von Krediten an Unternehmen im Euroraum erholt sich sehr langsam. Daran dürfte sich trotz der ultra-lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) auch im November nichts geändert haben. Volkswirte erwarten, dass die EZB am 30. Dezember eine etwas höhere Jahreswachstumsrate bei Krediten an nicht-finanzielle Unternehmen, aber eine etwas niedrigere Wachstumsrate der breiten Geldmenge M3 melden wird. Zudem enthalten die M3-Daten noch andere interessante Informationen.

   Die Vergabe von Buchkrediten an nicht-finanzielle Unternehmen ist in den vergangenen Monaten immer mit einer Jahresrate von knapp 1 Prozent gewachsen. Nur der September war mit einer Rate von nur 0,6 Prozent ein Ausrutscher, der aber im Oktober wieder korrigiert wurde (1,0 Prozent). Bereinigt um Verkäufe und Verbriefungen - diese Rate bevorzugt die EZB in ihrer eigenen Analyse - stiegen die Buchkredite zuletzt mit einer Jahresrate von 0,8 Prozent.

   Insgesamt passt die gedämpfte Entwicklung der Kreditvergabe gut zum nur moderaten Wirtschaftswachstum im Euroraum, aber nicht besonders gut zu den außerordentlichen Anstrengungen der EZB, dieselbe anzukurbeln. Die EZB hat den Satz, zu dem Banken bei ihr Überschussliquidität anlegen können, auf minus 0,30 Prozent gesenkt. Das sollte aus ihrer Sicht einen Anreiz darstellen, das Geld lieber in Form von Krediten weiterzugeben.

   Spürbare Auswirkungen hat diese Politik vor allem für die Preise von Vermögenswerten. Allerdings befinden sich darunter auch Aktien und Unternehmensanleihen, was in gewisser Weise ebenfalls auf eine höhere Kreditvergabe hinausläuft.

   Das Wachstum der breiten Geldmenge M3 dürfte sich im November etwas verlangsamt haben. Die Geldmenge M3 umfasst den Bargeldumlauf, den Zentralbankgeldbestand der Banken, die Sichteinlagen der Nicht-Banken, Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten, Anteile an Geldmarktfonds, Repo-Verbindlichkeiten, Geldmarktpapiere sowie Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren.

   Daneben aktualisiert die EZB im Rahmen ihrer M3-Veröffentlichung die Datenbankeinträge zur Entwicklung von Bankeinlagen in einzelnen Ländern. In Italien ist ein gewisser Trend zum Abzug von Einlagen nicht zu übersehen. In sechs der vergangenen acht Monate sind die Einlagen von Privathaushalten und Unternehmen abgebaut worden. Dahinter könnten schleichende Zweifel an der Stabilität des italienischen Bankensystems stehen. Jüngst mussten wegen ihrer vielen faulen Kredite drei kleinere Regionalbanken gerettet werden.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

   DJG/hab/kla

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   December 23, 2015 05:55 ET (10:55 GMT)

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