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29.06.2015 07:30:45

KONJUNKTUR IM BLICK/Eine weitere Schicksalswoche nebst Konjunkturdaten

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Nachdem die Bemühungen um die Lösung der griechischen Schuldenkrise am Wochenende gescheitert sind, beginnt die Woche in Griechenland mit geschlossenen Bankschaltern und Kapitalverkehrskontrollen. Griechische Aktien und Anleihen können nicht gehandelt werden. Gleichwohl wird Griechenland an den weltweiten Finanzmärkten am Montag das bestimmende Thema sein. Von sentix befragte professionelle Investoren rechnen für Montag mit deutlichen Verlusten für den Euro und einer starken Nachfrage nach Bundesanleihen und Gold.

   Der Termin, auf den die Märkte schauen, ist der 30. Juni, an dem sowohl das aktuelle Hilfsprogramm der internationalen Kreditgeber ausläuft, als auch ein Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) über gut 1,5 Milliarden Euro fällig wird. Es droht ein Zahlungsausfall, denn ohne neue Kredite, das sind sich Beobachter sicher, wird Griechenland die alten nicht bezahlen können.

   Mitten in den Showdown hinein werden einige wichtige Konjunkturdaten veröffentlicht, die die Aufmerksamkeit der Märkte verdient haben - vor allem die Juni-Inflationsrate des Euroraums. Der Preisdruck im Euroraum dürfte sich nämlich zum ersten Mal in diesem Jahr wieder etwas verringert haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Jahresteuerungsrate von 0,3 auf 0,2 Prozent zurückgegangen ist und die Kernteuerung von 0,9 auf 0,8 Prozent.

   Dahinter steckt nach Einschätzung der DZ Bank aber keine fundamentale Wende, denn zum einen sind die Preise von Heizöl und Diesel etwas gesunken und zum anderen sehen die DZ-Bank-Ökonomen gegenwärtig eine höhere Schwankungsanfälligkeit einiger saisonabhängiger Preise. Zudem verdichten sich ihrer Ansicht nach Anzeichen dafür, dass die Abwertung des Euros "mittelfristig zu einer höheren Kerninflation führen wird".

   Die Commerzbank weist darauf hin, dass der überraschend deutliche Kerninflationsanstieg im Vormonat (von 0,6 auf 0,9 Prozent) zur Hälfte auf Preisbewegungen bei Pauschalreisen zurückging. So verzeichneten die Pauschalreisen im Mai 2014 einen ungewöhnlichen Rückgang (minus 4,3 Prozent), der im Juni 2014 wieder korrigiert wurde (plus 8,2 Prozent). "In diesem Jahr dürften die Pauschalreisen im Juni aufgrund des höheren Preisniveaus im Mai nur etwa 4 Prozent steigen. Dies senkt für sich genommen die Kernteuerungsrate um 0,1 Prozentpunkte", kalkuliert Commerzbank-Ökonom Christoph Weil.

   Eurostat wird die vorläufigen Inflationsdaten für Juni am Dienstag um 11.00 Uhr veröffentlichen. In dieser Konstellation sind die am Montag um 14.00 Uhr anstehenden deutschen Inflationsdaten von besonderem Interesse. In den bereits am Vormittag anstehenden Teuerungsdaten aus sechs Bundesländern werden die Preise Pauschalreisen nämlich explizit ausgewiesen sein. Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate ist nach Meinung von Ökonomen um 0,3 Punkte, von 0,7 auf 0,4 Prozent zurückgegangen.

   Bereits am Morgen um 9.55 Uhr teilt die Bundesagentur für Arbeit mit, wie sich die Arbeitslosigkeit im Juni entwickelt hat. Die Arbeitslosenquote lag zuletzt auf einem Rekordtief von 6,4 Prozent, Volkswirte erwarten eine Bestätigung dieser Quote und einen weiteren Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl um 5.000.

   Zumindest mit Blick auf wichtige Konjunkturdaten endet die Woche schon am Donnerstag (14.30 Uhr MESZ), und zwar mit dem US-Arbeitsmarktbericht. Er ist geeignet, die Meinungen zum Zinskurs der US-Notenbank zu beeinflussen, der einen nicht zu unterschätzende Einfluss für die gesamte Weltwirtschaft und das Finanzsystem ausübt.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

   DJG/hab

   (END) Dow Jones Newswires

   June 29, 2015 01:00 ET (05:00 GMT)

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