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22.05.2016 19:05:41

KMK-Präsidentin: Bei der Bildungsintegration geht es nun richtig los

BERLIN (dpa-AFX) - Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Claudia Bogedan, sieht Deutschland bei der Integration der Flüchtlingskinder ins deutsche Bildungssystem vor der entscheidenden Phase. "An vielen Orten, in den meisten Flächenländern, beginnt jetzt die Zuweisung der Menschen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen an die Kommunen. Und damit beginnt auch der Übergang der Kinder und Jugendlichen ins Regelschulsystem", sagte die Bremer SPD-Bildungssenatorin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Nach der immer noch vorsichtigen KMK-Schätzung sind 20 bis 30 Prozent der Geflüchteten Minderjährige im schulpflichtigen Alter - bei einer Flüchtlingszahl von gut einer Million im Vorjahr also etwa 250 000 bis 300 000. Viele davon gehen derzeit noch in sogenannte Willkommensklassen für einen möglichst raschen, konzentrierten Spracherwerb. Viele Experten raten aber zu einem forcierten Unterricht in den Regelklassen zusammen mit deutschen Schülern.

Angesichts der bisher gezeigten Fähigkeiten des Bildungssystems sei ihr auch vor der neuen Herausforderung nicht bange, sagte Bogedan. "Die Aufnahmebereitschaft und Integrationsleistung, die von den Schulen erbracht wird, ist enorm. Wir haben aber auch gute Rahmenbedingungen: In allen Ländern sind zusätzliche Lehrkräfte eingestellt worden, nicht nur für Deutsch als Zweitsprache, sondern auch für den Regelbetrieb. Neue Klassen wurden aufgemacht. Das alles wird zu Beginn des nächsten Schuljahres so richtig spürbar werden."

Auch die Landesfinanzminister seien zu loben, weil sie bei diesem Kraftakt mitgezogen hätten. "In allen Bundesländern wurde die Einstellungspraxis flexibilisiert", hob Bogedan hervor, die dieses Jahr turnusgemäß der KMK als Zusammenschluss der Länder-Kultusministerien vorsteht. "In Bremen stellen wir jetzt täglich neue Lehrer ein - nicht mehr nur wie sonst üblich zu festen Terminen, sondern nach Bedarf. Und alle Länder bemühen sich wirklich, eine gute Durchmischung der Klassen hinzubekommen."

Von Verbänden aufgerufene Zahlen zum Lehrereinstellungsbedarf wies die SPD-Politikerin zurück - dafür sei die Entwicklung viel zu dynamisch. Bogedan hielt den Forderungen entgegen, dass alle Bundesländer jetzt von "demografischer Rendite" profitierten. "Das heißt: Es wurden über Jahre nicht so viele Lehrerstellen abgebaut wie die Schülerzahlen zurückgingen. So war es bisher ohne Überschreiten von Klassenfrequenzen möglich, die Kinder ins bestehende Bildungssystem zu integrieren." Nach Gewerkschaftsschätzungen müssten die Schulen bundesweit etwa 8000 zusätzliche Lehrer bekommen.

Auch eine von manchen Bildungsforschern angeregte Absenkung von Standards - etwa durch eine Abschaffung der Pädagogenausbildung in einem Referendariat - lehnte Bogedan im dpa-Gespräch ab: "Was in der KMK keiner will, sind irgendwelche Qualitätsverschlechterungen." Sie riet zu einer gewissen Gelassenheit: "Deutschland hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt: nicht lange abwarten, sofort mit der Integration beginnen, und vor allem die Sprache vermitteln."

Bogedan kommt am Montag (23. Mai) auch zu einer Bonner KMK-Tagung zum Thema Schulische Integration von Flüchtlingen. Daran nehmen etwa 350 europäische Fachkräfte teil, darunter der stellvertretende

Generaldirektor für Bildung in der Europäischen Kommission, Jeny Nymand-Christensen./ll/DP/he

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