16.04.2023 08:00:00

Klimadatenhunger steigt mit Nachhaltigkeit-Berichtspflicht

Die Zahl der EU-Unternehmen, die zur bisherigen Finanzberichterstattung auch eine solche zur Nachhaltigkeit erstellen müssen, wird in den kommenden Jahren mit der Ausweitung der EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung CSRD stark steigen und bis 2026 auch KMU betreffen. Damit werde sich auch der Nutzerkreis der österreichischen Klimaszenarien ÖKS um diese Klientel erweitern, so Matthias Themeßl von Geosphere Austria.

"Die Zahl wird aber relativ schnell auf ein paar 1.000 anwachsen - und dann wird es immer weiter gehen", erläutert Themeßl. Schon bisher galt für große, börsenorientierte Unternehmen die Non-Financial Reporting Directive (NFRD), doch diese soll ab 2024 durch die CSRD-Richtlinie abgelöst werden. Sie vergrößert den Kreis der zur Berichterstattung verpflichteten Unternehmen - derzeit noch im niedrigen dreistelligen Bereich - mit jedem Jahr: schon 2024 folgen Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitern. 2025 betrifft die Pflicht dann alle anderen bilanzrechtlich großen Unternehmen ab 250 Beschäftigten, und das bedeutet laut Beratungsunternehmen EY (ehemals Ernest & Young), dass dann 2.000 heimische Unternehmen betroffen sein könnten - eine genaue Zahl sei noch schwer abzuschätzen, hieß es Ende März 2023.

2026 folgen dann auch die kapitalmarkt?orientierten KMU, welche aber ein Aufschubrecht von zwei Jahren haben. Im selben Jahr wird dann auch die neue und erweiterte ÖKS-Version vorliegen, an deren Erstellung Themeßl als Teil des Koordinatorenteams mitbeteiligt ist. "Mit der Erstellung der Klimaszenarien erfolgt so auch ein Schritt hin zu den Anforderungen der EU-Taxonomie, mit der die EU-Kommission nachhaltige Wirtschaftsaktivität definieren will", erläutert der Umweltsystematiker und Geophysiker im Gespräch mit der APA.

Die von der CSRD-Richtlinie betroffenen Unternehmen müssen dann darlegen, inwieweit ihre Aktivitäten von Klimarisiken betroffen sein können und inwiefern diese vom Klima abhängig sind. Beispielsweise im Fall von Papierfabriken und der holzverarbeitenden Industrie insgesamt, wenn die Ressource Holz bei anhaltender Trockenheit, steigendem Schädlingsdruck und Hitze knapper wird. Laut Themeßl werden so auch die neu erarbeiteten Daten in Wert gesetzt, in dem die EU-Taxonomie auch vorschreibe, dass jeweils die bestmöglichen zur Verfügung stehenden Daten für die entsprechenden Analysen herangezogen werden müssen. Die Nachfrage nach den Klimaszenariendaten sei jetzt schon äußerst groß, daher gebe es auch die Überlegung die aktuell gültigen ÖKS15-Daten dahingehend aufzubereiten, dass sie mit Faktoren wie Hitzestress, Starkniederschlagrisiko oder Waldbrandgefahr erweitert werden.

Mit den ÖKS26 würden jedenfalls wertvolle Grundlagendaten geliefert, und damit ein "wesentlicher Beitrag zu einem grünen Wirtschaftsstandort". Die Verpflichtungen für die Unternehmen belaufen sich dabei nicht nur auf Risikoanalysen, auch die Auswirkungen des wirtschaftlichen Schaffens auf die Biodiversität oder Recycling sind zu berücksichtigen, und vor allem der im Green Deal festgelegte Übergang in eine Kreislaufwirtschaft. Was jedoch die Klimarisiken betrifft, da liefere man gemeinsam mit dem Climate Change Centre Austria frei zugängliche Daten. "Nicht nur für Unternehmensberater, "auch für die Unternehmen selbst".

ad/bel

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!