05.03.2025 11:54:40

IW: Dauerkrise seit 2020 kostet deutsche Wirtschaft 735 Milliarden Euro

DOW JONES--Die Dauerkrise der vergangenen Jahre hat der deutschen Wirtschaft große Einbußen beschert. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Das Institut schätzt die Verluste durch die Corona-Pandemie, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die geopolitischen Verwerfungen in den vergangenen fünf Jahren auf 735 Milliarden Euro. Das entspreche 4,3 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.

Das arbeitgebernahe Institut geht zudem davon aus, dass die Krise weitergehen dürfte. "Auch 2025 rechnen wir mit keinem Wirtschaftsaufschwung in Deutschland, der die aufgelaufenen Konsum- und vor allem Investitionsausfälle auffangen könnte", sagt IW-Konjunktur-Experte Michael Grömling. Das liege jedoch nicht nur an den Krisen. "Über Jahrzehnte hat Deutschland bei den Investitionen gespart und so den Standort vernachlässigt. Das ist der schwammige Boden, auf dem die Krisen uns so hart treffen."

Allein für die ersten beiden Pandemie-Jahre summierten sich laut IW die Verluste auf 290 Milliarden Euro. Auch danach sei nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Erholung ausgeblieben: 2022 betrugen die Einbußen an Wirtschaftsleistung 100 Milliarden Euro, 2023 145 Milliarden Euro und 2024 gar 200 Milliarden Euro, so die Berechnungen des Instituts.

Vor allem drei Gründe seien für die wirtschaftlichen Schäden verantwortlich. Während der Corona-Jahre hätten geschlossene Geschäfte und gestörte Lieferketten den Konsum abgewürgt. Aber auch wegen der hohen Inflation infolge des kriegsbedingten Energieschocks und der wachsenden Unsicherheit achteten die privaten Haushalte stärker aufs Geld - und hätten ihren Konsum deutlich zurückgefahren. Pro Kopf hat der Studie zufolge jeder Deutsche seit 2020 im Schnitt 5.600 Euro weniger ausgegeben. Gesamtwirtschaftlich entspreche das einer Summe von fast 300 Milliarden Euro.

Der Energiepreisschock nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine habe die Erholung in der Industrie gestoppt, bevor sie den Corona-Schock verdauen konnte. Gestörte Lieferketten, hohe Energiekosten und geopolitische Krisen verunsicherten die Unternehmen seitdem nachhaltig, so das IW. Die Gesamtausfälle bei den Investitionen belaufen sich auf 265 Milliarden Euro.

Zudem habe die Weltwirtschaft an Dynamik verloren. Auch abseits der Ukraine prägten geopolitische Verunsicherung und Blockbildung das Bild und kühlten den Welthandel ab. Als Exportland leidet die deutsche Wirtschaft darunter zusätzlich.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/apo

(END) Dow Jones Newswires

March 05, 2025 05:55 ET (10:55 GMT)

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