26.12.2012 15:53:32

IW: Branchenstimmung schlechter als die Lage

    BERLIN (dpa-AFX) - In vielen deutschen Unternehmen ist die Stimmung schlechter als vor einem Jahr. Die Euro-Schuldenkrise sorge für Verunsicherung, berichtete am Mittwoch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) nach einer Umfrage bei 46 Branchen. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, sieht keinen Anlass für Konjunkturpessimismus. "Niemand sollte in Deutschland ein Interesse daran haben, eine Krise herbeizureden", sagte er der dpa in Berlin.

 

    Bei der traditionellen IW-Verbandsumfrage gab die Hälfte der befragten Verbände an, die Stimmung in ihren Mitgliedsunternehmen sei schlechter als zum Jahreswechsel 2011/2012. IW-Chef Michael Hüther sprach von einer beachtlichen Differenz zwischen Stimmung und Lage: Nur elf von 46 Verbänden erwarteten schlechtere Geschäfte als 2012. Immerhin 20 Verbände erwarten für 2013 eine leichte Verbesserung bei Produktion, Umsatz und Geschäftsergebnis und 15 gehen von gleichbleibend guten Geschäften aus.

 

    Deutschland steht denn auch nach Ansicht von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt nicht vor der nächsten Wirtschaftskrise. "Ich bin überzeugt, dass wir in Deutschland keine Rezession erleben und auch 2013 ein Wirtschaftswachstum in etwa der diesjährigen Größenordnung erreichen werden", sagte er der dpa. "Wir haben eine leichte Abschwächung der wirtschaftlichen Entwicklung, befinden uns aber von Ausnahmen abgesehen immer noch auf einem erfreulich hohen Niveau."

 

    Der Präsident des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel (BGA), Anton F. Börner, rechnet damit, dass die deutschen Exporte insgesamt um 3,5 bis 4 Prozent wachsen. "Wenn es ganz toll läuft, können es auch 5 Prozent sein", sagte er. Damit würden die Ausfuhren auf rund 1,16 Milliarden Euro steigen, die Zuwachsraten allerdings hinter den Rekordwerten der vergangenen Jahre zurückbleiben. Hauptgrund ist laut Börner die Euro-Schuldenkrise, die aus seiner Sicht noch lange nicht überwunden ist.

 

    Mit einem leichten Wachstum im kommenden Jahr rechnet das Handwerk - trotz Umsatzeinbrüchen in einzelnen Branchen. "Die Stimmung ist ausgesprochen gut", sagte Handwerkpräsident Otto Kentzler der dpa. Die Zahl der Beschäftigten dürfte weitgehend stabil bleiben. Zu den Risiken zählt Kentzler die Absatzkrise in der Autoindustrie, die sich auch auf das Handwerk auswirkt.

 

    Verhalten optimistisch äußert sich der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann: "Rekordbeschäftigung, steigende Einkommen und stabile Preise sind gute Vorgaben für ein neuerliches leichtes Konsumplus bei uns im neuen Jahr. Unter dem Strich rechnen wir daher für 2013 noch mit einem Wachstum von 0,7 Prozent," sagte er der dpa.

 

    Die Bundesregierung erwartet für 2013 ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent. Die Bundesbank ist mit plus 0,4 Prozent skeptischer./ba/DP/he

 

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