04.12.2016 08:04:54
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Italienische Wirtschaft kommt nicht voran
FRANKFURT (dpa-AFX) - Italien könnte zum Risiko für den Euro werden. Neben politischen Turbulenzen ist dafür vor allem die wirtschaftliche Lage verantwortlich. Das sind die größten Probleme:
WACHSTUM: Italiens Wirtschaft steckt in einer Flaute fest. Im Gegensatz zu vielen anderen Euro-Ländern hat sich Italien von den Schocks der Finanzkrise 2008 und der Eurokrise 2012 immer noch nicht erholt. Und das dürfte sich nicht allzu schnell ändern. "Wir erwarten nicht, dass die italienische Wirtschaft vor der Mitte des kommenden Jahrzehnts auf ihr Vorkrisenniveau zurückkehren wird", sagt Jean-Michel Six, Experte bei der Ratingagentur Standard & Poor's. Das jährliche Wachstum werde auch bis 2018 noch unter einem Prozent liegen.
SCHULDEN: Der Schuldenberg des italienischen Staates ist extrem hoch und liegt bei über 135 Prozent der Wirtschaftsleistung - obwohl die Spielregeln der Währungsunion eigentlich nur maximal 60 Prozent erlauben. Innerhalb der EU hat nur Griechenland anteilig noch mehr Schulden. Kein Euro-Land hat ein höheres Volumen an Staatsanleihen im Umlauf als Italien. Zwar ist das laufende Haushaltsdefizit in den vergangenen Jahren gesunken. Dennoch fürchtet die EU-Kommission, Italien könnte 2017 die vereinbarten Defizitgrenzen überschreiten. Regierungschef Matteo Renzi warnt dagegen vor einer "selbstmörderischen" Sparpolitik. Höhere Ausgaben seien nicht zuletzt wegen der Flüchtlingskrise und der jüngsten Erdbebenschäden nötig.
ARBEITSMARKT: Die Arbeitslosigkeit in Italien bleibt mit 11,7 Prozent weiter sehr hoch. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Quote unter sechs Prozent. Besonders junge Italiener finden häufig keinen Job. Das Pro-Kopf-Einkommen in Italien hat seit 2007 um über ein Zehntel nachgegeben. Für viele Menschen heißt das schlicht und einfach, dass ihr Lebensstandard sinkt.
BANKENSEKTOR: Italien hat seit diesem Jahr wieder mit einer Bankenkrise zu kämpfen. Berge an faulen Krediten belasten die Bilanzen der Geldhäuser. Schwache Banken vergeben weniger Kredite. Das bremst die Wirtschaftsentwicklung. Es ist ein Teufelskreis, denn gerade die Geldhäuser sind wiederum auf eine starke Wirtschaft angewiesen, um ihre Bilanzen aus eigener Kraft zu stärken./tos/DP/zb
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