04.12.2016 08:05:41
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ITALIEN/STICHWORT: Italiens 'stille Wutbürger'
ROM (dpa-AFX) - Wut auf die Politik und Verachtung für Politiker hat in Italien Tradition, nicht umsonst sind in dem Land Regierungskrisen eher die Regel als die Ausnahme. Aber derzeit gibt es trotz Grabenkämpfen beider Lager um das Referendum keine massiven Proteste. Eher macht sich seit Jahren Resignation breit. Die "stillen Wutbürger" gehen erst gar nicht wählen.
Politiker werden per se als korrupt und nur auf ihr eigenes Interesse bedacht beschrieben - nicht zu unrecht: In den 90er Jahren ging der Feldzug gegen Korruption und Amtsmissbrauch in der Politik unter dem Namen "Mani pulite" (Saubere Hände) in die Geschichte ein. Es folgten von juristischen Kämpfen geprägte Jahre unter Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi.
Nun steht vor allem die Fünf-Sterne-Protestbewegung für diejenigen, die die alte Politik satt haben. Ihr Anführer, der Komiker Beppe Grillo, machte sich mit schrillen Kampagnen einen Namen. Seiner Meinung nach hat Italien auch in der Wirtschaftskrise keine massiven Proteste gesehen, weil die Fünf-Sterne den Frust der Menschen kanalisierten.
Gegen das "Establishment" zu sein, ist in Italien also schon lange üblich, hat mit der Trump-Wahl aber neue Dynamik bekommen. Die Gegner des Referendums sehen sich nun als Anti-Establishment, obwohl viele ihrer Vertreter einst selbst an der Reform mitgearbeitet haben.
Gründe für die Wut auf die Regierung von Matteo Renzi sind: Hohe Arbeitslosigkeit, keine Jobs für junge Leute, kaum Aussichten auf Besserung, auch die Person Renzi mögen viele nicht. Hinzu kommen Mafia-Skandale wie zuletzt in Rom, die eine Unterwanderung der Politik durch die organisierten Kriminalität aufdeckten./reu/DP/zb
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