19.04.2013 19:12:31
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INTERVIEW/SAP will trotz Cloud mit On-Premise-Software wachsen
Von Ursula Quass
Alle reden von der Cloud. Für SAP sind die klassischen Softwarelizenzen deshalb aber noch lange kein Auslaufmodell: Trotz des Trends zu Miet-Software über das Internet rechnet Deutschlands größter Softwarekonzern auch künftig mit steigenden Umsätzen aus fest auf den Rechnern der Kunden installierter Software. Mittel- und langfristig werde "definitiv" auch das traditionelle sogenannte On-Premise-Geschäft weiter wachsen, sagte Co-Vorstandschef Bill McDermott dem Wall Street Journal Deutschland.
Im noch relativ jungen Cloud-Geschäft verzeichnet SAP ein rasantes Wachstum. Im ersten Quartal waren die Lizenzumsätze währungsbereinigt nur um 5 Prozent gestiegen, Software aus der Cloud dagegen um 20 Prozent. Allerdings erzielt SAP mit Cloud-Lösungen bislang nur einen Bruchteil des Umsatzes, den der Konzern mit On-Premise-Software macht.
Ganz ersetzen wird die Cloud die fest installierte Software nach Einschätzung von McDermott nicht. "Die Nutzer werden die Software in den meisten Fällen hybrid nutzen", sagte er. Die beiden Formen würden also nebeneinander existieren und von den Kunden nach Bedarf eingesetzt werden. Dies sei allein schon der Komplexität der Geschäftsprozesse geschuldet. So könne ein globaler Konzern seine gesamten Geschäftsprozesse nicht einfach in die Cloud auslagern. In Teilbereichen allerdings, etwa dem Personalmanagement, der Beschaffung oder im Verkauf, könne Software aus der Cloud fest installierte dagegen vollständig ersetzen.
Hohe Erwartungen setzt die SAP AG in ihr neues Produkt Business Suite on HANA, bei der die Basissoftware der Walldorfer mit der hauseigenen ultraschnellen Datenbanktechnologie verbunden wird. Sie befindet sich derzeit in der Anlaufphase und soll Mitte des Jahres verfügbar sein.
Mit Blick auf den schwachen Jahresauftakt sagte McDermott, es sei "möglich", dass sich Kunden mit dem Kauf von Software zurückgehalten hätten, weil sie auf die Einführung des neuen Angebots warten wollten. Das Interesse an der im Mai stattfindenden Kundenmesse Sapphire sei riesig, noch nie hätten so viele Anmeldungen vorgelegen wie diesmal.
SAP hatte am Morgen Quartalszahlen vorgelegt und sowohl beim Gewinn als auch Umsatz vor allem im Kerngeschäft mit dem Verkauf neuer Software-Lizenzen die Analysten-Erwartungen verfehlt. Das erste Quartal ist allerdings traditionell das schwächste des Softwarekonzerns. Die Erfahrung zeigt, dass die Umsätze im Lauf des zweiten Quartals wieder anziehen. "Das ist ziemlich normal", sagte McDermott. Nach Angaben von SAP ist auch in diesem Jahr die Pipeline für den Zeitraum April bis Juni wie auch den Rest des Jahres "sehr gut" gefüllt. Dass der Konzern die Erwartungen der Analysten im ersten Quartal nicht erfüllen konnte, lag nach Ansicht von McDermott vor allem an der gegenwärtigen Schwäche in Asien. Dort hatte es in gleich drei Regionen - Südostasien, China und Indien -Managementwechsel gegeben. Die vorübergehend vakanten Stellen seien inzwischen aber wieder besetzt worden.
Wachsen will SAP "ganz klar in erster Linie organisch". Allerdings habe SAP auch Akquisitionen im Blick, sagte McDermott. Ausschau halten will das Unternehmen vor allem nach besonders innovativen Übernahmezielen, deren Lösungen das SAP-Angebot ergänzen - vor allem im Bereich der Analyse riesiger Datenmengen (Big Data), mobilen Anwendungen und solchen, die die Interaktionen zwischen Nutzern ermöglichen.
Mitarbeit: Friedrich Geiger.
Kontakt zur Autorin: ursula.quass@dowjones.com
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April 19, 2013 12:41 ET (16:41 GMT)
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