Rückgang überrascht |
25.08.2016 11:08:00
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ifo-Geschäftsklima sinkt im August überraschend
"Die deutsche Konjunktur fällt in ein Sommerloch", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Daten. Der Ifo-Index ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer und gilt als zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der nächsten sechs Monate.
Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen fiel im August auf 112,8 (Vormonat revidiert: 114,8) Punkte. Ökonomen hatten einen Stand von 114,8 erwartet. Basis war ein vorläufiger Juli-Wert von 104,7 gewesen. Der Index für die Geschäftserwartungen verringerte sich auf 100,1 (revidiert 102,1). Erwartet worden war ein Anstieg auf 102,3. Vorläufig hatte das Ifo-Institut einen Erwartungswert von 102,2 genannt.
"Es scheint, als hätten die deutschen Unternehmen erst jetzt vom Votum der Briten für einen EU-Austritt Großbritanniens erfahren", sagte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Es sei nicht das erste Mal, dass der Ifo-Index mit ein- oder zweimonatiger Verzögerung auf globale Ereignisse reagiere. An Brzeskis fundamentaler Einschätzung der deutschen Konjunktur ändert die aktuelle Ifo-Veröffentlichung nichts: Derzeit gut, aber ohne Strukturreformen und Investitionen bedroht.
KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner sieht sein Konjunkturbild gleichfalls noch intakt: "Offenbar können die gute Dynamik bei privatem Konsum und in der Baubranche Dämpfer bei Unternehmensinvestitionen und Außenhandel derzeit nur noch teilweise abfedern. Wir sind dennoch zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs bleibt und rechnen mit einer BIP-Zunahme von 1,8 Prozent in 2016."
Helaba-Analystin Viola Julien schrieb in einem Kommentar: "Angesichts des hohen Niveaus (des Ifo-Index') sind Wachstumszweifel zwar nicht angebracht, eine Zunahme der konjunkturellen Dynamik ist aber ebenso wenig zu konstatieren."
Im verarbeitenden Gewerbe ist der Ifo-Index erneut gesunken. Die Industriefirmen waren mit ihrer aktuellen Geschäftslage weniger zufrieden. Auch die Erwartungen trübten sich merklich ein und fielen unter ihren langfristigen Durchschnitt. Vor allem der Auftragseingang war rückläufig. Das Geschäftsklima gab in nahezu allen Branchen nach, am deutlichsten in der Chemie- und Elektroindustrie.
Im Groß- und Einzelhandel verschlechterte sich das Geschäftsklima ebenfalls. Die Händler waren demnach mit ihrer aktuellen Lage nicht mehr ganz so zufrieden wie noch im Juli. Die Erwartungen zeigten erste Anzeichen von Skepsis. Der Rückgang im Einzelhandel war vor allem auf Nahrungs- und Genussmittel zurückzuführen.
Im Bauhauptgewerbe blieb der Geschäftsklimaindex unverändert auf Rekordniveau. Während die weiterhin sehr guten Einschätzungen zur aktuellen Lage etwas zurückgenommen wurden, blickten die Baufirmen leicht optimistischer auf die nächsten Monate.
FRANKFURT/MÜNCHEN (Dow Jones)
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