13.11.2008 14:48:00
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HINTERGRUND: Abschwung wird zur Bewährungsprobe für Siemens-Chef Löscher
Die stark vom Umbau geprägte Bilanz mit einem Verlust von 2,4 Milliarden Euro im Schlussquartal präsentierte der Konzernchef am Donnerstag in München vergleichsweise entspannt. Lange Zeit hatte der Milliarden-Skandal um schwarze Kassen und dubiose Zahlungen im Ausland dem Österreicher die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben. Mittlerweile sei man in den Vergleichsverhandlungen mit amerikanischen und deutschen Behörden aber "auf der Zielgeraden" - wenngleich noch nicht am Ziel, sagt Löscher. Mit Blick auf die Zukunft erlaubt er sich inzwischen auch wieder selbstbewusste Töne: "Wir sehen in der Krise eine klare Chance für uns: Wir können uns jetzt voll auf die Kunden konzentrieren, während andere erst beginnen, ihre Hausaufgaben zu machen."
AUSBAU SERVICEGESCHÄFT
Beim Erzrivalen General Electric (GE) aus den USA hatte die Finanzkrise bereits deutlichen Tribut gefordert. Wegen der schwachen Finanzsparte hatte der Mischkonzern im dritten Quartal einen Gewinneinbruch verbucht, den Ausblick für das Gesamtjahr musste GE schon zwei Mal in diesem Jahr nach unten korrigieren. Der französische Alstom-Konzern dagegen steuert bislang mit Rekordaufträgen und hohen Gewinnen durch die Konjunkturkrise und bekräftigte erst vor wenigen Tagen auch seine mittelfristigen Ziele bis 2010.
Für Siemens verlässt sich Löscher darauf, dass die Neuausrichtung greift. "Wir haben jetzt ein Portfolio, das deutlich stärker auf die langfristigen Entwicklungen in der Welt fokussiert ist." Neben der Konzentration auf die drei Säulen Energie, Industrie und Gesundheit setzt Löscher auch auf den weiteren Ausbau des Servicegeschäfts. "Dieser zyklisch weniger anfällige Teil des Geschäfts ist gerade jetzt ein zusätzlich stabilisierender Faktor." Auch von der Präsenz in Wachstumsmärkten wie China und Indien will das Unternehmen profitieren. Dort hat Siemens bereits ein Drittel des Geschäfts, "diese Märkte wachsen auch jetzt dynamisch weiter", sagt Löscher.
TRANSFORMATION ABGESCHLOSSEN
Im Umbau-Jahr 2007/08 (30. September) hatte Löscher dem Konzern ein neues Gesicht verpasst und sich dabei beispielsweise vom Telefonanlagen-Hersteller SEN und zuletzt auch von der Beteiligung an Europas größtem Computerhersteller Fujitsu Siemens getrennt. Größtes Geschäft war aber der Verkauf des Automobilzulieferers VDO, mit dessen Hilfe Siemens die Milliarden-Lasten durch den Umbau aufs Jahr gesehen mehr als wettmachen konnte.
Für das neue Geschäftsjahr können die Beschäftigten nun auf etwas ruhigere Zeiten hoffen. "Die Transformation von Siemens ist abgeschlossen", verkündet Löscher. "Die größten Brocken beim Umbau haben wir 2008 weggeräumt. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, das hilft uns jetzt." Beim geplanten Gewinn von Marktanteilen setzt der Siemens-Chef nun vor allem auf organisches Wachstum. Den wirtschaftlichen Abschwung will er aber auch dafür nutzen, Siemens "punktuell in Schwerpunkt-Geschäften" zu verstärken./cs/DP/edh
--- Von Christine Schultze, dpa ---
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