30.10.2008 14:06:00

Heidelberger Druck begegnet Krise mit Kündigungen

        HEIDELBERG (dpa-AFX) - Der Druckmaschinen-Hersteller Heidelberger Druck greift in der momentanen Absatzkrise zum letzten Mittel und schließt auch Kündigungen nicht mehr aus. Insgesamt sollen fünf Mal so viele Arbeitsplätze abgebaut werden wie bislang geplant. Denn die Aussichten sind düster: Für das laufende Geschäftsjahr 2008/2009 rechne Heidelberger Druck mit einem "deutlichen Jahresfehlbetrag", teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Auch für das kommende Geschäftsjahr 2009/2010 gehe der Vorstand zunächst "nicht von einer Verbesserung aus", hieß es. Die Aktie büßte einen Teil ihrer Tagesgewinne ein und stand am frühen Nachmittag in einem sehr freundlichen Markt noch 5,17 Prozent im Plus bei 7,12 Euro.

    In Folge des verstärkten Umsatz- und Ertragsrückgangs für das laufende und das kommende Geschäftsjahr wird Heidelberger Druck die Einsparungen bis zum Geschäftsjahr 2010/11 auf 200 Millionen Euro verdoppeln. Bereits im kommenden Geschäftsjahr sollen 150 bis 180 Millionen Euro eingespart werden statt bislang 75 Millionen Euro. Um das Ziel zu erreichen, sollen nun 2.500 der weltweit knapp 19.600 Stellen wegfallen statt bislang geplanter 500. "Dabei wird es an den deutschen Standorten voraussichtlich auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen", hieß es. Das Unternehmen betonte aber, dass dies sozialverträglich geschehen solle. Bereits für den November werde Kurzarbeit an den heimischen Standorten angemeldet.

HOHE KOSTEN FÜR SPARPLAN

    Die Kosten für den Stellenabbau, den jüngst für die Metallindustrie abgeschlossenen Tarifvertrag zur Altersteilzeit und die weitere Restrukturierung bezifferte Heidelberger Druck auf 130 bis 150 Millionen Euro. Die Summe soll "zum überwiegenden Teil" bereits im laufenden Geschäftsjahr verbucht werden und mit zu dem erwarteten Jahresverlust führen. Eine genaue Jahresprognose, wie zuletzt versprochen, werde das Unternehmen "aufgrund der Unvorhersehbarkeiten der gegenwärtigen Finanzmarktkrise und ihrer Auswirkung auf die Investitionsentscheidungen seiner Kunden" nicht mehr geben.

    Heidelberger Druck hatte am Monatsanfang eine schlechter als erwartet ausgefallene vorläufige Zwischenbilanz vorgelegt und dabei mitgeteilt, dass "entsprechend der wirtschaftlichen Entwicklung" das Sparprogramm ausgeweitet werden solle. Bislang hatte der Konzern die Produktion aus dem Sparprogramm weitgehend ausgeklammert und sich vor allem auf Verwaltung, Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung konzentriert.

ALLGEMEINE MARKTSCHWÄCHE

    Analysten und Anleger hatten das Sparpaket schon bei seiner Verkündung als zu gering kritisiert. Daraufhin hatte Konzernchef Bernhard Schreier zur Jahresmitte angekündigt: "Sollten sich die Rahmenbedingungen gegen Ende des Jahres gravierend ändern, dann muss eine Phase zwei folgen." Nachdem zuerst nur der US-Markt eingebrochen war, hatte Heidelberger Druck vor kurzem von einer "merklichen Investitionszurückhaltung in allen Regionen" berichtet.

    Auch die Konkurrenten König und Bauer  und manroland haben Probleme, ihre Maschinen an den Kunden zu bringen. Hintergrund ist die eingetrübte wirtschaftliche Stimmung infolge der Finanzkrise. Die Firmen weltweit fahren ihre Werbung zurück und die Drucker verlieren massenhaft Aufträge. Nicht einmal das gut 1,1 Milliarden Euro dicke Auftragspolster von der wichtigen Branchenmesse drupa konnte die Situation für den Marktführer Heidelberger Druck entschärfen. Neben dem Sparprogramm versucht Konzernchef Schreier, mit dem Ausbau des weniger zyklischen Service- und Verbrauchsmaterialien-Geschäfts gegenzusteuern./das/tw

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