06.03.2015 19:24:33

Griechenland bereitet Wiedereröffnung von Rundfunksender ERT vor

   Von Nektaria Stamouli und Alkman Granitsas

   ATHEN (Dow Jones)--Die neugewählte griechische Regierung will den im Zuge des Sparprogramms eingestellten öffentlich-rechtlichen Rundfunksender ERT wieder eröffnen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf dürfte den Erwartungen zufolge am Montag dem Parlament vorgelegt werden. Die unerwartete Schließung des Senders vor zwei Jahren hatte die Gemüter erhitzt.

   Die Linksallianz Syriza hat sich im Wahlkampf auf die Fahnen geschrieben, die Auswüchse dieses Sparprogramms rückgängig zu machen. Sie versprach, als eine ihrer ersten Handlungen nach der Machtübernahme den Radio- und Fernsehanbieter ERT wieder zu eröffnen - und alle entlassenen Mitarbeiter wieder einzustellen.

   "Was die Vorgängerregierung gemacht hat, war ein Schlag für die Demokratie", sagte Staatsminister Nikos Pappas. "Wir wollen die Ungerechtigkeiten rückgängig machen und die Würde des griechischen Staates wiederherstellen."

   Die Regierung von Tsipras' rechtskonservativem Vorgänger Antonis Samaras hatte im Zuge ihrer rigorosen Sparpolitik sämtliche rund 2.600 ERT-Mitarbeiter quasi über Nacht auf die Straße gesetzt, um ihren Reformwillen zu zeigen. Als Nachfolgesender entstand später Nerit - mit nur noch 500 Beschäftigten.

   Am Montag treffen sich auch die Finanzminister der Eurozone, um über Griechenlands bisheriges Reformprogramm zu beraten. Zu den Plänen für die Wiedereröffnung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks müssen sich die Gläubiger noch äußern.

   "Die Gläubiger werden der Wiedereröffnung von ERT nicht widersprechen, wenn sie wissen, dass daraus keine finanziellen Kosten entstehen", sagte Pappas. Allerdings wolle man nicht die früheren Probleme erben, die der Sender hatte.

   Der Rundfunksender war zuletzt ein aufgeblähtes Musterbeispiel für Kungelei im griechischen System. Die drei Fernsehkanäle kamen auf eine Zuschauerquote von gerade mal 14 Prozent, und die Einstellung neuer Mitarbeiter beruhte mehr auf Nepotismus als tatsächlichen Bedürfnissen.

   Es wird erwartet, dass der neue Sender, der Ende April sein Programm starten soll, rund 2.000 Mitarbeiter haben wird. Damit erfüllt die Regierung ihr Versprechen, die ehemaligen Mitarbeiter wieder einzustellen, denn rund ein Fünftel ist inzwischen in Frührente gegangen und viele andere entscheiden sich möglicherweise nicht für eine Rückkehr. Die neuen Gehälter werden etwa halb so hoch sein wie vor der Schließung und die ehemaligen Mitarbeiter müssen sich für eine neue Stelle bewerben.

   Gleichzeitig soll die monatliche Rundfunkgebühr für die Haushalte steigen, damit Griechenland die Haushaltsverpflichtungen erfüllen kann, die das Land gegenüber seinen Gläubigern eingegangen ist. Das aber stößt vielen Griechen übel auf. In einer Umfrage der griechischen Wochenzeitung Lifo sagten 79 Prozent der Leser, sie seien gegen eine Wiedereröffnung von ERT, wenn damit eine Gebührenanhebung einhergehe.

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   March 06, 2015 12:53 ET (17:53 GMT)

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