29.08.2022 16:02:40

Gewerkschaften fordern staatliche Mehrheitsbeteiligung an Uniper - Bericht

BERLIN (Dow Jones)--Uniper-Betriebsräte und Gewerkschaften haben die Bundesregierung laut einem Bericht der Wirtschaftswoche aufgefordert, eine Mehrheitsbeteiligung an dem Düsseldorfer Energiekonzern Uniper anzustreben. "Leider haben sich die Rahmenbedingungen seit der Unterzeichnung des Rettungspaketes am 22. Juli 2022 weiter verschlechtert, was sich in dem sehr viel höheren als erwarteten Gaspreis und dem noch weiter reduzierten Gasliefervolumen durch Gazprom ausdrückt", zitiert die Wirtschaftswoche aus einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), den unter anderem Harald Seegatz, der Vorsitzende des Uniper-Konzerbetriebsrats, Verdi-Chef Frank Werneke sowie IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis unterzeichnet haben. "Sollten daher weitere Mittel zur Stabilisierung der Situation über das beschlossene Rettungspaket hinaus erforderlich sein und Fortum nicht willens sein, einen Beitrag beizusteuern, möchten wir die Bundesregierung sehr eindringlich darum bitten, ihren Einfluss auf Uniper auszuweiten und eine Mehrheitsbeteiligung anzustreben."

Das Schreiben datiert auf den vergangenen Freitag und ist auch an Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (SPD) sowie Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) verschickt worden. Die Ministerien für Wirtschaft und Finanzen sowie das Bundeskanzleramt konnten nicht unmittelbar zu einer Stellungnahme erreicht werden.

Am 22. Juli hatte die Bundesregierung verkündet, mit einem Anteil von 30 Prozent bei dem angeschlagenen Düsseldorfer Konzern Uniper einsteigen zu wollen. Außerdem stützte der Bund das Unternehmen mit einer Kreditfazilität der staatlichen Förderbank KfW in Höhe von insgesamt 9 Milliarden Euro. Der finnische Konzern Fortum, der vom finnischen Staat kontrolliert wird, hält die Mehrheit der Uniper-Anteile, derzeit knapp 80 Prozent. Mit dem Einstieg des Bundes über eine Kapitalerhöhung dürfte der Fortum-Anteil auf etwa 56 Prozent schrumpfen. Für das erste Halbjahr 2022 hatte Uniper vor allem wegen der hohen Gas-Beschaffungskosten einen Nettoverlust von rund 12 Milliarden Euro gemeldet. Uniper soll mit einem Großteil der für Oktober geplanten Gasumlage gestützt werden, die private und gewerbliche Gaskunden zahlen sollen. Die Umlage soll rund 34 Milliarden Euro generieren.

Zuvor war auch bekannt geworden, dass Uniper am heutigen Montag wegen der anhaltenden Gas-Lieferunterbrechungen Russlands eine Erhöhung der Kreditfazilität durch die KfW um weitere 4 Milliarden Euro beantragt hat. Die bestehende Kreditfazilität bei der KfW-Bankengruppe in Höhe von insgesamt 9 Milliarden Euro hat das Unternehmen bereits vollständig abgerufen.

Uniper muss aufgrund der verminderten Gaslieferungen Russlands die fehlende Menge zu deutlich höheren Preisen am Markt einkaufen. Hinzu kommt, dass der Konzern für einen großen Teil seiner Verkaufsgeschäfte für Gas und Strom Sicherheitsleistungen (so genannte "Margining") hinterlegen muss. Insbesondere diese Sicherheitsleistungen haben die Liquiditätssituation des Konzerns laut Uniper zuletzt stärker belastet.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/jhe

(END) Dow Jones Newswires

August 29, 2022 10:03 ET (14:03 GMT)

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