31.12.2024 15:07:38

Gesamtmetall-Präsident Wolf erwartet weiteres Rezessionsjahr

BERLIN (dpa-AFX) - Der Präsident des Branchenverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, blickt mit Sorge auf die Situation in der Metall- und Elektroindustrie. "Unsere Branche hat im vergangenen Jahr rund 45.800 Arbeitsplätze verloren", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als ein Drittel der Branchenmitglieder hätten im Dezember mit dem Abbau weiterer Arbeitsplätze geplant. "Ich befürchte, dass wir auch 2025 einen weiteren Stellenabbau erleben werden", betonte der Präsident.

Branche auch nächstes Jahr in der Rezession

Die Auftragsbestände würden von den Unternehmen derzeit so schlecht beurteilt wie auf den Höhepunkten der Finanzkrise 2009 oder der Corona-Pandemie 2020. "Für 2024 erwarten wir daher insgesamt einen Produktionsrückgang von 6,5 Prozent", sagte Wolf. Auch im neuen Jahr sei keine Trendumkehr zu erwarten, sondern erneut ein Minus von 2,5 Prozent im Vergleich zu diesem Jahr.

Aufgabe der nächsten Bundesregierung sei es deshalb, Deutschland wieder zu einem wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort zu machen. "Und dazu gehören natürlich die richtigen politischen Rahmenbedingungen", sagte der Funktionär.

Gesamtmetall fordert unter anderem den Abbau von Bürokratie insbesondere über eine Abschaffung des deutschen Lieferkettengesetzes. Es brauche Steuersenkungen und eine Begrenzung der Sozialversicherungsbeiträge auf 40 Prozent. Es brauche außerdem geringere Energiekosten vor allem über die Steuerung der Netzentgelte.

Wolf hofft auf schwarz-gelbe Koalition

Für die nächste Bundesregierung hat Wolf daher eine Wunschkoalition. "Meine Wunschkoalition ist natürlich Schwarz-Gelb, denn nur so kann die notwendige Wirtschaftswende in unserem Land gelingen", sagte er. Mindestens aber brauche es ein liberales Element im Parlament. "Das war immer gut und ich glaube, wir brauchen das auch in der Zukunft, gerade angesichts der erstarkenden rechten und linken Ränder im Parlament."

Für die Überwindung der Krise sieht Wolf indes auch die Betriebe in der Pflicht. "Eine Rolle spielt sicher auch, dass manche Unternehmen in der Vergangenheit vielleicht das eine oder andere nicht schnell genug und effizient genug angegangen sind", sagte er, speziell mit Blick auf den derzeitigen Stellenabbau in der Automobilindustrie.

Für die Produktion elektrischer Motoren brauche es weniger Menschen als beim Verbrenner. Zudem seien zum Teil auch Stellen doppelt besetzt und nicht zuletzt könnten mittelfristig viele Verwaltungsaufgaben auch über Anwendungen der Künstlichen Intelligenz vereinfacht werden. "Unternehmen und Beschäftigte müssen sich auf die Veränderungen einstellen", sagte Wolf.

Wolf: Protektionismus hat sich langfristig nie positiv ausgewirkt

Den Amtsantritt Donald Trump und die damit verbundene Gefahr von höheren Zöllen für Industrieprodukte auch aus Europa betrachte er mit "großer Sorge". "Protektionistische Maßnahmen können kurzfristig für ein Land positiv sein, aber haben sich langfristig noch nie positiv ausgewirkt", betonte der Präsident.

Wenn mit China und den USA zudem die zwei wichtigsten Märkte für die deutsche Industrie wegbrächen oder schrumpften, führe das zu schweren Ertragsproblemen. "Und ich sehe auch keinen Substitutionsmarkt. Wir haben Exporte von 9 Milliarden Euro in die Mercosur-Länder und 100 Milliarden Euro in die USA. Das zeigt schon die Verhältnisse." Auch die Hoffnung, dass Indien schnell zum Zukunftsmarkt werden könnte, habe sich bisher nicht bestätigt.

Volkswirte mahnen Reformen an

Der Chefvolkswirt der Deka Bank, Ulrich Kater, warnte in der "Augsburger Allgemeinen", Deutschland werde ohne Reformen weiter hinter anderen Industrienationen zurückbleiben. "Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist ein Sanierungsfall geworden", mahnte Kater. Die Zeichen des Umbruchs und der Unsicherheit in der Weltpolitik und der Weltwirtschaft, der neuen Technologiegeneration durch Plattformökonomie und der künstlichen Intelligenz würden in Deutschland noch nicht ausreichend wahrgenommen.

Auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, forderte wirtschaftliche Reformen nach der Bundestagswahl. "Deutschland braucht einen Neustart in der Wirtschaftspolitik", betonte er. Die Unternehmen in Deutschland und ihre Mitarbeiter bräuchten wieder gute Rahmenbedingungen, damit sie hierzulande weiter ihre Steuern und Löhne zahlten. "Ansonsten wandern viele in Richtung Osteuropa oder in die USA ab"./maa/DP/he

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!