18.12.2013 22:44:32
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GESAMT-ROUNDUP: US-Notenbank Fed leitet geldpolitische Wende ein
Und dies dürfte erst der Anfang sein: Weitere Schritte bei der Rückführung der Anleihekäufe seien möglich, betonte die Fed. Ein vorbestimmtes Tempo gebe es dabei nicht. Der Ende Januar scheidende Notenbankchef Ben Bernanke nannte bei der Pressekonferenz allerdings eine monatliche Kürzung um zehn Milliarden Dollar als Option. Sollte diese Tempo so umgesetzt werden, dann würden die Anleihekäufe Ende 2014 auslaufen. Finanzanalysten hatten mehrheitlich erst im nächsten Jahr mit dem Beschluss einer Drosselung gerechnet. Allerdings war eine knappe Entscheidung im geldpolitischen Rat der Notenbank erwartet worden.
GELDPOLITIK DÜRFTE NOCH LANGE LOCKER BLEIBEN
Zugleich betonten die Währungshüter, dass die Geldpolitik noch lange locker bleibt. Die erste Zinserhöhung stellen sie erst 2015 in Aussicht. Ihren Arbeitsmarktausblick hob die Fed leicht an: Die Erwerbslosenquote dürfte demnach Ende 2014 zwischen 6,6 und 6,3 Prozent liegen. Im September hatte die Notenbank noch eine Quote zwischen 6,8 und 6,4 Prozent prognostiziert. Die deutlich verbesserte Lage am Arbeitsmarkt sei der Hauptgrund dafür, die Anleihekäufe zu reduzieren, sagte Bernanke. Er verwies zudem auf verbesserte US-Konjunkturdaten. Aber auch international habe sich die wirtschaftliche Lage gebessert.
Die Fed bekräftigte ihr Versprechen, die Zinsen frühestens anzuheben, wenn die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gefallen ist. Eine Zinserhöhung werde aber auch erst nach einiger Zeit, nachdem die Quote unter diese Marke gefallen ist, erfolgen, sagte Bernanke. Derzeit liegt sie bei 7,0 Prozent - dem tiefsten Stand seit fünf Jahren. Bernanke betonte aber, dass für eine Zinsanhebung auch die anderen Daten stimmen müssten. Als eine Gefahr für die Wirtschaft werde die niedrige Inflation unter 2,0 Prozent betrachtet. Der Leitzins, zu dem sich Banken bei der Fed frisches Geld besorgen können, wurde zwischen null und 0,25 Prozent bestätigt. Auf diesem Rekordtief liegt er seit Ende 2008, als sich die schwere Finanzkrise ausbreitete.
SCHOCK AN FINANZMÄRKTEN BLEIBT AUS
An den Finanzmärkten blieb der befürchtete Schock nach den Fed-Entscheidungen weitgehend aus. Am stärksten war die Reaktion am Devisenmarkt. Nach einer kleinen Berg- und Talfahrt geriet der Euro unter merklich Druck. Er sank unter die Marke von 1,37 US-Dollar und fiel auf ein Tagestief von 1,3675 Dollar. Vor den Entscheidungen hatte er noch bei 1,3760 Dollar notiert.
Die US-Aktienmärkte haben sogar mit deutlichen Gewinnen auf die geldpolitischen Entscheidungen der Notenbank Fed reagiert. Der Dow Jones Industrial (Dow Jones) zog nach einem zuvor weitgehend richtungslosen Handel merklich an und ging mit plus 1,84 Prozent bei 16 167,97 Punkten aus dem New Yorker Handel. Marktstratege Craig Erlam vom Broker Alpari UK sagte, mit der Entscheidung habe man rechnen können - die Konjunkturdaten hätten kleine Abstriche an den Anleihekäufen klar unterstützt. Die Kurse von länger laufenden US-Staatsanleihen gerieten unter Druck.
EXPERTE: DROSSELUNG KEIN 'HÄSSLICHES GESCHENK'
Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research sagte, die geldpolitische Drosselung komme dennoch nicht als "hässliches Geschenk" unter den Weihnachtsbaum, "da die Maßnahmen sehr sanft bleiben". Dies sollte die Finanzmärkte und besonders Aktieninvestoren stressfrei ins neue Jahr entlassen.
Bis zuletzt hatte die Fed Monat für Monat Milliarden Dollar aus der Notenpresse gezogen, um sie über Käufe von Staats- und Immobilienpapieren in den Finanzsektor zu pumpen und damit die Konjunktur anzukurbeln. Die Liquiditätsflut soll die Zinsen niedrig halten und so Anreize für Kreditvergabe und Investitionen setzen.
ROBUSTE KONJUNKTUR UND JOB-AUFSCHWUNG
Die wirtschaftliche Erholung lässt jedoch einen Abbau der konjunkturellen Stützen zu: Das US-Wachstum hat wieder deutlich Fahrt aufgenommen, im dritten Quartal legte die Wirtschaftsleistung auf das Jahr hochgerechnet um satte 3,6 Prozent zu.
Auch an der Job-Front hat sich die Lage in den vergangenen Monaten erheblich entspannt. Die Notenbank richtet ihre Geldpolitik stark am Arbeitsmarkt aus, anders als beispielsweise die EZB muss die Fed nicht nur für stabile Preise sorgen, sondern auch für Vollbeschäftigung. "Wir sind mit dem doppelten Mandat gut gefahren", sagte Bernanke. Derzeit würden aber beide Seiten des Mandat für eine weiterhin lockere Geldpolitik sprechen.
BEIGELEGTER HAUSHALTSSTREIT NIMMT DRUCK VON DER FED
Wegen der fortschreitenden Erholung der US-Wirtschaft hatten bereits im September viele Ökonomen erwartet, dass die Fed den Anfang vom Ende ihrer Politik des ultrabilligen Geldes einläutet. Damals scheuten die Währungshüter jedoch davor zurück, weil die Folgen des erbitterten Budgetkonflikts im US-Senat nicht abzusehen waren. Durch den Kompromiss zwischen Demokraten und Republikanern wurde dieses Hindernis aber aus dem Weg geräumt. Die Risiken durch die von Streit geprägte Haushaltspolitik in den USA seien zurückgegangen, sagte Bernanke. "Es war nett diese Einigung zu sehen." Die Haushaltspolitik sei eine große Belastung für das Wirtschaftswachstum gewesen.
Der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik gilt als eine extrem schwierige Aufgabe. Das Risiko dabei ist, dass die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft mit Nervosität reagieren und die Konjunktur einen Rückschlag erleidet.
YELLEN UNTERSTÜTZT ENTSCHEIDUNG
Die Fed-Entscheidungen kommen kurz vor dem Ende von Bernankes Amtszeit als Notenbankchef. Ab Februar 2014 soll seine designierte Nachfolgerin Janet Yellen die Zügel in der Hand halten. Die 67-Jährige war bislang Vize-Chefin der Zentralbank. Bernanke betonte, dass die Entscheidungen nichts mit dem anstehenden Wechsel an der Spitze der Notenbank zu tun habe. Yellen habe die Entscheidungen umfänglich mitgetragen. Gegen die Entscheidung hatte nur Eric Rosengreen gestimmt, der sich für eine unverminderte Fortsetzung der Anleihekäufe aussprach./hbr/jsl/men/mcm/she
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