14.06.2013 18:22:36
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GESAMT-ROUNDUP: Trotz weicher Deiche Ende der Hochwasser-Katastrophe in Sicht
In Sachsen-Anhalt mussten Tausende Menschen aus mehr als 20 Ortschaften ihre Wohnungen verlassen und in Sicherheit gebracht werden. Weitere müssten sich auf Evakuierungen vorbereiten, hieß es. Für einen schnelleren Abfluss im Elbe-Saale-Winkel sollte ein Teil des Saaledeichs bei Barby gesprengt werden. Die wegen des Elbehochwassers seit Montag gesperrte Bahnbrücke bei Schönhausen (Sachsen-Anhalt) wird den Zugverkehr voraussichtlich noch bis Sonntagabend behindern. Nach wie vor gibt es Verzögerungen auf zentralen ICE-Strecken. Züge zwischen Berlin und Hannover und weiter ins Ruhrgebiet fahren über Magdeburg und Braunschweig. Zu Umleitungen kommt es auch auf der ICE-Verbindung Berlin-Frankfurt.
In Niedersachsen durften am Freitag die rund 280 Anwohner der Altstadt-Insel von Hitzacker in ihre Häuser zurück, auch die Evakuierung des brandenburgischen Wittenberge wurde aufgehoben. Die rund 300 Bewohner der betroffenen Stadt Lauenburg in Schleswig-Holstein können wohl am Samstag zurück in ihre Häuser.
Die kommunalen Spitzenverbände und die Bundesorganisationen der Feuerwehren dankten allen Helfern. Allein bei den Feuerwehren seien mehr als 82 000 Menschen im Einsatz gewesen.
Bei seinem Besuch im Flutgebiet Deggendorf zeigte sich Bundespräsident Gauck erschrocken über die Kraft der Wassermassen, die er vom Hubschrauber aus sehen konnte. Die betroffenen Anwohner imponierten Gauck: "Das Allerbeeindruckendste ist aber: Du schaust die Menschen an - die sind total erschöpft, aber nicht traurig. Die sind innerlich bewegt." Das zeige ihm, dass die Deutschen sich in Notsituationen aufeinander verlassen könnten. Der Bundespräsident sprach auch mit Einsatzkräften von THW und Bundeswehr.
Angesichts der enormen Hochwasserschäden macht sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für eine Versicherungspflicht für Gebäude stark. Die Versicherung solle die Folgen extremer Wetterlagen und Erdbeben abdecken, schlug das DIW am Freitag vor. Ein solches Modell sei auf Dauer gerechter und für den Staat günstiger als die bisherigen Nothilfen bei Hochwasser, Stürmen und anderen Naturereignissen. Die Branche wehrt sich gegen einen Zwang, jedes Haus versichern zu müssen. Die Justizminister der Bundesländer hatten sich für eine Pflichtversicherung für Hausbesitzer ausgesprochen.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) traut sich noch keine Schätzung der aktuellen Hochwasserschäden zu. GDV-Präsident Alexander Erdland sagte aber: "Wir müssen davon ausgehen, dass der Schaden durchaus höher sein kann als bei der Elbe-Flut 2002." Damals summierten sich die Schäden für die Branche auf rund 1,8 Milliarden Euro. Der Allianz, dem größten deutschen Versicherer, kommt die aktuelle Flut allerdings nicht so teuer zu stehen wie 2002. Sie rechnet ersten Schätzungen zufolge nur mit einem Nettoschaden von 350 Millionen Euro - das wäre in etwas die Hälfte von 2002.
Um beim Hochwassereinsatz Probleme durch schaulustige Hobbypiloten zu verhindern, verlängerte das Bundesverkehrsministerium Flugbeschränkungen entlang der Elbe. Seit dem Wochenende waren Flüge zum Schutz des Einsatzluftverkehrs an der Donau und Elbe eingeschränkt worden.
EU-Finanzkommissar Janusz Lewandowski sicherte Hilfen aus dem Europäischen Solidaritätsfonds zu. Der Ausschuss-Vorsitzende für Haushaltskontrolle im Europäischen Parlament, Michael Theurer (FDP), rechnete mit bis zu 500 Millionen Euro. Am Donnerstag hatten Bund und Länder einen Hilfsfonds von etwa acht Milliarden Euro beschlossen.
Bayern will seine Ausgaben für den Hochwasserschutz im kommenden Jahr verdoppeln. Ein Vorschlag von Umweltminister Marcel Huber (CSU) sehe Investitionen von mehr als 200 Millionen Euro im Jahr 2014 vor, sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)./gth/DP/zb
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