06.06.2018 13:50:00

Flughafen Wien sieht Investitionen durch Regulative in Gefahr

Der Flughafen Wien steuert heuer auf ein Rekordjahr zu. Neue Airlines wie Laudamotion und Wizz Air stationieren ihre Flugzeuge in Wien und sorgen so für Passagier- und Personalwachstum. Dazu kommen Betriebsansiedlungen wie das geplante DHL-Logistikzentrum. Doch künftige Investitionen sehen die Flughafen-Chefs durch Regulative in Gefahr. Auch die Rechtsunsicherheit rund um die 3. Piste belaste.

"Frühestens 2019" erwartet Flughafen-Vorstand Günther Ofner Rechtssicherheit, ob die 3. Piste am Flughafen Wien gebaut werden darf oder nicht, sagte er am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Doch selbst dann wäre ein Baustart nicht vor 2025 realistisch, da Hügel abgetragen, eine Bundesstraße verlegt und alle Ausschreibungen ordnungsgemäß gemacht werden müssten. Neuinvestitionen würden so gebremst, da viele zunächst abwarten wollten, was passiert, so Ofner.

Zusätzliches Ungemach sieht der Flughafen auch aus Brüssel zukommen. Mehrere Airlines wollen, dass die EU-Kommission eine Evaluierung der Flughafentarife (u.a. für Start und Landung) durchführt. Derzeit sind die Flughafentarife in der EU nicht einheitlich. "Die Zielrichtung ist wohl eine Zentralisierung der Entscheidung über die Tarife", sagte Ofner. Das sorge jedenfalls für enorme Unsicherheiten bezüglich künftiger Investitionen.

Den Vorwurf, der Wiener Flughafen sei zu teuer, wollen sich die Flughafen-Chefs nicht gefallen lassen. Wien sei "deutlich günstiger" als Frankfurt, Zürich oder München.

In Wien liefern sich Billigairlines einen Kampf um Platz 2. "Alle, die neu in den Markt drängen, wollen in Wien sehr stark wachsen", sagte Flughafen-Vorstand Julian Jäger. Bis 2019 würden allein durch Laudamotion und Wizz Air zwischen 15 und 17 neue Flugzeuge am Flughafen Wien-Schwechat stationiert werden. Das sorge für einen Personalanstieg um 1.500 bis 2.000 Personen. Neue Betriebsansiedlungen würden weitere rund 1.000 Jobs schaffen. Mit zwei Logistikern sei man vor Vertragsabschluss, kündigte Ofner an, ohne Details zu nennen.

Lowcost-Carrier wie Wizz Air, Easyjet & Co dürften heuer für ein Passagierwachstum um 50 Prozent auf 3 Millionen Passagiere sorgen, wird erwartet. Mit einem derzeitigen Billigairline-Anteil von 20 Prozent liege Österreich noch immer unter dem europäischen Durchschnitt von 30 bis 40 Prozent. Die letzten Entwicklungen seien nicht ungewöhnlich gewesen, sondern eher ein Aufholen an den EU-Schnitt, so Jäger.

Einen "Boom" verzeichnet der Flughafen nach Angaben der Manager auch auf der Langstrecke, da zahlreiche Fluglinien die Anzahl der angeflogenen Destinationen ausweiten. Allein für den asiatischen Markt wird 2018 ein Passagierwachstum von 30 Prozent erwartet.

Für die Sommermonate Juli und August zeichnet sich ein Passagierplus von 9 Prozent auf 5,5 Millionen an. Auch der September dürfte stark werden. Im Gesamtjahr 2018 geht der Flughafen von einem Passagierwachstum von mehr als 8 Prozent in der Gruppe und 6 Prozent am Standort Wien aus. Aufgrund des Wachstums hat das Unternehmen die Guidance für das Nettoergebnis schon zwei Mal angepasst und geht nun von zumindest 148 Mio. Euro für 2018 aus.

Um das starke Passagierwachstum stemmen zu können, plant der Flughafen in den nächsten zehn Jahren Investitionen von 1,6 Mrd. Euro - die 3. Piste ist da noch gar nicht mitberechnet.

(Schluss) kan/cri

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