10.07.2008 10:12:00
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EZB: Zinserhöhung soll Zweitrundeneffekte verhindern
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinserhöhung der vergangenen Woche abermals mit drohenden Zweitrundeneffekten bei der Preisentwicklung begründet. "Der Zinserhöhungsbeschluss des EZB-Rats zielt darauf ab, breit angelegte Zweitrundeneffekte zu verhindern und den zunehmenden Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht entgegenzuwirken", erklärte die EZB in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht.
Die Notenbank verwies darauf, dass die Teuerungsraten seit Herbst vergangenen Jahres "signifikant gestiegen" seien. Auch dürfte die Inflation ihrer Einschätzung nach noch länger als bisher angenommen über dem Niveau bleiben, das mit Preisstabilität vereinbar ist. Zudem werde die Sichtweise, dass auf mittlere Sicht Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität bestehen, durch das immer noch sehr kräftige Geldmengen- und Kreditwachstum bestätigt, so die EZB weiter.
Sie betonte, dass die Gewährleistung der Preisstabilität auf mittlere Sicht ihr vorrangiges Ziel sei und dass sie fest entschlossen sei, "die mittel- und langfristigen Inflationserwartungen fest auf einem Niveau verankert zu halten, das mit Preisstabilität in Einklang steht". Der jüngste Zinsschritt werde zum Erreichen dieses Ziels beitragen, zeigte sich die Notenbank zuversichtlich. Sie kündigte an, "auch in nächster Zeit alle Entwicklungen sehr genau zu verfolgen".
In der vergangenen Woche hatte die EZB - wie von ihr im Juni signalisiert - die Leitzinsen um 25 Basispunkte erhöht. Es war der erste Zinsschritt seit Juni 2007, der den wichtigsten EZB-Zins auf 4,25% brachte. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet deutete bei der Kommentierung der Zinsentscheidung an, dass die Notenbank vorerst auf eine weitere Straffung der Geldpolitik bzw. auf eine Serie von Zinsanhebungen verzichten werde.
Die EZB verwies in ihrem Monatsbericht darauf, dass sie weiterhin von einem moderaten Wirtschaftswachstum in der Eurozone ausgehe. Allerdings bestünden große Unsicherheiten hinsichtlich der Wachstumsaussichten. Wegen der hohen Rohstoffpreise und der anhaltenden Finanzkrise würden dabei die konjunkturellen Abwärtsrisiken überwiegen. Volkswirte erwarten zurzeit, dass sich das Wirtschaftswachstum im Jahresverlauf deutlich abkühlen wird, nachdem im ersten Quartal noch eine sehr robuste Entwicklung verzeichnet worden war.
Mit Blick auf die Preisentwicklung erklärte die EZB hingegen, dass hier "eindeutig" Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität bestünden. Diese hätten sich in den vergangenen Monaten noch verstärkt. Zu den Risiken zählt die EZB vor allem die Möglichkeit weiterer Preissteigerungen bei Energie und Nahrungsmitteln. "Zugleich bestehen sehr große Bedenken, dass vom Lohn- und Preissetzungsverhalten über breit angelegte Zweitrundeneffekte zusätzlicher Inflationsdruck ausgehen könnte", betonte die Notenbank. Die monetäre Analyse bestätige zudem, dass auf mittlere bis längere Sicht Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität bestünden.
Im Juni waren die Verbraucherpreise in der Eurozone auf Jahressicht um 4,0% gestiegen, der höchsten Rate seit Einführung des Euro. Die Teuerung war damit doppelt so hoch, wie von der EZB im Rahmen ihrer Preisstabilitätsdefinition - eine Inflation von knapp 2% - vorgesehen. Volkswirte gehen davon aus, dass der Preisdruck in den kommenden Monaten noch zunehmen wird.
-Von Peter Trautmann, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 297 25 313, peter.trautmann@dowjones.com DJG/ptt/hab (END) Dow Jones NewswiresJuly 10, 2008 04:09 ET (08:09 GMT)
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