12.12.2012 18:03:32

EZB/Weidmann widerspricht IWF-Analyse zu Fiskalmultiplikatoren

Von Hans Bentzien Bundesbankpräsident Jens Weidmann sieht in der Euro-Schuldenkrise keine Alternative zu einer sparsamen Finanzpolitik. In einer Rede in Frankfurt widersprach er einer Analyse des Internationalen Währungsfonds (IWF), die nahe legt, dass eine staatliche Sparpolitik am Ziel, das Haushaltsdefizit zu verringern, scheitern muss, weil die zugleich verursachten Wachstumseinbußen die Defizitquote erhöhen.

   In einem Aufsatz seines Weltwirtschaftsausblicks hatte sich der IWF mit den so genannten Fiskalmultiplikatoren beschäftigt. Diese geben an, wie stark das Wirtschaftswachstum auf eine Änderung der Haushaltspolitik reagiert. Die Studie des IWF kommt zum Ergebnis, dass der Multiplikator höher ist als ursprünglich angenommen und ungefähr 1,7 betrage. Das würde bedeuten, dass der Wachstumsverlust deutlich stärker wäre als die staatlichen Einsparungen. In diesem Fall würde staatliche Konsolidierung tatsächlich eine Abwärtsspirale in Gang setzen.

   EZB-Ratsmitglied Weidmann schloss sich dieser Deutung jedoch nicht an. Er sagte laut vorab verbreitetem Redetext: "In der Wissenschaft sind die Ergebnisse des IWF umstritten. Kritikpunkte sind zum einen die geringe Anzahl an Beobachtungen, zum anderen die starke Abhängigkeit der Ergebnisse von der Auswahl der Länder für die Stichprobe. Zudem dürfte die Lage in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich sein. Dem wird in der Querschnittsanalyse des IWF ungenügend Rechnung getragen."

   Das IWF-Papier hatte der schon länger laufenden Diskussion zu der Frage neue Nahrung gegeben, ob Griechenland von seinen internationalen Kreditgebern gezwungen wird, sich kaputt zu sparen. Von aktueller Bedeutung ist diese Debatte deshalb, weil einige Länder des Euroraums mit ziemlicher Sicherheit ihre vereinbarten Haushaltsziele verfehlen werden. In Diskussionen darüber wird häufig das Argument verwendet, dass im Falle Spaniens oder auch Frankreichs nicht die gleichen Fehler wiederholt werden dürften, die bei Griechenland gemacht worden seien.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com DJG/hab/flf (END) Dow Jones Newswires

   December 12, 2012 11:32 ET (16:32 GMT)

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