01.06.2014 12:48:30

EZB plant "Mitteldicke Bertha" für Südeuropa - Medien

   Von Hans Bentzien

   Die Europäische Zentralbank (EZB) will es noch mal mit den Banken versuchen. Laut Medienberichten wird der EZB-Rat am Donnerstag beschließen, die Kreditvergabe an südeuropäische Unternehmen über eine noch billigere Refinanzierung für Banken zu verbessern. Wie das gehen soll, darüber darf weiter spekuliert werden.

   Laut Berichten der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) und des Spiegel will EZB-Präsident Mario Draghi noch einmal die "Dicke Bertha" laden, das heißt, den Banken billige Liquidität für längere Zeit zur Verfügung stellen. Allerdings soll die Bertha, um im Bild zu bleiben, weniger dick sein, aber trotzdem weiter schießen und zudem noch besser treffen.

   Im Bezug auf das angestrebte Volumen meldet die FAS, die EZB wolle den Banken über ein langfristiges Refinanzierungsgeschäft - oder deren mehrere - bis zu 40 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, wenn gesichert ist, dass die das Geld an die Unternehmen weiter geben. Damit ist klar, dass es hier nicht um groß angelegte Wertpapierkäufe (Quantitative Easing) geht - dafür ist das Volumen viel zu gering.

   Das Programm bliebe zudem deutlich kleiner als die beiden Dreijahrestender, mit denen die EZB Ende 2011 und Anfang 2012 rund 500 Milliarden Euro in den Markt geschossen hatte. Aus Sicht kleiner südeuropäischer Unternehmen wäre es allerdings sehr groß - wenn der Schuss denn trifft.

   Der Spiegel meldet, das neue Refinanzierungsgeschäft solle eine Laufzeit von bis zu vier Jahren haben. Die derzeit laufenden Langfristtender haben Laufzeiten von drei Jahren. Strittig ist laut Spiegel noch, ob das Geschäft fest zum dann gesenkten Hauptrefinanzierungssatz von 0,10 oder 0,15 Prozent verzinst oder wie die aktuellen Dreijahrestender nach Fälligkeit zum durchschnittlich während der Laufzeit herrschenden Zins abgerechnet werden soll.

   Wie aber sorgt die EZB dafür, dass Banken das Geld tatsächlich an die Realwirtschaft weiterreichen? Zunächst muss sie verhindern, dass die Institute das Geld wie bei den vorangegangenen Langfristgeschäften zum Kauf von Staatsanleihen einsetzen. Das scheint eine lösbare Aufgabe zu sein, denn der Zentralbank bleibt nicht verborgen, was die Banken mit ihrem Geld tun.

   Zudem müsste die EZB verhindern, dass Banken das Geld einfach wieder bei ihr parken. Ein negativer Einlagenzins, wie er derzeit diskutiert wird, wäre sicher ein Anreiz, das Geld anderswo einzusetzen. Allerdings wird die Einlagenfazilität ohnehin nicht mehr so stark genutzt wie in den Hochzeiten der Krise.

   Direkte Möglichkeiten, die Gelder in Richtung kreditbedürftiger kleiner Unternehmen zu lenken, hat die EZB nicht. Einer südeuropäischen Geschäftsbank ist mit noch mehr billigem EZB-Geld allein nicht geholfen. Sie muss das an einem Kredit interessierte Unternehmen kreditwürdig finden, das Management vertrauenswürdig, den Geschäftsplan überzeugend und die konjunkturellen Rahmenbedingungen günstig.

   Sind diese Voraussetzung nicht erfüllt, dann darf sie die EZB-Millionen unter den vermuteten Konditionen gar nicht erst annehmen. Insofern verwundert es nicht, dass die FAS unter Berufung auf "informierte Kreise" meldet, dass die genannten 40 Milliarden das Höchstvolumen eines möglichen Kreditprogramms darstellen und dass die EZB zunächst mit kleineren Summen starten will.

   Ein weitaus eleganterer Weg wäre es, den Banken bereits vergebene und verbriefte Kredite abzukaufen. Das würde die Bankbilanzen auf jeden Fall von Altkrediten entlasten. Aber dieser Markt ist seit der Finanzkrise sehr geschrumpft. Die EZB bemüht sich derzeit darum, die gerade erst verschärften Verbriefungsregeln wieder etwas zu lockern und damit für Banken interessanter zu machen.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com

   DJG/hab/raz

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