21.03.2022 16:29:42

EZB/Nagel: Geldpolitischen Ausstieg nicht verschleppen

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte den Ausstieg aus ihrer sehr lockeren Geldpolitik nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel ungeachtet des russischen Überfalls auf die Ukraine in Angriff nehmen. "Bei aller Vorsicht angesichts der außergewöhnlichen Unsicherheit: Verschleppen sollten wir den Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik nicht", sagte Nagel laut veröffentlichtem Redetext. Bei zögerlichem Handeln müsse die EZB die Zinsen sonst später womöglich umso rascher oder stärker anheben.

"Ein abrupter Zinsanstieg aber würde Unternehmen und Haushalte stärker belasten. Und er könnte bestehende Verwundbarkeiten im Finanzsystem aufdecken und starke Marktschwankungen auslösen", warnte Nagel. Das Risiko zu späten Handels sei mittlerweile größer als das Risiko, mit einer zu frühen Straffung den Aufschwung abzuwürgen. Nagel zeigte Sympathie für eine Zinsanhebung 2022. "Sofern die Nettokäufe wie derzeit vorgesehen im dritten Quartal enden, eröffnet das die Möglichkeit, bei Bedarf die Leitzinsen noch in diesem Jahr anzuheben", sagte er.

Der EZB-Rat müsse entschlossen dafür sorgen, dass sich der starke Preisauftrieb nicht verfestige und nicht zu einer überhöhten Inflation in der mittleren Frist führe. "Hier sind mögliche Zweitrundeneffekte ein zentrales Risiko", sagte Nagel. Im Euroraum sei die Arbeitslosenquote auf einen historisch niedrigen Stand gefallen, und der Fachkräftemangel nehme zu, was die Lohndynamik verstärken könnte. "Zweitrundeneffekte können aber auch dadurch entstehen, dass die aktuelle Teuerungswelle die Inflationserwartungen steigen lässt", sagte er.

"Unter den Fachleuten scheint sich immer mehr eine Erkenntnis durchzusetzen: Die Inflationsraten werden für absehbare Zeit nicht mehr so niedrig sein wie vor der Pandemie", sagte der Präsident der Deutschen Bundesbank. "Wir müssen meines Erachtens sehr auf der Hut sein vor Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht."

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/sha

(END) Dow Jones Newswires

March 21, 2022 11:30 ET (15:30 GMT)

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