20.01.2013 15:49:31

EZB-Chefökonom warnt vor zu viel Optimismus - Zeitung

   Von Hans Bentzien

   Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) hat vor dem Hintergrund der sich langsam entspannenden Euro-Staatsschuldenkrise vor zu viel Konjunkturoptimismus gewarnt. Peter Praet sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, es sei nicht sicher, ob Europa tatsächlich schon den Wendepunkt erreicht habe.

   Die Anzeichen für eine Entspannung der Euro-Staatsschuldenkrise mehren sich: Kapital fließt in die Länder der Euro-Peripherie zurück, was sich an wachsenden Bankeinlagen und sinkenden Staatsanleiherenditen ablesen lässt. In der kommenden Woche werden die Banken der Eurozone mitteilen, wie viel von dem auf drei Jahre von der EZB geliehenen Geld sie nach schon einem Jahr zurückgehen. Es wird allgemein erwartet, dass neben nordeuropäischen Banken auch einige große Institute aus Frankreich und Italien Stärke demonstrieren und Kredit zurückzahlen werden.

   In der nächsten Woche stehen aber auch wichtige europäische Konjunkturindikatoren zur Veröffentlichung an. Und die dürften zeigen, dass die Konjunktur weiterhin schwach ist: Zum Beispiel die Einkaufsmanagerindizes, das europäische Verbrauchervertrauen und das belgische Geschäftsklima.

   EZB-Chefökonom Praet warnte in den Interview implizit davor, die Zeichen anhaltender finanzieller Entspannung schon einem unmittelbar bevorstehenden Konjunkturaufschwung gleichzusetzen. "Es gibt Leute die sagen: Wir schrumpfen nicht mehr so stark, also wird es bald aufwärts gehen. Ich bin hier vorsichtiger", sagte der Belgier und fügte hinzu: "Es gibt positive Anzeichen, aber es ist noch nicht entschieden, dass wir uns am Wendepunkt zum Guten befinden."

   Der Einkaufsmanagerindex der Privatwirtschaft des Euroraums ist im Dezember zwar erneut (auf 47,2 Punkte) gestiegen, er lag aber trotzdem zum elften Mal in Folge unterhalb der Marke von 50 Punkten, ab der Wirtschaftswachstum signalisiert wird. Für Januar wird ein Anstieg auf 47,6 Punkte prognostiziert.

   Etwas besser könnten die deutschen Konjunkturindikatoren ausfallen. Für die meisten in der nächsten Wochen anstehenden - ZEW-Konjunkturerwartungen, Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes und ifo-Index werden zum wiederholten Mal Anstiege prognostiziert. Vor allem ein vierter Anstieg des ifo-Geschäftsklimas in Folge würde die Hoffnung stützen, dass die größte Volkswirtschaft des Euroraums nach dem für das vierte Quartal vorauszusehenden Rückgang im ersten Quartal 2013 wieder wachsen wird.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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   January 20, 2013 09:18 ET (14:18 GMT)

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