Bilanzskandal |
25.02.2021 13:40:00
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Ex-Wirecard-Bank-Vorstand: Bafin hat Wirecard geschützt - Chef von 'Bilanzpolizei' DPR tritt zurück
Im Februar 2019 hatte die Finanzaufsicht Bafin ein zweimonatiges Leerverkaufsverbot für Wirecard Aktien ausgesprochen. Bei einem Leerverkauf oder Shortselling wetten die Spekulanten auf den Kursrückgang einer Aktie. In Deutschland ist das umstritten. Begründet wurde das Vorgehen damals mit einer drohenden Marktverunsicherung.
Wexeler bezweifelte den Einfluss von Wirecard auf die internationale Finanzstabilität. Mit einer Bilanzsumme von 2,2 Milliarden Euro sei die Wirecard Bank keinesfalls ein relevanter Akteur für das Finanzsystem gewesen. Auch das Kerngeschäft der Wirecard, die Abwicklung von Zahlungsdienstleistungen im Internet, sei dafür nicht relevant gewesen. "Wenn das wegfällt, passiert ja nichts", sagte er. Nach der Insolvenz des Unternehmens habe man ja gesehen, dass Wettbewerber den Markt übernehmen.
Die Wirecard AG hatte im Juni 2020 Luftbuchungen von 1,9 Milliarden eingeräumt und daraufhin Insolvenz angemeldet. Insgesamt könnte es nach Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft um mehr als drei Milliarden Euro gehen. Nach dem aufgedeckten Bilanzskandel flog Wirecard aus dem DAX. Weil der Skandal jahrelang unentdeckt blieb, steht unter anderem die Bafin in der Kritik. Der frühere Bafin-Chef Felix Hufeld musste im Zuge das Skandals seinen Hut nehmen. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen die Bafin.
Chef von 'Bilanzpolizei' DPR tritt zurück
Im Skandal um den Bilanzbetrug bei Wirecard hat der Präsident der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung, Edgar Ernst, seinen Rücktritt angekündigt. Er werde sein Amt auf eigenen Wunsch zum 31. Dezember niederlegen, teilte die Bilanzpolizei am Mittwoch mit. Ernst wolle der DPR einen personellen Neuanfang ermöglichen. Die Prüfstelle untersucht die Bilanzen deutscher Konzerne auf korrekte Buchführung. Im Fall Wirecard war sie in die Kritik geraten, weil der mutmaßliche Milliardenbetrug nicht auffiel.
Ernst war zuletzt wegen umstrittener Aufsichtsratsmandate aufgefallen. Die DPR erklärte, ab 2022 würden durch das Präsidium und andere Mitglieder der Prüfstelle keine Aufsichtsratsmandate mehr wahrgenommen - so wie es der Gesetzgeber vorsehe.
Die SPD-Abgeordnete Cansel Kiziltepe betonte, die Bilanzpolizei müsse unabhängig sein. Aufsichtsratsmandate vertragen sich nicht mit den Aufgaben des obersten Bilanzpolizisten", erklärte sie. Jeder Anschein eines Interessenkonflikts müsse vermieden werden. Ernsts Augenmerk habe zuletzt offenkundig "vor allem auf der Sammlung von wohlvergüteten Ämtern und nicht der Bilanzkontrolle" gelegen.
/tam/DP/he
BERLIN (dpa-AFX)
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