Eurokrise 08.12.2012 03:00:58

Eurozone: Lichtblick dank Reformdruck

von Peter Gewalt, Euro am Sonntag

Griechenland hat es vergangene Woche erneut mit einen unrühmlichen Rekord in die Schlagzeilen geschafft: Nach Aussage von Transparency International ist der öffentliche Dienst des Landes der korrupteste Europas. Dagegen blieb ein anderer, prestigeträchtigerer Spitzenplatz des Landes in der Öffentlichkeit fast unbemerkt. Keine andere Nation in der Eurozone hat im vergangenen Jahr so große Anpassungsanstrengungen und -erfolge vorzuweisen wie die Griechen, lautet das kürzlich veröffentlichte Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Berenberg Bank und der Denkfabrik Lisbon Council.

Und Griechenland ist kein Einzelfall unter den Sorgenländern. Auch Portugal, Irland, Spanien weisen dank wirtschaftspolitischer Eingriffe Erfolge bei Außenhandel, Staatshaushalt und den Lohnkosten auf. „Die harten Reformen zeigen Wirkung“, resümiert Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding. Und steht mit seiner Einschätzung keineswegs allein da: Auch eine von der Allianz vorgelegte Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die eingeleiteten Maßnahmen erste Erfolge gezeitigt haben.

Denn die Liste der schmerzhaften Reformen ist lang, „auch wenn dies in Deutschland kaum wahrgenommen wird“, wie Schmieding betont: In Athen, Dublin, Madrid, Lissabon wurden inzwischen drastische Einsparungen vorgenommen, die Haushaltsdefizite verringert und die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert. „Gerade bei der Senkung der Arbeitskosten sehen wir erhebliche Fortschritte“, erklärt Schmieding.

Spaniens Exporte legen zu
Letzteres wirkt sich auf die Handelsbilanzen Spaniens, Griechenlands, Portugals und Irlands positiv aus. Einerseits sind die Einfuhren aufgrund der Wirtschaftskrise in diesen Ländern drastisch zurückgegangen, andererseits wurden die Ausfuhren gesteigert. So stiegen Spaniens Exporte in den vergangenen drei Jahren um stolze 22 Prozent. Verfestigt sich dieser Trend, wäre das die Umkehrung einer Entwicklung, die die Peripheriestaaten in die Schuldenfalle geführt hat. Unter dem starken Anstieg der Lohnkosten in den südlichen Ländern seit 2000 hatte die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in den Krisenstaaten gelitten, die Ausfuhren brachen ein, die Staaten waren daher auf massive Kapitalimporte aus dem Ausland angewiesen, die Verschuldung stieg. Diese gravierenden Ungleichgewichte in der Eurozone durch Veränderungen am Arbeitsmarkt abzubauen ist seither eine der Kernforderungen der Europäischen Zentralbank gegenüber den angeschlagenen Eurostaaten, damit diese wieder auf eigenen Beinen stehen können.

Weitere Reformen nötig
Doch die angeschlagenen Staaten benötigen noch viel Zeit und Wachstum, um sich aus dem Tal der Tränen herauszuarbeiten. Die Hoffnung auf Wachstum steht aber noch auf sehr wackeligen Beinen. So ist der Einkaufsmanagerindex in der Eurozone im November um 0,8 Punkte auf 46,5 Zähler zwar stärker als erwartet gestiegen, verharrt aber noch im Rezessionsmodus.

Und das kleine Plus ist vor allem den starken Volkswirtschaften in Kerneuropa zu verdanken. „Sollte die Weltwirtschaft jedoch anziehen, wofür es erste Anzeichen gibt, dann könnte die wirtschaftliche Talfahrt der Eurozone schon 2013 enden und anschließend ein breiter Aufschwung starten“, sagt Schmieding. Unklar ist zudem, wie lange die Bevölkerung in den Krisenstaaten die harten Sparmaßnahmen trägt, wenn sich an ihrer persönlichen Situation nichts verbessert. Schätzungen der OECD zufolge kann es aber fünf Jahre dauern, bis die eingeleiteten Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalten. Gleichzeitig müssen weitere Reformen folgen. Schmieding sieht in allen Staaten bis auf Irland Raum für Verbesserungen.

Vor allem in Griechenland sei noch viel zu tun. Denn auch wenn Athen bei den Anpassungsfortschritten die neue Nummer 1 ist, gebührt dem Land doch auch weiterhin ein wenig schmeichelhafter Titel. „Bei allen Bemühungen ist die Ausgangslage Griechenlands immer noch die schlechteste innerhalb der Eurozone.“

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