04.06.2010 19:21:21

Europa-Börsen sehr schwach - US-Daten, Ungarn und Euro belasten

   FRANKFURT (Dow Jones)--Sehr schwach sind Europas Aktienmärkte am Freitag aus der Handelswoche gegangen. Eine Fülle von Hiobsbotschaften vom US-Arbeitsmarkt bis zu den Staatsfinanzen Ungarns sorgten für einen Vorzeichenwechsel nach freundlichem Beginn. Besonders Banken- und Versicherungstitel wurden abverkauft. Der Euro setzte seinen Absturz fort. Zum Schweizer Franken fiel er auf ein Allzeit-Tief, zum US-Dollar auf ein neues Vierjahrestief unter 1,20 USD. Einzelnachrichten spielten in diesem Umfeld keine Rolle. Der Euro-Stoxx-50 stürzte um 3,1% oder 81 auf 2.554 Zähler ab, der Stoxx-50 sank um 1,8% bzw 43 auf 2.376 Zähler.

   Vor allem die monatlichen offiziellen US-Arbeitsmarktdaten sorgten für Verkaufswellen an den Märkten. Sie wiesen auf eine Stagnation des US-Arbeitsmarktes anstelle der erhofften Verbesserung der Beschäftigungssituation. Mit plus 431.000 fiel der Anstieg bei den neugeschaffenen Stellen wesentlich geringer als mit 515.000 erwartet aus. Zudem gingen allein 411.000 davon auf die nur vorübergehende Einstellungen von US-Volkszählern zurück. Hier wiederum hatten Volkswirte mit einem geringeren Anteil von 350.000 bis nur 400.000 Stellen gerechnet. "Netto sind damit gerade 100.000 neue Stellen geschaffen worden; viel zu wenig", sagte ein Händler.

   Von Ungarn gingen indes neue Sorgen über die Stabilität der Euro-Peripherie-Länder aus. Diverse Kommentare aus der Regierung deuteten auf ein wesentlich höheres Staatsdefizit als zuvor berichtet. Der Fehlbetrag werde bei rund 7,5% gesehen - das Doppelte der bisherigen Schätzungen, hieß es. Die Kreditversicherungen auf Ungarn sprangen im Tagesverlauf um rund 35% nach oben.

   Bei Anlegern aus dem angelsächsischen Raum ging darauf die Furcht vor einem "zweiten Griechenland" um. Ihr massiver Ausverkauf von Anlagen in Euro-Ländern drückte auch die Gemeinschaftswährung zu Dollar und Schweizer Franken. Technische Analysten sehen den Euro-Stoxx-50 weiter um 2.500 Punkte gut unterstützt.

   Bankentitel brechen ein - Sorgen um Osteuropa

   Massive Verluste bei Banken- und Versicherungspapieren waren die Folge der schlechten Nachrichten. Der Index der Banken brach um 3,8% ein, der der Versicherer um 2,6%. Belastet zeigten sich vor allem Banken mit hohem Osteuropa-Engagement und Versicherungstitel mit Anlagen in der Euro-Peripherie. UniCredit fielen um 5,7% auf 1,56 EUR, Intesa Sanpaolo um 6,1% auf 1,99 EUR. Die spanischen Bankentitel Santander und BBVA litten zudem unter gesenkten Kurszielen durch Morgan Stanley. Santander verloren 5,8% auf 7,55 EUR und BBVA um 6,8% auf 7,70 EUR. Zu den Hauptverlierern zählten Societe Generale, die 7,6% auf 31,59 EUR einbrachen. Die Aktie wurde zusätzlich von Gerüchten belastet, die Bank habe hohe Verluste mit Derivaten verbucht. Die Franzosen wollten das nicht kommentieren. Erste Bank in Wien verloren 7,8% auf 26,00 EUR.

   Technologiewerte können Aufschläge nicht verteidigen

   Selbst die Halbleiterwerte konnten nach deutlichem Plus am Morgen ihre Gewinne nicht halten. Zunächst hatten noch eine positive Studie von Goldman Sachs zum Sektor und die Outperformance der Branche an der Nasdaq gestützt. Zudem lieferte STMicroelectronics einen positiven Ausblick für das dritte Quartal ab. Infineon verloren dennoch 2,5% auf 4,56 EUR und ASML 1,5% auf 23,93 EUR. Lediglich STMicroelectronics konnten sich mit 0,3% auf 6,61 EUR ins Plus retten. Der Technologiesektor büßte insgesamt 1,4% ein.

   BP und Vodafone gegen den Markt im Plus

   Lediglich zwei Titel konnten sich dem Kursdesaster entziehen. Vodafone stiegen um 0,6% auf 139 p und BP um 0,3% auf 433 p. Die Nachricht, dass es dem Ölkonzern gelungen sei, einen Trichter auf die gekappte Steigleitung des leckgeschlagenen Bohrlochs im Golf von Mexiko zu stülpen, wurde im Handel positiv aufgenommen.

   Europäische Schlussstände am Freitag, den 4. Juni 2010:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2553,59 -80,57 -3,1 -13,9 Stoxx-50 2375,56 -42,99 -1,8 -7,9 Stoxx-600 244,53 -4,38 -1,8 -3,4 Frankfurt XETRA-DAX 5938,88 -115,75 -1,9 -0,3 London FTSE-100 5126,00 -85,18 -1,6 -5,3 Paris CAC-40 3455,61 -101,73 -2,9 -12,2 Amsterdam AEX 321,22 -5,81 -1,8 -4,2 Athen ATHEX-20 709,20 -41,79 -5,6 -37,0 Brüssel BEL-20 2429,67 -54,60 -2,2 -3,3 Budapest BUX 21288,93 -734,86 -3,3 0,3 Helsinki OMXH-25 2109,37 -42,59 -2,0 3,8 Istanbul NAT30 68529,58 -932,67 -1,3 2,3 Kopenhagen OMXC-20 397,20 -4,06 -1,0 18,0 Madrid IBEX-35 8923,40 -352,80 -3,8 -25,3 Mailand FTSE-MIB 18734,73 -738,62 -3,8 -19,4 Moskau RTS 1360,74 -32,38 -2,3 -5,8 Oslo OBX 317,23 -6,25 -1,9 -6,5 Prag PX 1135,30 -47,70 -4,0 1,6 Stockholm OMXS-30 988,46 -17,47 -1,7 3,9 Warschau WIG-20 2354,86 -50,39 -2,1 -1,4 Wien ATX 2267,36 -97,44 -4,1 -9,1 Zürich SMI 6298,97 -119,85 -1,9 -3,8 === DJG/mod/flf Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires

   June 04, 2010 12:48 ET (16:48 GMT)

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