14.02.2013 14:52:00

E-Control sieht Strom-Kapazitätsmärkte als gesamteuropäische Aufgabe

Österreich ist mit Stromerzeugungskapazitäten gut ausgestattet, beim Ausbau ist die Windkraft der größte Treiber, erklärte E-Control-Vorstand Martin Graf heute, Donnerstag, bei einer Veranstaltung der E-Control. Das Thema Strom-Kapazitätsmärkte müsse auf europäischer Ebene gelöst werden. Mit dem technologischen Fortschritt sei dabei auch eine stärkere Integration der Verbraucher möglich. Zur Diskussion um eine "Strompreisbremse" wie sie aktuell in Deutschland stattfindet, sagte Graf, Österreich habe bereits einige Hausaufgaben gemacht, die in Deutschland noch diskutiert würden.

So sei die Ökostromförderung in Österreich seit Beginn gedeckelt. Die Garantie für Einspeisetarife laufe für 13 Jahre, in Deutschland sind es 20 Jahre. Es gebe hierzulande auch noch keine "toten Anlagen" wie in Deutschland und bisher auch keine Probleme mit dem Netzanschluss der Ökostrom-Anlagen. Zudem sei die Aufteilung der Kostenlast zwischen Haushalten und Industrie "gerechter".

Ein Kapazitätsmarktmodell, das es beispielsweise in den USA gibt, hält Graf in Europa für nicht notwendig, zuvor sollten andere Maßnahmen gesetzt werden, etwa bei Netzen oder Effizienz. Nach wie vor höchste Priorität habe der Ausbau des grenzüberschreitenden Stromhandels.

In Mitteleuropa gebe es durchaus Kapazitätsressourcen. Österreich sei gut ausgestattet. Für Deutschland gebe es unterschiedliche Einschätzungen, wonach für 2020 keine Reserven mehr vermutet würden.

In den USA wird ein guter Teil des Kapazitätsmarktsystems von der Nachfrageseite getragen, erklärte Jürgen Weiss vom US-Beratungsunternehmen Brattle Group. Dabei verpflichtet sich beispielsweise ein Verbraucher zu einer bestimmten Zahl von Abschaltungen, falls erforderlich. Dies wird dem Stromkunden auch abgegolten, etwa mit dem Strompreis, den man dafür erhält. Angesichts der technologischen Änderungen Nachfrageseite müsse man sich gut überlegen, ob man ein solches Kapazitätsmarktsystem einführe. Bei einem solchen Modell handelt es sich nicht nur um reine Bestandsgebühren für die Bereithaltung von Kapazitäten. Der Kapazitätsmarkt hat eine wichtige Funktion als Preissignal-Geber.

Aktuell stehe man vor großen Veränderungen im Energiesystem, so Graf. Es gehe darum, das Energiesystem " ´zukunfts-fit" für die nächsten Jahrzehnte zu machen. Auf europäischer Ebene müsse am Marktdesign geschraubt werden. Das Thema Kapazitätsmarkt müsse angesichts des derzeitigen "Fleckerteppichs" auf europäischer Ebene gelöst werden. Ein Kapazitätsmechanismus in Verwendung ist in Schweden, Finnland, Polen, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und Irland - teils mit strategischen Reserven, teils mit Kapazitätszahlungen.

In Italien beispielsweise ist ab 2014 ein Kapazitätsmarkt (derzeit: Kapazitätszahlungen) geplant, in Irland gibt es einen solchen seit 2007. In Diskussion ist ein Kapazitätsmechanismus unter anderem in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Reine Energiemärkte gibt es unter anderem in Österreich, den Niederlanden oder Ungarn.

(Schluss) itz/sp

WEB http://www.e-control.at

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