24.07.2014 17:29:30
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Dombret: Bilanzdaten der Banken liegen jetzt bei EZB
Von Hans Bentzien
FRANKFURT--Die erste Etappe der umfassenden Prüfung deutscher Bankbilanzen ist geschafft. Die Deutsche Bundesbank hat die von ihr geprüften Daten der 21 größten Institute an die Europäische Zentralbank (EZB) weitergeleitet, wie der zuständige Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret mitteilte. Nach einer abermaligen Prüfung durch die EZB erfahren die Institute nun, ob sie ihre Bilanzierungspraxis nachbessern müssen.
Die EZB prüft derzeit mit Unterstützung der nationalen Zentralbanken die Bücher der 128 größten Institute der Eurozone, die sie ab November direkt beaufsichtigen wird. Diesen Prozess nennt sie Comprehensive Assessment. Damit will sie verhindern, dass unter der Aufsicht der ihr zugeordneten Bankenaufsicht SSM Altlasten zutage kommen.
"Die Vor-Ort-Prüfungen des AQR sind mittlerweile größtenteils beendet", sagte Dombret unter Verweis auf den ersten Schritt der Bilanzprüfung, die Prüfung von Aktiva und Eigenkapital (Asset Quality Review - AQR).
Laut Dombret hat die Bundesbank dabei vor allem Kredite und die Bewertung der Sicherheiten unter die Lupe genommen. Wo notwendig, leitete sie daraus einen Wertberichtigungsbedarf ab. Geprüft wurden auch die Bewertung von Derivatepositionen, sogenannte Level-3-Fair-Value-Engagements.
Diese Ergebnisse hat die Bundesbank nun an die EZB weitergeleitet, die sie - zusammen mit den Zuarbeiten der anderen Zentralbanken - einer einheitlichen Prüfung unterzieht. Dabei soll eine "nationale Brille" ausgeschlossen werden. Jede große Bank wird von einem Aufsichtsteam betreut, das ein SSM-Mitarbeiter leitet, der nicht aus dem Land des zu prüfenden Instituts stammt.
Anschließend wird die EZB die betroffenen Banken auffordern, ihre Bilanzierungspraxis den Auffassungen der Aufsicht anzupassen. Begleitet wird der gesamte Prozess von Stresstests. In denen simuliert die Behörde die Auswirkungen einer zwei Jahre andauernden Rezession im Euroraum, auf die ein Jahr wirtschaftliche Stagnation folgt.
Wie viel Eigenkapital eine Bank tatsächlich "nachrüsten" muss, ergibt sich aus dem kombinierten Ergebnis von AQR und Stresstest, das in der zweiten Oktoberhälfte veröffentlicht werden soll. "Vor diesem Hintergrund müssen Sie davon ausgehen, dass wir uns als Bundesbank ab Mitte September nicht mehr öffentlich zum Comprehensive Assessment äußern", sagte Dombret.
Während des Prüfprozesses findet ein "aufsichtlicher Dialog" statt, bei dem EZB und nationale Zentralbanken mit den Instituten vorläufige Teilergebnisse besprechen. Wie die Endergebnisse aussehen werden, ist laut Dombret derzeit noch nicht absehbar. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es unmöglich, seriöse Aussagen darüber zu machen, wie die Ergebnisse am Ende aussehen werden. Ich halte es daher schlicht für unseriös, wenn unbeteiligte Dritte den Eindruck vermitteln, sie wüssten etwas", sagte er.
Nach Abschluss der Prüfung wird die Bundesbank ihre Verantwortlichkeit für die 21 größten deutschen Banken an die europäische Aufsichtsbehörde abgeben, die laufende Aufsichtsarbeit aber weiter machen. Die Verantwortung für die rund 2.000 kleineren Institute und die Filialen von 99 ausländischen Banken tragen weiterhin die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Bundesbank.
Dombret deutete an, dass das für die Bundesbank nicht einfach werden dürfte, da sie bereits einiges qualifiziertes Aufsichtspersonal an die EZB verloren hat und weiter verlieren dürfte. "Bislang sind 48 Kolleginnen und Kollegen auf reguläre SSM-Stellen gewechselt", sagte er. Dombret rechnet damit, dass bis November noch weitere Bundesbanker zur EZB wechseln werden. Außerdem seien 19 Mitarbeiter auf Bitten der EZB befristet zur Unterstützung des SSM beurlaubt.
Dombret sprach sich dafür aus, die Kosten der europäischen Bankaufsicht auf alle Banken umzulegen - und zwar "entsprechend ihrer Größe und ihres Risikogewichts".
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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July 24, 2014 11:00 ET (15:00 GMT)
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