12.04.2016 13:16:49
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Deutsche Biotech-Branche schaffte 2015 nur einen Börsengang
Von Heide Oberhauser-Aslan
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Biotech-Branche in Deutschland tut sich weiter schwer beim Gang auf das Börsenparkett. Lediglich ein deutsches Unternehmen (Curetis) ging 2015 an die Börse. Ein Jahr zuvor stand mit zwei IPOs nur ein Börsengang mehr zu Buche. Damit ist Biotech aus Deutschland international weiter deutlich unterrepräsentiert. Zum Vergleich: In Europa gingen 33 Biotech-Unternehmen an die Börse, in den USA waren es 45. Nachdem das IPO-Fenster in den vergangenen drei Jahren weit geöffnet war, sei die Kurve inzwischen leicht abgeflacht, heißt es in einer Studie. In den USA gab es im Jahr davor 63 Börsengänge, in Europa blieben die Börsengänge auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr.
Auch bei der Beschaffung von Risikokapital tun sich die deutschen Biotech-Unternehmen in der Breite nach wie vor schwer. Zwar stieg das bereitgestellte Venture Capital im Vergleich zum Vorjahr um knapp die Hälfte. Allerdings entfielen vom Gesamtvolumen 2015 in Höhe von 236 Millionen Euro alleine 167 Millionen Euro (71 Prozent) auf CureVac, unter anderem durch eine Beteiligung der "Bill & Melinda Gates"-Stiftung sowie anderer Privatinvestoren. Ohne diesen Sondereffekt sammelte die Branche 56 Prozent weniger Risikokapital ein als im Vorjahr.
Zudem hat die Zahl der Neugründungen einen neuen Tiefpunkt erreicht: 2015 kamen nur elf neue Firmen hinzu. 2012 waren es noch 28. Das sind Ergebnisse des Deutschen Biotechnologie-Reports 2016 der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY in Kooperation mit dem Branchenverband BIO Deutschland und dem Arbeitskreis der Deutschen BioRegionen.
Studienautor Siegfried Bialojan sieht das Hauptproblem der deutschen Biotech-Branche in der fehlenden Risikoakzeptanz hierzulande. "Echte Innovationen sind meist mit Risiken über lange Zeiträume verbunden", meinte er. Dies gehe einher mit einem hohen Investitionsbedarf, der nur über Risiko- und Beteiligungskapital abgedeckt werden könne.
Die Erlöse sind in der deutschen Biotech-Branche dennoch um 12 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro gestiegen. Auch die Forschungs- und Entwicklungsausgaben haben kräftig um 11 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro zugelegt. Wachstumstreiber waren börsennotierte Unternehmen. Die Experten fordern daher dringend Maßnahmen, um das hiesige Klima für Börsengänge zu verbessern. Dies werde positive Auswirkungen auf die Gründungsentwicklung haben, hieß es.
Als Leuchttürme der deutschen Biotechnologie bezeichnete Bialojan unter anderem die in der jüngsten Vergangenheit an die Börse gegangenen Firmen Affimed, Pieris, Probiodrug und Curetis sowie die Branchenführer am Kapitalmarkt wie Qiagen, MorphoSys und Evotec. Erfolgreich hätten sich auch "Deal Maker" wie BioNTech, CureVac und Phenex Pharmaceuticals geschlagen.
Neben den "Family Office"-finanzierten Unternehmen sind laut der Studie auch solche erfolgreich, die die Gunst ausländischer Investoren gewinnen konnten. Es wäre deshalb wünschenswert, den Standort insgesamt attraktiver für ausländische Investoren zu machen, hieß es.
Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com
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April 12, 2016 06:46 ET (10:46 GMT)
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