26.10.2014 13:36:32
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Deutsche Bank und Commerzbank bestehen Stresstest
Von Madeleine Nissen
Die deutschen Banken haben eine wichtige Hürde genommen. Im europaweiten Stresstest sind die 21 systemrelevanten deutschen Banken durchgekommen. Dies gelang teils nur mit Hilfe von Kapitalmaßnahmen. Faule Kredite belasten nach wie vor die Bilanzen, auch die der Deutschen Bank und Commerzbank. Unterm Strich haben es aber beide großen Privatbanken geschafft.
Bei der Bilanzprüfung der Deutschen Bank belief sich die Kernkapitalquote zum 1. Januar 2014 auf 13,33 Prozent. Diese übersteigt die geforderte Mindestquote um 533 Basispunkte. Das Stresstest-Basisszenario ergab, dass die Kapitalquote bei 12,55 Prozent liegen würde. Diese Quote übersteigt die Hürde von 8 Prozent um 455 Basispunkte. Unter dem adversen Szenario beliefe sich die Kapitalquote auf 8,78 Prozent. Dies übersteigt die Schwelle von 5,5 Prozent um 328 Basispunkte.
Auch die Commerzbank hat alle Tests bestanden. Die Kapitalquote lag bei 10,8 Prozent -im Basis-Szenario des Stresstests kommt die Commerzbank auf eine harte Kernkapitalquote von 11,4 Prozent. Im adversen Szenario liegt diese mit 8,0 Prozent ebenfalls über der Hürde von 5,5 Prozent. Unter vollständiger Anwendung von Basel 3 verbesserte sich die harte Kernkapitalquote per Ende Juni auf 9,4 Prozent (Stichtag der EZB-Prüfung: 9,0 Prozent).
Neben der Deutschen Bank und Commerzbank hatte die EZB auch andere große deutsche Banken als systemrelevant eingestuft, darunter die großen Landesbanken. Bei der Bilanzprüfung mussten die Banken eine Kernkapitalquote von acht Prozent erreichen. Gelang ihnen das nicht, hatten sie zwei Möglichkeiten: das Kapital erhöhen oder die Risikoaktiva abbauen. Bei dem Stresstest unterzogen sich die Banken einem unwahrscheinlich schweren, aber nicht undenkbaren Szenario. Hier musste ihr Kernkapital mindestens 5,5 Prozent betragen. Wenn eine Bank die Hürden nicht erreicht, hat sie sechs bis neun Monate Zeit, nachzubessern.
Die einzige Bank mit einer nominellen Kapitallücke ist die Münchener Hypothekenbank, wie die Finanzaufsichten Bundesbank und Bafin erklärten. Sie habe jedoch ihr Kapital bereits im laufenden Jahr deutlich gestärkt, so dass diese Lücke geschlossen ist.
Die Prüfung fand in zwei Teilen statt. Zuerst hatten die Aufseher die Bankbilanzen unter die Lupe genommen (Asset Quality Review). In einem zweiten Schritt prüften sie, wieviel Druck die Bank bei wirtschaftlichen Extrem-Szenarien aushält. Die Europäische Zentralbank (EZB) will die Altlasten identifizieren, bevor sie am 4. November dieses Jahres die Bankaufsicht im Euroraum übernimmt. Denn Bankschieflagen, die unter ihrer Aufsicht entstanden sind, müssten letzten Endes von den Steuerzahlern aller beteiligten Länder behoben werden. Zudem sind gesunde Bankbilanzen eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass Kreditvergabe und Wirtschaftswachstum auch an der Euro-Peripherie wieder in Gang kommen. Derzeit haben die Institute viele Kredite in den Büchern, die sie an nicht lebensfähige Firmen vergeben haben. Das hindert sie daran, neue Kredite an lebensfähige Unternehmen zu vergeben.
Nachdem die Stresstestergebnisse bekannt geworden sind, könnte die Kreditvergabe in der Eurozone wieder anziehen, erwartet David Moss, Head of European Equities bei F&C Investments. "Viele Banken sind bei der Kreditvergabe restriktiver geworden, da dies der einfachste Weg ist, die Eigenkapitalquote zu stärken", erklärt er. Daher dürfte mit dem Ende der Bilanzprüfung durch die EZB auch eines der Haupthindernisse für die Vergabe von Bankkrediten in der Eurozone überwunden sein, erwartet er.
Moss hält die unter Investoren verbreitete Angst vor Kapitalerhöhungen nach den Tests für übertrieben. "Zweifellos werden einige Banken von der EZB zu Kapitalerhöhungen gezwungen werden", sagt er. "Aber das ist positiv zu sehen, da so das Bankensystem insgesamt stärker wird." Der Großteil der Kapitalerhöhungen sei ohne bereits erfolgt. Moss verweist dabei auch auf einige aufsehenerregende Fälle, in denen die EZB bereits eingegriffen hat. So habe die Zentralbank die Erste Bank aus Österreich gezwungen, ihre Methode der Risikokalkulation für das Osteuropageschäft anzupassen sowie die Nationalisierung der Bank Espirito Santo in Portugal veranlasst.
Analysten hatten damit gerechnet, dass alle systemrelevanten Banken bestehen werden. Im Vergleich zu früheren Tests sei das eine viel schwierigere Übung, sagte Laurent Frings, Co-Head EMEA Credit Research bei Aberdeen Asset Management. "Die Stresstests können gleichwohl nicht die strukturellen Probleme überspielen; es gibt immer noch viele Themen, die Bankenchefs nachts nicht schlafen lassen." Dazu gehören laut Frings der düstere Ausblick für die europäischen Volkswirtschaften, geopolitische Risiken sowie die niedrige Profitabilität der meisten Banken.
(Mitarbeit: Hans Bentzien)
Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com
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October 26, 2014 08:06 ET (12:06 GMT)
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