08.06.2013 14:13:31
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Der Kampf um Rhön-Klinikum geht in die heiße Phase
Von Heide Oberhauser-Aslan
Für Rhön-Klinikum steht am Mittwoch die wohl wichtigste Hauptversammlung in der Unternehmensgeschichte an. Auf dem Aktionärstreffen soll nicht nur über den Jahresabschluss, sondern auch über eine grundlegende Satzungsänderung abgestimmt werden. Würde sie beschlossen, dann könnte der Krankenhauskonzern wieder unter den Hammer kommen und Fresenius einen neuen Anlauf nehmen, Rhön zu übernehmen. Doch Beobachter halten das für wenig wahrscheinlich.
Pikant: Erstmals treffen am Mittwoch die teils zerstrittenen Großaktionäre Fresenius, Asklepios und B.Braun direkt aufeinander. Ein heftiger Schlagabtausch ist programmiert.
Noch vor einem Jahr schien die Zukunft von Rhön bei Fresenius zu liegen. Ulf M. Schneider, der Chef des Gesundheitskonzerns, war als Besucher zur Hauptversammlung erschienen und sah sich bei seinem Übernahmevorhaben im Plan. Doch der Deal platzte, weil Klinikwettbewerber Asklepios dazwischenfunkte und selbst Rhön-Aktien kaufte.
Seitdem ist das Schicksal der Klinikkette aus dem unterfränkischen Neustadt an der Saale ungewiss. Zwar hat der Konzern mittlerweile ein neues Management und macht Fortschritte bei einer Restrukturierung, die ihn operativ wieder auf Kurs bringen soll. Eine Partnerschaft ist dem im MDAX gelisteten Konzern aber nicht gelungen, die zwischenzeitlich eingestiegenen Anteilseigner blockieren sich gegenseitig.
Schuld daran ist die Satzung von Rhön-Klinikum, die für alle wichtigen Hauptversammlungsbeschlüsse eine Mehrheit von mehr als 90 Prozent des vertretenen Kapitals verlangt. Mit einer solchen Festlegung wollte Firmengründer Eugen Münch seinen Einfluss auf die Gesellschaft wahren und das Unternehmen dauerhaft vor einer feindlichen Übernahme schützen - eine hohe Hürde, die inzwischen auch für den Einzelaktionär zu einer Belastung geworden ist, seit die von ihm angestoßene Fusion mit der Fresenius-Tochter Helios floppte.
Asklepios hat sich besser in Stellung gebracht
Doch es gibt Hoffnung: Der schwedische Pensionsfonds Alecta, selbst mit 9,9 Prozent Großaktionär bei Rhön, will die 90-Prozent-Klausel aus der Satzung zu Fall bringen. Sollte das gelingen, würden die Chance für eine Übernahme oder Fusion des Krankenhausbetreibers steigen.
Analysten räumen dem Vorstoß aber nur geringe Erfolgschancen ein, da für eine Satzungsänderung ebenfalls 90 Prozent des Kapitals stimmen müssten. Eine seriöse Prognose sei derzeit unmöglich, sagt Investment-Analyst Timo Kürschner von der LBBW.
Commerzbank-Analyst Volker Braun erinnert daran, dass Klinkbetreiber Asklepios und Medizintechnikkonzern B.Braun mit ihrem Einstieg bei Rhön im vergangenen Jahr das Übernahmeangebot von Fresenius zu Fall gebracht haben. "Ich denke, dass Asklepios keine Veranlassung haben wird, dem Vorhaben [die 90-Prozent-Hürde zu knacken] zuzustimmen", sagte Braun. "Denn die Position von Asklepios würde sich bei einem Fall der Klausel ja nicht verbessern." Asklepios und B.Braun sind mit je 5 Prozent an Rhön-Klinikum beteiligt.
Asklepios hat sich in den vergangenen Monaten immer besser in Stellung gebracht. Deutschlands drittgrößter privater Klinikbetreiber mit Alleineigentümer Bernd Broermann ist gerade dabei, die Auflagen des Kartellamtes zu erfüllen, um bei Rhön-Klinikum auf 10,1 Prozent aufstocken zu können und sich damit eine Sperrminorität zu verschaffen. Dann ware Asklepios in der Lage, ein Zusammengehen von Rhön-Klinikum mit einem Wettbewerber dauerhaft zu unterbinden.
Vor diesem Hintergrund wird es kaum im Interesse von Asklepios sein, die 90-Prozent-Schwelle in der Satzung zu beseitigen. Denn dann wäre nach deutschem Aktienrecht für wichtige Hauptversammlungsbeschlüsse künftig eine 75-prozentige Kapitalmehrheit ausreichend. Eine Sperrminorität wäre erst bei mehr als 25 Prozent erreicht, und Asklepios müsste dafür zusätzliches Geld in die Hand nehmen. Es ist daher nicht zu erwarten, dass Asklepios der Satzungsänderung zustimmen wird.
Fresenius hat weiterhin Interesse
Faktisch, sagt Analyst Braun, werden am Mittwoch schon 7 bis 8 Prozent des Kapitals ausreichen, um die Satzungsänderung zu verhindern, wenn auf der Hauptversammlung nur 70 Prozent des Kapitals anwesend ist. Schon wenn B.Braun mit Asklepios zusammen dagegen stimmen würde, hätte die Satzungänderung keine Chance.
Fresenius hat nach eigenem Bekunden nach wie vor Interesse, die Rhön-Klinikum AG mit der eigenen Klinikkette Helios zusammenzuführen. 5 Prozent der Anteile gehörden Else Kröner-Fresenius-Stiftung, genauso viel wie Asklepios und B.Braun. Aufsichtsratschef Münch ist mit 12,5 Prozent größter Aktionär. Der schwedische Pensionsfonds Alecta hält 9,9 Prozent, der US-Hedgefonds-Manager John Paulson kommt auf 3,7 Prozent - eine äußerst schwierige Aktionärsstruktur.
Asklepios-Eigentümer Broermann will mit einer Sperrminorität verhindern, dass Wettbewerber wie Fresenius oder das Klinikunternehmen Sana zum Zuge kommen, dem ebenfalls Ambitionen nachgesagt werden. Asklepios sei langfristig orientiert und wolle sich bei Rhön alle Optionen offenhalten, heißt es offiziell.
Mitte März hat das Bundeskartellamt Asklepios die geplante Aufstockung seiner Beteiligung bis auf 10,1 Prozent unter Auflagen genehmigt - trotz Einwänden von Fresenius und Rhön-Klinikum. Wenn Asklepios sich von zwei Einrichtungen trennt, darf das Unternehmen weitere Rhön-Anteile kaufen.
Doch damit wollen sich weder Rhön-Klinikum noch Fresenius abfinden. Sollte Asklepios tatsächlich eine Sperrminorität bei Rhön-Klinikum schaffen, ginge ohne Broermann nichts mehr bei Rhön. Das wäre dann wohl das endgültige Aus für die gemeinsamen Pläne von Fresenius und Rhön, die einen bundesweit tätigen Gesundheitskonzern mit Zusatzversicherung schaffen wollen.
Asklepios hat die besseren Karten
Beide Unternehmen haben deshalb Beschwerde gegen die Entscheidung des Bundeskartellamts beim Oberlandesgericht in Düsseldorf eingelegt. Rhön hat noch bis zum 17. Juni und Fresenius bis zum 30. August Zeit, Argumente gegen die Entscheidung der Wettbewerbshüter vorzubringen.
Sollte Asklepios mit der Sperrminorität scheitern, bestünde für Fresenius noch Hoffnung, zum Zuge zu kommen. In zwei Jahren steht die Neuwahl des Aufsichtsrates an. Mit einer einfachen Mehrheitsbeteiligung von mehr als 50 Prozent könnte sich der Konzern aus Bad Homburg strategischen Einfluss auf Rhön verschaffen. Kontrolliert Fresenius erst den Aufsichtsrat, dann kann das Unternehmen auch den Vorstand von Rhön bestimmen. Anschließend ließe sich etwa mit einfacher Mehrheit auf der Hauptversammlung ein Rückzug von der Börse beschließen.
Der Kampf um Rhön-Klinikum ist also noch nicht entschieden. Doch derzeit sieht es so aus, als hätte Asklepios die besseren Karten.
Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@dowjones.com
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June 08, 2013 07:43 ET (11:43 GMT)
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