Nur spekulative Marktphase 08.03.2023 23:33:00

Darum halten Experten die Rally bei Growth-Aktien nicht für nachhaltig

Darum halten Experten die Rally bei Growth-Aktien nicht für nachhaltig

• Analysten halten Tech-Rally für fundamental unbegründet
• Starker Bitcoin sei Hinweis auf starke Spekulation am Markt
• Anleger wollen anscheinend veränderte Realität nicht erkennen

Die jahrelange ultralockere Geldpolitik, mit der die US-Notenbank die Auswirkungen der Finanz- und später der Corona-Krise abfedern wollte, hatte Anleger in dieser Zeit sehr risikobereit gemacht. So stürzten sie sich unter anderem auf Aktien wachstumsstarker aber verlustbringender Technologieunternehmen. Doch mit der Zinswende 2022 gerieten insbesondere solche Aktien unter Druck. Denn zum einen sind diese Growth-Unternehmen in der Regel stärker fremdfinanziert und müssen nun mit steigenden Kreditkosten klarkommen, zum anderen sinkt bei höheren Zinsen der heutige, abgezinste Barwert der für sie erwarteten zukünftigen Geldzuflüsse.

Im neuen Jahr scheint sich die Stimmung nun aber wieder zugunsten der Wachstumsaktien gedreht zu haben. So legte der NASDAQ seit dem Jahreswechsel um 11,55 Prozent zu (Stand: 06.03.2023), während der Bluechip-Index Dow lediglich um 0,89 Prozent anstieg.

Tech-Rally ist reine Spekulation

Die Analysten bei Richard Bernstein Advisors glauben jedoch nicht, dass diese Tech-Rally nachhaltig ist: "Einige haben argumentiert, dass die seit Jahresbeginn zu beobachtende Rally bei spekulativen Anlagen einen fundamentalen Wechsel von Value hin zu Growth bedeutet. Die fast 50-prozentige Bitcoin-Rally in diesem Jahr lässt uns jedoch stark daran zweifeln", zitiert "MarketWatch" aus einer Mitteilung der Analysten.

Demnach sieht man bei Richard Bernstein Advisors keinen fundamentalen, wirtschaftlichen Grund für ein gesteigertes Interesse an Growth-Aktien. Vielmehr sei die gleichzeitige Rally bei Meme-Aktien, unprofitablen Unternehmen und vor allem bei Krypto-Assets ein Indiz dafür, dass es sich derzeit wahrscheinlich nur um eine kurzlebige spekulative Marktphase handelt.

So konnte der Bitcoin, die weltweit beliebteste Cyberwährung, die Belastungsfaktoren aus 2022 wie etwa die Insolvenzen von FTX, Three Arrows Capital, Voyager Digital und Celsius Network abschütteln und im bisherigen Jahresverlauf 2023 ein enormes Kursplus von 35,16 Prozent erzielen (Stand: 06.03.2023). "Kryptowährungen scheinen der Vorreiter der Spekulation zu sein. Es gibt keinerlei fundamentale Grundlage für die Kryptowährungs-Performance", erläutern die Experten. Und weiter: "Kryptowährungen bauen ausschließlich auf die Annahme, dass andere Spekulanten in der Zukunft sie zu einem höheren Preis kaufen werden".

Realitätsverweigerung

Ferner weisen die Analysten von Richard Bernstein Advisors darauf hin, dass die Fed dem Markt riesige Liquiditätsmengen entzogen hat. Diese Geldschwemme habe aber die Pandemie-Highflyer wesentlich mit angetrieben. Wenn sich die Anleger nun aber wieder diesen früheren Gewinnern zuwenden, dann reflektiere dies die Neigung der Investoren, an "alten Führern festzuhalten", in der Hoffnung, dass diese zurückkommen.

In der Realität sei es aber so, dass wenn es zu einem neuen Bullenmarkt kommt, dieser von anderen Aktien angeführt wird, die besser zum neuen Umfeld passen. "Die spekulative Rally im bisherigen Jahresverlauf scheint ein perfektes Beispiel dafür zu sein, dass Investoren sich einer verändernden Wirtschaft verweigern", so die Analysten.

Redaktion finanzen.at

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