05.10.2018 10:06:44

Chinesische Technologiewerte geraten mit Spionagesorgen unter Druck

FRANKFURT (Dow Jones)-- Der eskalierende Handelskonflikt zwischen Washington und Peking hat am Freitag die Anleger bei chinesischen Technologiewerten zu teils massiven Verkäufen veranlasst. Besonders betroffen waren Unternehmen, die im großen Umfang in die USA exportieren. So gab der Kurs des PC- und Serverherstellers Lenovo in Hongkong um mehr als 20 Prozent im Kurs nach. Aktien der ZTE Corp., einem Hersteller von Smartphones und Telekommunikationstechnik, verloren mehr als 10 Prozent. Betroffen von teils starken Verlusten waren weitere chinesische Hardwarehersteller aus der Branche - insbesondere dann, wenn sie US-Konzernen als Zulieferer dienen.

Als Hintergrund gilt die Sorge um die globalen Lieferketten in der High-Tech-Industrie und deren potenzielle Sicherheitsrisiken. Einem aktuellen Bericht des US-Wirtschaftsmagazins Bloomberg Businessweek zufolge sind in Computerkomponenten aus China Mikrochips entdeckt worden, die es erlauben sollen, eine ganze Reihe von US-Technologieunternehmen ausspionieren zu können. Eine Sprecherin von Lenovo war in einer Pressemitteilung um Aufklärung bemüht: Das in dem Bloomberg-Bericht genannte Unternehmen Super Micro Computer Inc. sei kein Zulieferer von Lenovo, und als global aufgestelltes Unternehmen werde in intensiver Weise an einer weiteren Sicherstellung der internationalen Lieferketten gearbeitet.

Super Micro Computer selbst wies den Bloomberg-Bericht ausdrücklich zurück. Bösartige Computerchips seien niemals gefunden worden und es gebe auch keine Kundenberichte über Funde derartiger Vorrichtungen. Eine Sprecherin von ZTE stand für eine Kommentierung nicht unmittelbar zur Verfügung.

Seit vielen Monaten wachsen die Spannungen im Handel zwischen den USA und China. Vizepräsident Mike Pence hatte am Donnerstag eine lange Liste von Beschwerden gegen China veröffentlicht. Dabei kritisierte er insbesondere die Google-Muttergesellschaft Alphabet Inc., die derzeit an einer zensierten Version der Suchmaschine für den chinesischen Markt arbeitet, was den Internet-Restriktionen im Lande gerecht werden soll. Ein Google-Sprecher wollte sich auf Nachfrage zum Thema nicht äußern. Überdies wurde am Donnerstag ein US-Regierungsbericht vorgelegt, in dem von bislang beispiellosen Problemen von Unternehmen aus dem Rüstungssektor die Rede war. Diese seien teilweise nicht in der Lage, wichtige militärische Komponenten schnell herzustellen, und zwar teilweise, weil die Verfügbarkeit von Bauteilen in Ländern wie China begrenzt werde.

In China selbst lag die Aufmerksamkeit der Märkte vor allem auf dem steilen Kursrückzug der Lenovo-Aktie. Lenovo ist ein führender Hersteller von Computern und Servern, die weltweit unter dem Markennamen IBM vertrieben werden. Lenovo kaufte 2014 das Servergeschäft von International Business Machines Corp., und der Geschäftszweig sorgt für einen Großteil des Wachstums - insbesondere im Export: Im letzten Geschäftsjahr lieferte Nord- und Südamerika rund ein Drittel des Konzernsumsatzes.

ZTE aus Shenzen ist ebenfalls seit Jahren einer der erfolgreichsten Smartphone-Anbieter in den USA. In Washington wird der Konzern immer wieder verdächtigt, dass Bauteile der Geräte zum Ausspionierern von Amerikanern verwendet werden könnten, was das Unternehmen allerdings immer wieder zurückgewiesen hat. In den Mittelpunkt des Handelskonflikts zwischen den USA und China rückte ZTE in diesem Jahr, als das US-Handelsministerium amerikanischen Zulieferern den Verkauf an ZTE verboten hatte. Später wurde dieses Verbot wieder aufgehoben, nachdem Strafzahlungen von mehr als einer Milliarde Dollar und ein Wechsel in der Unternehmensführung vollzogen wurden.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 05, 2018 04:07 ET (08:07 GMT)

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