Chef des Berliner Olympiastadions abberufen - Untreue-Verdacht

BERLIN (dpa-AFX) - Der Chef der Olympiastadion Berlin GmbH, Joachim Thomas, muss wegen des Verdachts der Untreue seinen Hut nehmen. Der Aufsichtsrat des berühmten Stadions - Heimstätte des Bundesligisten Hertha BSC - berief den 60-Jährigen in seiner Sitzung am Mittwoch ab. Thomas werde mit sofortiger Wirkung von seinen Pflichten freigestellt, teilte anschließend Aufsichtsratschef - Innen- und Sportsenator Frank Henkel (CDU) - mit. Als Grund nannte Henkel lediglich "pflichtwidrige Handlungen". Alle weiteren Details unterlägen der Vertraulichkeit, hieß es.

Laut einem vom Aufsichtsrat in Auftrag gegebenen Gutachten stellten Wirtschaftsprüfer nach Medienberichten zahlreiche Unregelmäßigkeiten fest. Danach soll Thomas Fahrten mit seinem Dienstwagen, Tankbelege und Hotelquittungen nicht richtig abgerechnet und Flüge in der Business- statt in der Economy-Klasse gebucht haben. Aufgrund der Medienberichte leitete die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Verdachts der Untreue ein. Sie sei vom Amts wegen verpflichtet, solchen Vorwürfen nachzugehen, sagte ihr Sprecher.

"Der Aufsichtsrat dankt Herrn Thomas für die geleistete Arbeit", hieß es in der kurzen Mitteilung Henkels. Bis zur Ausschreibung und Auswahl einer neuen Geschäftsführung werde eine Interimslösung angestrebt. Thomas oder die Olympiastadion GmbH waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Thomas war im Juli 2010 zum Geschäftsführer der Olympiastadion Berlin GmbH berufen worden. Er war für die Akquisition, Begleitung und Umsetzung von Großveranstaltungen und die mediale Vermarktung des Geländes verantwortlich. Zuvor hatte der Jurist ein Beratungsunternehmen mit Projekten aus Sport, Kultur und Freizeit geleitet. Sein Vertrag bei dem traditionsreichen Berliner Olympiastadion war eigentlich bis Ende Juni 2015 abgeschlossen./bh/DP/she