09.01.2015 14:31:00

Celebi prüft rechtliche Schritte gegen Niki und Air Berlin

Die Wiener Tochter des türkischen Bodenabfertigungskonzerns Celebi prüft rechtliche Schritte gegen Niki und den Mutterkonzern Air Berlin. Die beiden Fluggesellschaften waren von Mittwoch auf Donnerstag schlagartig aus dem Vertrag mit Celebi ausgestiegen, die Passagiere von Niki und Air Berlin werden nun von einer Tochter der Flughafen Wien AG eingecheckt.

"Wir haben bereits sowohl dem Kunden als auch dem Flughafen gegenüber kommuniziert, das wir mit dem Vorgehen bzw der Ankündigung nicht konform gehen bzw. einverstanden sind und sehen uns in einem aufrechten Vertragsverhältnis zwischen AB/HG (Kürzel für Air Berlin und Niki, Anm.) und Celebi Austria", heißt es in einem der APA vorliegenden internen Rundmail. Von Celebi lag dazu vorerst keine Stellungnahme vor. Ob Niki und Air Berlin eine frühzeitige Kündigungsoption hatten, ist nicht bekannt, die Verträge wären bis 2017 gelaufen. Air Berlins Konzernpressesprecher Aage Dünhaupt sagte am Freitag zur APA, dass man zu Vertragsdetails keine Stellungnahme beziehe, Air Berlin werde sich einem Gerichtsverfahren aber stellen.

Mit Air Berlin und Niki hat Celebi den größten Kunden verloren. Der Bodenabfertiger hatte sich erst Anfang 2014 mit der Übernahme des Konkurrenten Austroport bei Niki und Air Berlin quasi eingekauft und den Deal damals als "strategischen Kauf" bejubelt, mit dem der Standort Wien gestärkt werde. Austroport war zum Zeitpunkt der Übernahme für mehr als 20.000 jährliche Flüge zuständig und wickelte Reservierungen, Check-In, Ticketverkauf, Lost and Found für zahlreiche Airlines ab. Mit Abstand größter Kunde war - bis Mittwoch dieser Woche - der Flugkonzern um Air Berlin und Niki.

Am Celebi-Firmensitz in Istanbul sorgt der Verlust des Großkunden für Verunsicherung. Laut APA-Informationen soll es am Freitagnachmittag Informationen für Aktienanalysten geben. Celebi Ground Handling ist an der Börse in Istanbul gelistet. Celebi Austria gehört zur Celebi Aviation Holding, dem größten Aktionär der börsennotierten Gesellschaft. Damit hat die Situation in Wien keine direkten Auswirkungen auf die Celebi-Aktie. Nichtsdestotrotz könnte der Verlust eines wichtigen Kunden Auswirkungen auf das weltweite Geschäft des Konzerns haben und die Wachstumschancen einschränken, hieß es von Analystenseite zur APA. Der Verlust des Air-Berlin-Konzerns als Kunden sei auch deshalb brisant, da Celebi nun keinen Fuß mehr in der Tür des Air-Berlin-Großaktionärs Etihad habe.

Bei anderen wichtigen Celebi-Kunden ist eine Vertragskündigung derzeit aber offenbar kein Thema. Weder Air France/KLM noch British Airways denken daran, ihre laufenden Vertrage aufzugeben, wie es zur APA hieß. Auch der deutsche Ferienflieger Condor denkt nicht daran, Celebi den Rücken zu kehren. Im Gegenteil: Condor hat mit Jahreswechsel seine Geschäftsbeziehungen mit Celebi in Wien ausgebaut. Auch auf anderen Flughäfen weltweit vertraut Condor auf die Dienstleistungen des türkischen Ground Handlers. Man sei sehr zufrieden, so ein Sprecher zur APA.

Bei Niki und Air Berlin hingegen waren massive Qualitätsprobleme während der Sommersaison Auslöser der fristlosen Kündigung. Flieger von Air Berlin und Niki hätten teilweise um bis zu ein oder zwei Stunden verspätet abgehoben, weil Passagiere ihre Koffer aufgrund langer Schlangen an den Schaltern nicht rechtzeitig abgeben konnten, sagte ein Insider zur APA. Die Mitarbeiter seien überfordert gewesen und einzelne Check-In-Schalter unbesetzt geblieben. Deswegen steht auch eine Schadenersatzklage im Raum. Air-Berlin-Sprecher Dünhaupt: "Eine solche Klage ist im Moment kein Thema, wir lassen uns aber alle Optionen offen". Die Entscheidung hänge davon ab, wie es in der Causa weitergeht.

(Schluss) pro/tsk

ISIN GB00B128C026 AT0000911805 WEB http://www.airberlin.com http://www.viennaairport.com http://www.flyniki.com

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