19.05.2013 14:19:33

Bundesbank-Präsident: Im Kampf gegen Euro-Krise nicht nachlassen

    BERLIN (dpa-AFX) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat die Verbraucher davor gewarnt, bei Käufen auf Pump mit dauerhaft niedrigen Zinsen zu planen. "Die gegenwärtige Niedrigzinsphase darf kein Dauerzustand sein, und darauf sollte sich auch niemand verlassen. Das sollten auch all jene bedenken, die sich jetzt verschulden", sagte er der "Bild am Sonntag". Trotz positiver Nachrichten von den Märkten dürfe der Kampf gegen die Krise nicht nachlassen, forderte Weidmann.

    Die Ratingagentur Fitch stufte derweil die Kreditwürdigkeit des angeschlagenen Euro-Landes Slowenien herab. Fitch begründete die Entscheidung am Freitagabend mit merklich verschlechterten Aussichten für das Wirtschaftswachstum und den Staatshaushalt des unter einer schweren Bankenkrise leidenden Landes. Slowenien gilt als nächster Kandidat für Staatshilfen der Euro-Partner. Noch versucht das Land, seine Banken ohne externe Hilfe zu sanieren.

FITCH STUFT SLOWENIEN AB

    Die Bonitätswächter senkten die Note von bisher "A-" auf "BBB+". Der Ausblick für das Rating bleibt demnach negativ - damit droht eine weitere Herabstufung. Die aktuelle Bewertung liegt drei Noten über dem sogenannten Ramschniveau.

    Konkurrent Moody's hatte die Bonitätsnote sogar bereits in den Ramschbereich ("Ba1") gesenkt. Die dritte große Agentur, Standard & Poor's, bewertet Slowenien aber weiterhin mit "A-".

IWF: LAGE IN ZYPERN BLEIBT KRITISCH

    Je schlechter ein Rating ist, desto teurer und schwieriger kann die Aufnahme von Geld am Kapitalmarkt werden. Oder anders gesagt: Die Zinsen könnten steigen, was eine ohnehin angespannte Finanzlage weiter verschärfen könnte.

    Die Lage im hoch verschuldeten Zypern bleibt laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) trotz eines Hilfsprogramms kritisch. Es sei möglich, dass die Inselrepublik mehr Geld benötige, sollte ihre Konjunktur stärker schrumpfen als erwartet, heißt es in einem am Freitag in Washington vorgelegten IWF-Bericht. "Angesichts der ungewissen Auswirkung der Bankenkrise und Haushaltskürzungen auf die ökonomische Aktivität, bleiben die volkswirtschaftlichen Risiken ungewöhnlich hoch."

WEIDMANN WARNT VOR NEBENWIRKUNGEN

     Auch vor diesem Hintergrund warnte Bundesbank-Präsident Weidmann vor nachlassendem Eifer bei der Krisen-Bekämpfung. "Ich habe die Sorge, dass die gute Entwicklung an den Finanzmärkten und insbesondere die niedrigen Zinsen auch für Staatsanleihen dazu führen, dass der Kampf gegen die Ursachen der Krise mit weniger Nachdruck geführt wird", sagte er der "Bild am Sonntag". Das gehöre zu den "Risiken und Nebenwirkungen der Medizin, die Zentralbanken weltweit mit der Politik des billigen Geldes gerade verabreichen".

    Hintergrund ist die Kritik der deutschen Notenbank an der Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Vor allem die Staatsanleihenkäufe hätten die Währungshüter zu eng mit der Politik verwoben. Die Unabhängigkeit der EZB sei bedroht. Die Bundesbank fürchtet, dass das Ziel stabiler Preise hinter fiskalische Interessen von Schuldenstaaten zurückgedrängt werden könnte. Allerdings ist die Inflation in der Eurozone derzeit sehr niedrig.

BUNDESBAK-PRÄSIDENT WEHRT SICH GEGEN VORWÜRFE

    Weidmann, der auch Mitglied im EZB-Rat ist, bekräftigte die Vorbehalte gegen den Kurs von EZB-Präsident Mario Draghi: "Ist es eine gute Idee, dass wir einfach alle gegenseitig für unsere Staatsschulden haften? Eigentlich geht es doch darum, dass wir auf dem Weg zu einer stabileren Währungsunion vorankommen."

    Zudem wehrte sich der Bundesbank-Präsident gegen Vorwürfe, die Bundesbank verhalte sich eurofeindlich: "Kritik an der Ausgestaltung einzelner Rettungsmaßnahmen bedeutet doch nicht, dass man den Euro abschaffen will. Im Gegenteil: Für die Bundesbank gilt, dass wir den Euro erhalten wollen und zwar als stabile Währung."/jsl/mcm/DP/he

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